Einem Porsche Panamera in die Technik zu greifen, um ihn per Tuning performant aufzurüsten, mag manchem Betrachter unnötig erscheinen. Schließlich ist das Portfolio der Stuttgarter mit insgesamt vier Verbrennern (Panamera 4, 4S, GTS und Turbo) und den beiden Hybrid-Modellen Panamera 4 E-Hybrid und Turbo S E-Hybrid bereits sehr gut aufgestellt, um für jeden Leistungshunger das passende Modell bereitzuhalten.

Nur der V6 erhält eine kleine Leistungsspritze

Speedart speedHYBRID PS9-500
Mehr Dampf: Die Systemleistung des Porsche steigert Speedart auf 508 PS und 799 Newtonmeter.
Porsche-Veredler Speedart lässt sich von der komplexen Technik des Hightech-Bombers nicht einschüchtern und spendiert dem Biturbo-V6 des Panamera 4 E-Hybrid (330 PS, 450 Nm) eine wohldosierte Leistungsspritze von 46 PS und 99 Newtonmeter per Zusatzbox. Der Elektromotor mit 100 kW und 400 Nm Serienleistung bleibt unberührt. Die maximale Systemleistung beziffert der Tuner mit 508 PS und 799 Newtonmetern. Dass hier kein Panamera von der Stange vorrollt, wird schon auf den ersten Blick klar: flachbereifte Schmiederäder in 22 Zoll vergittern die giftgrünen Bremssättel (Serie), per Tieferlegungsmodul für die Luftfederung sackt die Limo 20 mm näher an den Asphalt. Am Heck garniert eine gezackte Lippe den serienmäßigen Ausfahrspoiler. Auffälliger geriet da schon die knallige Porsche-Sonderlackierung in Kaminrot, die Speedart mit einer schwarzen Folierung im Zielflaggendesign aufstylt.

Gaspedalkennlinie und Sound werden angepasst

Speedart speedHYBRID PS9-500
Die Sensibilität des Gaspedals lässt sich anpassen, zwei Soundmodule sorgen für satten Klang.
Im Interieur greifen die Leonberger Veredler das Acidgreen der Bremssättel und Türembleme auf, das bei Porsche seit einigen Jahren die Hybridmodelle kennzeichnet: die Ziernähte von Armaturenträger und Türtafeln, der lackierte Fahrmodusschalter und die Zwölf-Uhr-Markierung des neu bezogenen Lenkrads erhalten Akzente in der hellgrünen Signalfarbe. Neben dem wulstig aufgepolsterten Dreispeicher sitzt die Fernbedienung für die Einstellung der Gaspedalsensibilität: träge ausgelegt für Sparfahrten im E-Modus oder direkt ansprechend für sportliche Ausritte – das Ansprechverhalten des elektronischen Gaspedals ist in mehreren Stufen einstellbar. Eine Handy-App steuert ein weiteres Tuning-Highlight des PS9-500: das Active Vibration System. Dieses verfügt über zwei Soundmodule unter der Motorhaube und an einem Träger im Heckbereich der Karosserie, welche die Schwingungen von Motor und Auspuff in mehreren Stufen klanglich verstärken sollen.

Die Serie steckt der Speedart locker in die Tasche

Speedart speedHYBRID PS9-500
In 4,0 Sekunden geht der speedHYBRID auf Tempo 100, nach 14,5 Sekunden liegen 200 km/h an.
Klingt merkwürdig, funktioniert aber: Ein satter Brummton vertont das eher fade Ansauggeräusch des V6 und das Nachbrodeln der optionalen Porsche-Sportabgasanlage harmonisch nach. Die Intensität ist für beide Module separat regelbar. Eine spannende und vor allem TÜV-konforme Alternative zu den mittlerweile illegalen Soundgeneratoren mit externem Lautsprecher, die uns – auch angesichts der 127.833 Euro für einen Panamera 4 E-Hybrid im vollen Speedart-Ornat – mit 1190 Euro durchaus fair gepreist erscheint. Ob das auch für die Leistungssteigerung gilt, prüfen wir auf unserer Messstrecke. Porsche gibt die Beschleunigung des Panamera 4 E-Hybrid mit 4,6 Sekunden auf 100 km/h an. Ein von uns gemessener Panamera 4S mit 440 PS schaffte den Standardsprint in 4,0 Sekunden und benötigte deren 15,5 bis 200 km/h. Trotz seiner 270 Kilo Mehrgewicht durch E-Antrieb und Akkus schafft der Speedart ebenfalls 4,0 Sekunden bis Tempo 100 und 14,5 Sekunden auf 200 km/h.
In den Elastizitätswerten ist er dem 4S in allen Gängen klar überlegen. Die 508 PS Systemleistung sind also vorhanden. Auffällig: die teils holprigen Schaltvorgänge des PDK, dessen Software wohl noch einer Anpassung an das erhöhte Drehmoment bedarf.
Das Fazit von Guido Komp: "Speedart verhilft dem Panamera 4 E-Hybrid zu einer emotionaleren Akustik und hervorragenden Fahrleistungen zu fairen Preisen. Folierung und Heckspoilerlippe sind genauso Geschmacksache wie die Farbakzente im Innenraum. Weniger empfehlenswert: der teure Schmiederadsatz in 22 Zoll – Kurvenhandling und Abrollkomfort leiden unter der flachen Extrembereifung spürbar."
AUTO BILD SPORTSCARS-Testnote: 2

Von

Guido Komp