Aua, so langsam tut es wirklich weh. Die Spritpreise klettern und klettern. Wer soll das bezahlen? Alternativen zum herkömmlichen Sprit müssen hohen Preisen den Zahn ziehen. Besonders interessant: LPG, also Flüssiggas, auch Autogas genannt. Diese Gas-Variante steht im Vergleich zum Erdgas vor allem deshalb im Blickpunkt, weil sie sich in fast jedem Gebrauchtwagen mit Benzinmotor nachrüsten lässt. Außerdem ist das Tankstellennetz mit 3100 Zapfstellen mittlerweile ausreichend dicht geknüpft. Zwischen zwei verschiedenen Systemen kann man derzeit wählen: • Die sogenannten Verdampferanlagen, die das Gas gasförmig in die Brennräume einspritzen und • die neue Flüssiggaseinspritzung, auch LPI-Anlage genannt. Das Kürzel bedeutet Liquid Propane Injection, zu deutsch: Flüssig-Propan-Einspritzung. Sie befördert das Gas mit einem Druck von zehn Bar flüssig in den Ansaugtrakt. Das hat Vorteile: • Leistungsverluste im Gasbetrieb gehören der Vergangenheit an. • Die bei Verdampferanlagen höhere Brennraum-Temperatur soll es mit der LPI-Technik nicht geben – der Verschleiß im Motor fällt angeblich geringer aus.

Vorteil Flüssiggas: kein Leistungsverlust

Einbausatz von Vialle
Vialle liefert für rund 900 Fahrzeugtypen Einbausätze.
Für den alten Volvo mit seinem Euro-2-Turbomotor (99 kW/135 PS) wählten wir deshalb eine LPI-Anlage der Firma Vialle. Ihr Preis: 2450 Euro in klusive Einbau. Den erledigte Henk Boertien in Emmen/Niederlande. Seit fast 20 Jahren baut er Gasanlagen ein. Die Vorführung beim deutschen TÜV ist inklusive, so dass wir nur noch die Änderung der Fahrzeugpapiere bei der Zulassungsstelle selbst erledigen müssen (kostet etwa zwölf Euro). Wie bewährt sich das Gasauto? Wie üblich startet auch die LPI-Anlage mit Benzin, schaltet nach spätestens zwei Minuten unmerklich auf Gasbetrieb um. Nur das grüne Licht am Armaturenbrett erinnert daran.
Und tatsächlich: Der Volvo fährt gut. Auch der Traum von Tanken zum halben Preis wird wahr – fast. Aber es gibt da einen Haken: Denn der von uns gemessene Mehrverbrauch beträgt 22 Prozent. Keine wirkliche Überraschung: Die Energiedichte von Gas ist im Vergleich zum Superbenzin geringer. Trotzdem lohnt sich die Aktion: Ein Kilometer mit dem Volvo kostet im Benzinbetrieb rund 16 Cent, im Gasbetrieb gerundet nur zehn Cent. Nicht schlecht.
Technische Nachteile der Flüssigeinspritzung? Die Pumpen in den Tanks fielen in der Vergangenheit teilweise nach kurzen Laufzeiten aus. Die neueste Pumpen-Generation – wie sie in unserem Volvo steckt – soll problemlos arbeiten. Wir werden sehen. Und darüber berichten. Fazit einstweilen: Bislang halten Umrüster und Flüssiggas-Anlage, was sie versprechen. Leistung und Mehrverbrauch bewegen sich im grünen Bereich, es sind keinerlei Unterschiede im täglichen Betrieb spürbar. Keine Frage: So sollte jede Autogas-Umrüstung laufen. Das A und O sind aber ein erfahrener Umrüster und eine Anlage, die in ihren Komponenten perfekt auf den Wagen abgestimmt ist. Und dann muss ein nicht mehr ganz junges Auto wie unser Volvo möglichst lange durchhalten – weil sich sonst der beste Umbau nicht amortisiert.

Leistung und Verbrauch auf dem Prüfstand

Leistungsverlust? Mehrverbrauch? AUTO BILD wollte es genau wissen und hat den Volvo zweimal auf dem Leistungsprüfstand gemessen. Unerwartetes Ergebnis: eine geringfügige Mehrleistung um ein PS sowie ein leicht erhöhtes Drehmoment im Gasbetrieb. Das ließ einen hohen Gasverbrauch befürchten. Auf der Prüfstrecke nahm sich der betagte Volvo Turbo großzügige 11,2 Liter Super auf 100 km. Der Gasverbrauch: 13,6 l/100 km, also rund 22 Prozent mehr.

Autogas, LPG oder Erdgas – was sind die Unterschiede?

Autogas oder auch LPG (Liquified Petroleum Gas) ist ein Gemisch aus Propan und Butan, wird bei einem Druck von fünf bis zehn Bar flüssig gespeichert. Im Prinzip ist es nichts anderes als das Kartuschengas für dem Campingkocher. Im Gegensatz dazu wird Erdgas oder CNG (Compressed Natural Gas) unter sehr hohem Druck (rund 200 bar) gasförmig gespeichert – entsprechend stabiler müssen die Tanks sein. Beides lässt sich als Kraftstoff nutzen, allerdings sind die jeweiligen Umbauten nicht miteinander kompatibel.

Kommentar von AUTO BILD-Redakteur Bernd Volkens

Volvo
Da lacht der Volvo-Fahrer: 40 Euro reichen mit Autogas für etwa 400 Kilometer.
Keine Angst vor Autogas Mein Freund Hinnerk weiß alles. Und Gas kommt ihm nicht ins Auto. Der reitet doch nicht wie Münchhausen auf der Kanonenkugel. Und natürlich weiß Hinnerk auch, dass die Motoren am Gas verrecken. Alles Quatsch, Stammtisch-Parolen. Autos explodieren nur im Film, nicht im richtigen Leben. Tests haben bewiesen, dass ein Gastank sicherer als ein mit Benzin gefüllter ist. Auch die Angst vor Motorschäden ist unbegründet. Viele europäischen Nachbarn fahren schon lange mit Autogas. Problemlos, preiswert. Also, was spricht dagegen? Umrüsten, sparen! Wann die Investition sich lohnt, steht hier. Jede Menge Infoseiten zum Thema finden Sie rechts im Kasten "Weitere Links":