532,93 km/h! Mit dieser Zahl sorgte der US-Hersteller SSC North America vor wenigen Wochen für Aufsehen. Der 1774 PS starke Hypersportwagen SSC Tuatara knackte auf einer öffentlichen Straße in der Wüste von Nevada den Geschwindigkeitsrekord für Serienautos. Mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 508,73 km/h sicherte sich SSC North America einen Eintrag im Guinness Buch der Rekorde (AUTO BILD berichtete). Doch es kommen immer mehr Zweifel auf, ob der Tuatara tatsächlich 532,93 km/h schnell gewesen ist. Das wissen wir bis jetzt!
SSC Tuatara Rekordfahrt
Ist der Tuatara tatsächlich über 500 km/h gefahren? SSC sagt ja und will es bei einer neuen Rekordfahrt beweisen.

Bild: SSC North America, LLC.
Los ging es mit einem Video des britischen Youtubers Shmee150, der gleich mehrere Ungereimtheiten in dem bei Top Gear veröffentlichten Videos des Topspeed-Runs festgestellt hat. In bester Sherlock Holmes-Manier hat Shmee150 Abstände analysiert, Geschwindigkeiten berechnet, Onboard-Aufnahmen vom SSC Tuatara mit denen des vorherigen Rekordhalters auf derselben Strecke, dem Koenigsegg Agera RS, verglichen und sogar die Übersetzungen des Getriebes und die daraus resultierenden Höchstgeschwindigkeiten errechnet. Außerdem macht er darauf aufmerksam, dass der digitale Tacho des Tuatara verpixelt ist und man sich stattdessen auf die eingeblendeten Telemetrie-Daten verlassen müsse. Alle diese Punkte kommen zu einem übereinstimmenden Ergebnis: Irgendetwas stimmt nicht!
Dieses Video, das innerhalb weniger Tage fast eine Million Aufrufe generiert hat und unzählige Male innerhalb der Auto-Community geteilt wurde, hat hohe Wellen geschlagen. Inzwischen hat sich Rekordfahrer Oliver Webb, übrigens auch Brite und ein Freund von Shmee150, auf Instagram geäußert und sogar SSC hat inzwischen Stellung genommen und einen Fehler eingeräumt.

Wie schnell war der SSC Tuatara wirklich?

Doch der Reihe nach: Anhand seiner Berechnungen und der Tatsache, dass der Tuatara im Vergleich zum Koenigsegg Agera RS länger für dieselbe Strecke gebraucht hat, vermutet Shmee150, dass der Tuatara "nur" rund 280 mph (etwa 450 km/h) schnell gefahren sei. Gleichzeitig betont er mehrfach, dass er glaubt, dass der SSC zweifelsohne sehr schnell sei, es sich womöglich auch lediglich um einen Fehler in der Bearbeitung des Videos handeln könne. Womöglich seien die falschen Bilder mit den nicht zum entsprechenden Lauf gehörenden Telemetrie-Daten unterlegt wurden.
Ab hier überschlagen sich die Ereignisse: In einer ersten Pressemitteilung lässt SSC verlauten, dass der österreichische Test- und Messsystem-Hersteller Dewetron den Rekordlauf von 532,93 km/h offiziell bestätigt habe. Doch noch am selben Tag veröffentlichte Dewetron eine Information, die besagt, dass Dewetron den Rekord weder be-noch widerlegen kann, da kein offizieller Mitarbeiter vor Ort in Nevada war. Zwei Tage später erklärt SSC, dass es gute und schlechte Neuigkeiten gebe: Die Zahlen per se seien korrekt, jedoch gebe es grundlegende Fehler in der Kombination der Telemetrie-Daten und Videobilder.

SSC will den Rekordversuch wiederholen

Gleichzeitig muss man SSC North America zugutehalten, dass sie mit Aufkommen des ersten Videos versucht haben, die offenen Fragen zur Rekordfahrt zu beantworten. Als der Druck immer größer wurde hat SSC-Firmengründer Jerod Shelby eine emotionale Video-Botschaft veröffentlicht, in der er die Ungereimtheit zugibt aber auch erklärt, dass er die Rohdateien des Footage angefordert hat und die ganze Sache sehr ernst nimmt. Um ein für allemal zu klären, wie schnell der SSC Tuatara wirklich ist, möchte SSC die Rekordfahrt so bald wie möglich wiederholen. Dieses Mal mit mehreren GPS-Messgeräten und deren Verantwortlichen vor Ort. Plus es wird einen Special Guest geben: Shmee150 wurde ganz offiziell von SSC zum nächsten Rekordversuch eingeladen.