So rüsten Sie Ihr Auto auf Gas um
Tanken zum halben Preis

—
Ein schöner Traum. Er kann sogar wahr werden. Mit LPG, also Flüssiggas, auch Autogas genannt. AUTO BILD begleitet die Umrüstung eines alten Volvo 940 auf eine neue Flüssiggasanlage.
Bild: Ralf Timm
Aua, so langsam tut es wirklich weh. Die Spritpreise klettern und klettern. Wer soll das bezahlen? Alternativen zum herkömmlichen Sprit müssen hohen Preisen den Zahn ziehen. Besonders interessant: LPG, also Flüssiggas, auch Autogas genannt. Diese Gas-Variante steht im Vergleich zum Erdgas vor allem deshalb im Blickpunkt, weil sie sich in fast jedem Gebrauchtwagen mit Benzinmotor nachrüsten lässt. Außerdem ist das Tankstellennetz mit 3100 Zapfstellen mittlerweile ausreichend dicht geknüpft. Zwischen zwei verschiedenen Systemen kann man derzeit wählen: • Die sogenannten Verdampferanlagen, die das Gas gasförmig in die Brennräume einspritzen und • die neue Flüssiggaseinspritzung, auch LPI-Anlage genannt. Das Kürzel bedeutet Liquid Propane Injection, zu deutsch: Flüssig-Propan-Einspritzung. Sie befördert das Gas mit einem Druck von zehn Bar flüssig in den Ansaugtrakt. Das hat Vorteile: • Leistungsverluste im Gasbetrieb gehören der Vergangenheit an. • Die bei Verdampferanlagen höhere Brennraum-Temperatur soll es mit der LPI-Technik nicht geben – der Verschleiß im Motor fällt angeblich geringer aus.
Vorteil Flüssiggas: kein Leistungsverlust

Und tatsächlich: Der Volvo fährt gut. Auch der Traum von Tanken zum halben Preis wird wahr – fast. Aber es gibt da einen Haken: Denn der von uns gemessene Mehrverbrauch beträgt 22 Prozent. Keine wirkliche Überraschung: Die Energiedichte von Gas ist im Vergleich zum Superbenzin geringer. Trotzdem lohnt sich die Aktion: Ein Kilometer mit dem Volvo kostet im Benzinbetrieb rund 16 Cent, im Gasbetrieb gerundet nur zehn Cent. Nicht schlecht.
Technische Nachteile der Flüssigeinspritzung? Die Pumpen in den Tanks fielen in der Vergangenheit teilweise nach kurzen Laufzeiten aus. Die neueste Pumpen-Generation – wie sie in unserem Volvo steckt – soll problemlos arbeiten. Wir werden sehen. Und darüber berichten. Fazit einstweilen: Bislang halten Umrüster und Flüssiggas-Anlage, was sie versprechen. Leistung und Mehrverbrauch bewegen sich im grünen Bereich, es sind keinerlei Unterschiede im täglichen Betrieb spürbar. Keine Frage: So sollte jede Autogas-Umrüstung laufen. Das A und O sind aber ein erfahrener Umrüster und eine Anlage, die in ihren Komponenten perfekt auf den Wagen abgestimmt ist. Und dann muss ein nicht mehr ganz junges Auto wie unser Volvo möglichst lange durchhalten – weil sich sonst der beste Umbau nicht amortisiert.
Leistung und Verbrauch auf dem Prüfstand
Leistungsverlust? Mehrverbrauch? AUTO BILD wollte es genau wissen und hat den Volvo zweimal auf dem Leistungsprüfstand gemessen. Unerwartetes Ergebnis: eine geringfügige Mehrleistung um ein PS sowie ein leicht erhöhtes Drehmoment im Gasbetrieb. Das ließ einen hohen Gasverbrauch befürchten. Auf der Prüfstrecke nahm sich der betagte Volvo Turbo großzügige 11,2 Liter Super auf 100 km. Der Gasverbrauch: 13,6 l/100 km, also rund 22 Prozent mehr.
Autogas, LPG oder Erdgas – was sind die Unterschiede?
Autogas oder auch LPG (Liquified Petroleum Gas) ist ein Gemisch aus Propan und Butan, wird bei einem Druck von fünf bis zehn Bar flüssig gespeichert. Im Prinzip ist es nichts anderes als das Kartuschengas für dem Campingkocher. Im Gegensatz dazu wird Erdgas oder CNG (Compressed Natural Gas) unter sehr hohem Druck (rund 200 bar) gasförmig gespeichert – entsprechend stabiler müssen die Tanks sein. Beides lässt sich als Kraftstoff nutzen, allerdings sind die jeweiligen Umbauten nicht miteinander kompatibel.
Kommentar von AUTO BILD-Redakteur Bernd Volkens

Service-Links