Seat Marbella (1987-1998)
Das Groschen-Grab

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Wer einen wirklich preiswerten Gebrauchten sucht, landet nicht selten beim Seat Marbella – und wird dann feststellen, wie teuer billig sein kann.
Motor und Karosserie
Nicht selten sind die Eltern schuld. Wenn Töchterchen ein billiges Auto bekommen soll, steht der Seat Marbella ganz oben auf der Einkaufsliste. Doch der erhoffte Spar-Trick geht beim Panda-Nachbau oft daneben. Dem kastenförmigen Gehäuse des Marbella eilt der Ruf voraus, schneller zu rosten als zu fahren. Leider nicht nur ein Gerücht, auch unser Kandidat aus dem Juli 93 gammelte eifrig an Blechkanten und -überlappungen. Zwar noch nicht kritisch, aber die zweite Hauptuntersuchung nach fünf Jahren wird sicher schwierig, wenn nicht schnellstens Gegenmaßnahmen getroffen werden.
Bei älteren Marbella rosten auch mal die Scharniere weg, zu erkennen an hängenden Türen. Marbellas wahre Sparkasse ist der kleine Reihenvierzylinder, der über die Jahre in sechs verschiedenen Varianten zwischen 837 und 903 Kubikzentimetern eingebaut wurde. Leistungsstufen: 34, 40 oder seit 97 gar 41 PS. Allerdings ist das mickrige Triebwerk ziemlich wartungsintensiv und bestraft verschlampte Inspektionen mit verkürzter Lebensdauer. Schließlich wollen alle 10.000 Kilometer acht Ventile und – je nach Baujahr – zusätzlich eine vorsintflutliche Kontaktzündung eingestellt sein.
Ein steuergünstig geregelter Kat hängt erst seit Anfang 92 im häufig brechenden Auspuff des Spaniers. Größtes Ärgernis aber ist die auf Sonnengefilde ausgelegte Zündung: Verteilerkappe und -finger nehmen schon feuchtes Nebelwetter zum Anlaß für eine Arbeitsniederlegung. Auch Anlasser und Thermoschalter, von dessen Gnaden das Anlaufen des Kühlerventilators abhängt, zeigen sich betont streikfreudig.
Bei älteren Marbella rosten auch mal die Scharniere weg, zu erkennen an hängenden Türen. Marbellas wahre Sparkasse ist der kleine Reihenvierzylinder, der über die Jahre in sechs verschiedenen Varianten zwischen 837 und 903 Kubikzentimetern eingebaut wurde. Leistungsstufen: 34, 40 oder seit 97 gar 41 PS. Allerdings ist das mickrige Triebwerk ziemlich wartungsintensiv und bestraft verschlampte Inspektionen mit verkürzter Lebensdauer. Schließlich wollen alle 10.000 Kilometer acht Ventile und – je nach Baujahr – zusätzlich eine vorsintflutliche Kontaktzündung eingestellt sein.
Ein steuergünstig geregelter Kat hängt erst seit Anfang 92 im häufig brechenden Auspuff des Spaniers. Größtes Ärgernis aber ist die auf Sonnengefilde ausgelegte Zündung: Verteilerkappe und -finger nehmen schon feuchtes Nebelwetter zum Anlaß für eine Arbeitsniederlegung. Auch Anlasser und Thermoschalter, von dessen Gnaden das Anlaufen des Kühlerventilators abhängt, zeigen sich betont streikfreudig.
Innenraum und Technik
Doch damit sind noch nicht alle Leiden aufgezählt. Neben lästigem Ölverlust fällt die wenig strapazierfähige Kupplung auf. Die hat viel auszuhalten, weil der Marbella vor allem in der Stadt gefahren wird – und selten mehr als 80.000 Kilometer überlebt.
Ungeahnte Größe prägt den Eindruck im Marbella. Die gartenstuhlähnlichen Vordersitze lassen sich weit zurückschieben, sind aber ohne Lehnenverstellung. Auch muß eine Gebläse- und Scheibenwischerstufe reichen. Und nach Airbags zu fragen ist reine Zeitvergeudung: Der Anblick von Gurtpeitschen und nackten Metallprofilen genügt, um das Kapitel Sicherheit endgültig abzuhaken.
Spricht auch was für den kleinsten Seat? Na ja, der Kofferraum – normal bereits 272 Liter groß, läßt er sich bei umgeklappter Rückbank tüchtig erweitern und kann dann fast als Studentenbude dienen. Auch die offene Ablage unter dem Armaturenbrett wird mit den kleinen Dingen des Alltags locker fertig und stellt die (Miniatur-)Handschuhfächer des Airbag-Zeitalters allemal in den Schatten. Könnte man als gutmütig bezeichnen, wäre da nicht die lasche Bremse. Sie bringt die Vorderräder kaum an die Blockiergrenze, selbst wenn der Fahrer mit Gewalt aufs Pedal steigt – sozusagen ungewolltes ABS. Dafür rollt der Marbella ganz manierlich um die Ecken, die Annäherung an den Grenzbereich geben die schmalen Reifchen lautstark bekannt. Und sorgen zugleich für so etwas wie Federungskomfort, der nicht mal von der blattgefederten Hinterachse getrübt wird.
