SMS-Schreiben am Steuer kann tödlich sein. Das zeigt Star-Regisseur Werner Herzog eindrucksvoll in einem neuen Film. Ein US-Gericht sorgt zudem mit einem Urteil zum gleichen Thema für weiteres Aufsehen.
Ein kurzer Gruß, eine belanglose Nachricht – und nichts ist mehr, wie es einmal war. Menschen sterben, ein Junge landet im Rollstuhl, mehrere Leben sind für immer zerstört. Zerstört, weil Menschen beim Autofahren SMS in ihr Handy schrieben. Vier Schicksale zeigt Kult-Regisseur Werner Herzog ("Fitzcarraldo", "Nosferatu") in einem neuen, gut halbstündigen Dokumentarfilm (siehe unten), den er ausgerechnet im Auftrag mehrerer amerikanischer Telefonkonzerne drehte. Titel des Streifens: "From one second to the next" ("Von einer Sekunde auf die andere").
Am Ort des Grauens: Unfallverursacher Reggie Shaw im Dokumentarfilm von Werner Herzog.
Zu Wort kommen nicht nur Zeugen, Geschädigte und Hinterbliebene, sondern auch Unfallverursacher, die mit ihrer Schuld bis an ihr Lebensende zurecht kommen müssen. So wie Reggie Shaw, der mit seiner Unaufmerksamkeit am Handy einen schweren Verkehrsunfall in Utah verursachte und einer jungen Frau ihren Vater nahm. Sie erzählt, wie ihr Dad ihr früher die Sterne am Himmel erklärte und wie sehr sie Shaw zunächst hasste. Er berichtet von dem tödlichen Moment, dem Umgang mit seiner Schuld und wie er sich dem Kampf gegen das Texten am Steuer verschrieb. Inzwischen sind sie Freunde.
Etwa 100.000 Unfälle gibt es pro Jahr in den USA, weil Autofahrer am Steuer Kurzmitteilungen schreiben. Die Schicksale in Herzogs Film sollen mögliche Nachahmer abschrecken. Genau dies hatte wohl auch ein Berufungsgericht im US-Bundesstaat New Jersey im Sinn. Es urteilte über einen Fall, bei dem zwei Motorradfahrer schwer verletzt wurden, weil ein 18 Jahre alter Autofahrer sich mit seiner 17-jährigen Freundin fleißig SMS schrieb. Das Besondere: Das Gericht hielt es grundsätzlich für möglich, dass auch der Sender (oder wie hier die Senderin) an einen Unfallverursacher eine Mitschuld tragen kann. Voraussetzung: Er weiß oder hat die begründete Annahme, dass der Empfänger gerade hinterm Steuer sitzt.
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Die zehn häufigsten Unfallursachen
Zwar konnte dies der 17-Jährigen nicht zweifelsfrei nachgewiesen werden, dennoch sorgte der Fall für Aufsehen. Nicht nur dem Gouverneur von New Jersey, Chris Christie, ging diese Beurteilung zu weit: "Der Fahrer ist verantwortlich, nicht jemand, der ihm eine Nachricht schickt. Er muss seine Augen auf der Straße lassen."
Und wieder mal hat es gekracht. Der ADAC hat die zehn häufigsten Ursachen ermittelt, die auf unseren Straßen zu Unfällen führen.
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Platz 10: Gut drei Prozent aller Unfälle ereignen sich, weil der Wagen ins Schleudern geraten ist.
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Platz 9: In gut vier Prozent aller Unfälle ist der Faher mit seinem Wagen auf den unbefestigten Seitenstreifen geraten.
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Platz 8: Bei etwa 4,5 von 100 Unfällen hat sich der Fahrer ablenken lassen und war deswegen unaufmerksam.
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Platz 7: Knapp fünf Prozent aller Unfälle passieren, weil der Fahrer mit unangepasster Geschwindigkeit unterwegs war.
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Platz 6: Etwa fünf Prozent aller verunfallten Autofahrer sind links von der Fahrspur abgekommen.
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Platz 5: Bei etwa 5,5 Prozent aller Unfälle ist das Missachten der Vorfahrt die Ursache.
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Platz 4: Zu dichtes Auffahren ist in knapp sieben Prozent der Fälle die Unfallursache.
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Platz 3: Fehler beim Überholen verursachen sieben Prozent aller Unfälle.
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Platz 2: Überhöhte Geschwindigkeit in Kurven ist in 9,5 von 100 Unfällen die Ursache dafür, dass es kracht.
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Platz 1: Das Abkommen von der Fahrbahn ist mit großem Abstand der Spitzenreiter unter den Unfallursachen. Knapp 17 Prozent aller Unfälle sind darauf zurückzuführen.