Die wenigsten Autoteile wachsen auf Bäumen. Bei Scheibenwischern jedoch ist immerhin ein kleiner Teil pflanzlichen Ursprungs: Die Gummimischung enthält Naturkautschuk. Rund 450 Tonnen jährlich verarbeitet Bosch in seinem Scheibenwischerwerk im belgischen Tienen, dem größten der Welt. Dazu die doppelte Menge synthetischen Kautschuks, ergibt zusammen 320.000 Wischblätter pro Tag. Als Wischblatt bezeichnet Bosch übrigens das komplette Teil, bestehend aus Bügel, Federschiene und Wischgummi. Und wenn dann noch diese Stange dranhängt, die das Wischblatt über die Scheibe bewegt, ist die Rede vom Wischhebel. Die werden auch in Tienen hergestellt und direkt zu den Autowerken geliefert.

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Gummiberge: Etwa 450 Tonnen Naturkautschuk werden pro Jahr verarbeitet, dazu kommen Ruß sowie andere Füllstoffe und Bindemittel.
Etwa 450 Tonnen Naturkautschuk werden jährlich verarbeitet, dazu kommen Ruß sowie andere Füllstoffe und Bindemittel.
Spannender aber ist das Wischgummi. Denn Naturkautschuk und Synthese-Material werden in riesigen Maschinen zwischen beheizten Walzen zu einer Mischung geknetet. Dabei zerknallen die eingeschlossenen Luftbläschen so, als ob jemand eine Luftpolsterfolie zerdrückt. Interessant sind die Beigaben, die, aufs Gramm abgewogen, dazugemischt werden: Die Tüten sehen aus wie die von Katzenfutter, tragen aber geheimnisvolle Aufschriften. Außerdem gehört Ruß in das Gummi, schon wegen der Farbe. Das Kühlbad, durch das die Mischung anschließend in langen Bahnen läuft, enthält dagegen eine Milch, die Verkleben verhindert. Danach hat das Rohgummi erst mal Pause: Es muss 24 Stunden lagern.

Erstausrüstung oder Pappkarton

Am nächsten Tag wird es in eckige Würste geformt, die an Landjäger erinnern. Diese haben exakt definierte Eigenschaften, die auch durch eine Probe im Labor dokumentiert werden. Die Landjäger gehen dann in die sogenannte Extrudiermaschine. Diese presst das erwärmte Gummi durch eine Düse, aus der ein endloses Wischgummi fließt. Genau genommen sind es zwei, die an den Wischlippen zusammenhängen. So laufen sie durch ein Salzbad, das bei 210 Grad für eine Vernetzung, also besseren Zusammenhalt der Gummi-Moleküle sorgt. Im nächsten Arbeitsgang wird das Gummiband noch mit einer Chlorlösung behandelt, welche die Oberfläche fünf Tausendstelmillimeter tief gegen Verschleiß härtet.
So gerüstet, wird das Gummi endlich geschnitten, auf dass die mikrofeine Wischkante entsteht. Anschließend wird das Endlosband in bestimmten Längen abgeschnitten, wie sie für die Wischblätter gebraucht werden, und zum Schluss mit Graphitpuder bestäubt. Womit auch geklärt wäre, wieso man beim Wischerwechsel schwarze Finger bekommt. Die Wischgummis wandern dann in die Endmontage, nach der sich ihr Schicksal entscheidet: Mit einem Wischhebel in die Erstausrüstung oder in einem Pappkarton in einen Autoteile-Laden.