Unterm Strich kann der Marbella damit nicht verwöhnen – schon gar nicht mit seinem fast ungedämmt plärrenden Motor. Der Sparwille seiner Fahrer bedeutet oft verschleppte Wartungen – und das wird dann mal richtig teuer. Deshalb ist ein akkurates Checkheft ein Muß. Geheimtip: Auf dem Lande suchen – dort sind Marbella meist nicht so kurzstreckengeplagt. Und weil er eben schon ein Oldie ist, gibt es viele günstige Angebote.
Ungeahnte Größe prägt den Eindruck im Marbella. Die gartenstuhlähnlichen Vordersitze lassen sich weit zurückschieben, sind aber ohne Lehnenverstellung. Auch muß eine Gebläse- und Scheibenwischerstufe reichen. Und nach Airbags zu fragen ist reine Zeitvergeudung: Der Anblick von Gurtpeitschen und nackten Metallprofilen genügt, um das Kapitel Sicherheit endgültig abzuhaken.
Spricht auch was für den kleinsten Seat? Na ja, der Kofferraum – normal bereits 272 Liter groß, läßt er sich bei umgeklappter Rückbank tüchtig erweitern und kann dann fast als Studentenbude dienen. Auch die offene Ablage unter dem Armaturenbrett wird mit den kleinen Dingen des Alltags locker fertig und stellt die (Miniatur-)Handschuhfächer des Airbag-Zeitalters allemal in den Schatten. Könnte man als gutmütig bezeichnen, wäre da nicht die lasche Bremse. Sie bringt die Vorderräder kaum an die Blockiergrenze, selbst wenn der Fahrer mit Gewalt aufs Pedal steigt – sozusagen ungewolltes ABS. Dafür rollt der Marbella ganz manierlich um die Ecken, die Annäherung an den Grenzbereich geben die schmalen Reifchen lautstark bekannt. Und sorgen zugleich für so etwas wie Federungskomfort, der nicht mal von der blattgefederten Hinterachse getrübt wird.
Unterm Strich kann der Marbella damit nicht verwöhnen – schon gar nicht mit seinem fast ungedämmt plärrenden Motor. Der Sparwille seiner Fahrer bedeutet oft verschleppte Wartungen – und das wird dann mal richtig teuer. Deshalb ist ein akkurates Checkheft ein Muß. Geheimtip: Auf dem Lande suchen – dort sind Marbella meist nicht so kurzstreckengeplagt. Und weil er eben schon ein Oldie ist, gibt es viele günstige Angebote.
Historie, Schwächen, Kosten
Modellgeschichte 1/82 Modellstart auf Basis des Fiat Panda in Spanien 1/87 Einführung des dreitürigen Fronttrieblers in Deutschland. Benziner mit 850 cm3 (34 PS) und 900 cm3 (40 PS), einziges Serienextra: Kopfstützen vorn 5/89 Modellpflege: Bremskraftregler hinten, diagonale Zweikreisbremse, 34-PS-Version bedingt schadstoffarm 12/89 Liefer-Ende fürs 850er-Modell 6/92 Neuer 900er-Motor mit G-Kat 3/95 Ein-Schlüssel-System eingeführt
Schwachstellen • Ölverlust an Motor und Getriebe • Lichtmaschine defekt • Rost an Unterbau, Türen und Klappen • Zündung und Unterbrecherkontakte defekt oder verschmutzt • Auspuff gebrochen oder durchgerostet • Anlasser defekt • Kupplung schwergängig und schnell verschlissen • Bremsen abgenutzt • gerissene Keilriemen • Elektrik anfällig
Reparaturkosten So einfach der Panda war, so primitiv ist der Marbella noch heute. Reparaturen sind daher billig, selbst in der Vertragswerkstatt. Und da viele Seat schon den Rosttod starben, hat der Schrottplatz für Schrauber einiges auf Lager.
Schwachstellen • Ölverlust an Motor und Getriebe • Lichtmaschine defekt • Rost an Unterbau, Türen und Klappen • Zündung und Unterbrecherkontakte defekt oder verschmutzt • Auspuff gebrochen oder durchgerostet • Anlasser defekt • Kupplung schwergängig und schnell verschlissen • Bremsen abgenutzt • gerissene Keilriemen • Elektrik anfällig
Reparaturkosten So einfach der Panda war, so primitiv ist der Marbella noch heute. Reparaturen sind daher billig, selbst in der Vertragswerkstatt. Und da viele Seat schon den Rosttod starben, hat der Schrottplatz für Schrauber einiges auf Lager.
Fazit und Expertentipp
Fazit "Wer glaubt, mit der Dünnblechdose Marbella sparen zu können, ist schwer auf dem Holzweg. Denn das Risiko ständiger Reparaturen ist nur für Hobbyschrauber überschaubar. Seit Neuordnung der Haftpflichtversicherung ist auch die geringe Motorleistung kein Argument, fahren doch Mittelklasse-Limousinen fürs gleiche Geld sicherer und komfortabler. Und trotz G-Kat erreicht der Spanier nicht mal Euronorm 2." Hendrik Dieckmann, Kfz-Mechaniker und AUTO BILD-Redakteur
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