Sophie Flörsch gegen W-Series

Sophia, nächstes Jahr startet die neue W-Series, also eine Formel-Serie nur für Frauen. Wie stehen Sie dazu?
Ich finde es super, dass jemand sieht, dass Frauen unterstützt werden müssen, weil wir eine Minderheit sind. Aber wir können es genauso wie die Jungs. Deshalb ist es für mich der falsche Weg. Ich habe mit dem Sport mit fünf Jahren angefangen, weil man gegen Jungs kämpft. Das ist cool und so ziemlich der einzige Sport neben Reiten, wo das möglich ist. Ich will gegen die Besten gewinnen. Außerdem gibt es viel zu wenig Frauen – und wie fahren alle auch nicht auf einem Niveau. Deshalb macht es keinen Sinn, so eine Serie zu gründen.

Flörsch will nicht in der Frauen-Formel teilnehmen

Warum können Frauen durchaus im Motorsport gegen Männer bestehen?
Meiner Meinung nach haben wir keinen Nachteil. Wir müssen vielleicht etwas härter an unserem Körper arbeiten und mehr trainieren, aber wenn man den Sport liebt, ist das kein Problem. Wir haben sogar Vorteile als Mädchen, fahren etwas durchdachter und machen eben keine Harakiri-Manöver wie die Jungs. Im Tourenwagen habe ich gegen Jungs gewonnen, letztes Jahr in der Formel 4 stand ich auch auf dem Podium. Ellen Lohr hat es vor vielen Jahren in der DTM bewiesen.

Ist die Formel W also ein Rückschritt für Frauen im Motorsport?
Ich verstehe halt nicht: Alle versuchen derzeit Equality zu schaffen und uns Frauen gleichberechtigt zu behandeln. Ich denke da nur an #Metoo. Und dann kommt sowas! Das heißt ja eigentlich, dass sie nicht dran glauben, dass wir gegen Männer bestehen können. Deswegen will ich das nicht fahren. Einfach weil ich zeigen will, dass ich auch als Frau gegen Männer kämpfen kann. Das ist nötig, um mehr Mädchen in den Sport zu holen. Die W-Series bringt nur Verwirrung.

Für die Serie ist ein hohes Preisgeld ausgeschrieben. Würde das Ihrer Karriere nicht weiterhelfen?
Man gewinnt zwar 500 000 Euro, das ist sehr viel Geld, ja, aber es reicht auch nicht wirklich für mehr. Bei Sponsoren kann ich jetzt schon sagen, dass ich die beste Frau in Deutschland bin. Da brauche ich keine Frauenserie.

Sie engagieren sich auch in der „Dare-to-be-different“-Stiftung von Susie Wolff.
Genau. „Dare to be different“ will zeigen, dass man anders sein und Spaß im Kampf gegen Jungs haben kann. Die W-Series ist das komplette Gegenteil.

Wie selbstbewusst muss man eigentlich sein, um sich in dieser Männer-Motorsport-Domäne durchzusetzen?
Ich musste mir das natürlich auch aneignen und ganz sicher brauchst du als Mädchen mehr Selbstbewusstsein und musst mit stolzer Brust durchs Fahrerlager laufen, auch wenn es nicht so läuft. Aber sobald die Jungs dich respektieren, funktioniert es. Aber das gilt für Jungs und Mädchen.