Dass der Strom aus der Steckdose kommt, ist nicht mehr als eine gängige Plattitüde. Für Elektroautos kommt der Saft jedoch vordringlich aus der Batterie. Und die ist bislang eine recht divenhafte Stromquelle. Die Kapazitäten der Energiespeicher sind alles andere als ausreichend. "Leistung und Reichweite müssen sich noch erheblich steigern", sagte Professor Heiko Weller von Bosch bei einem Workshop auf der Nationalen Strategiekonferenz Elektromobilität in Berlin. Er leitet bei dem Konzern die Entwicklung des Elektroautos der zweiten Generation. Viele technische Details zum alltagsfähigen Stromfahrzeug seien noch ungeklärt und bedürften öffentlicher Fördergelder: "1,8 Milliarden Euro", hat Weller hochgerechnet, fehlen der Wirtschaft, davon 400 Millionen für die Entwicklung leistungsfähiger Batterien.

Nur sechs Lieferanten für Auto-Akkus weltweit

Allgemein stimmen die Experten darin überein, dass der Akku der Auto-Zukunft ein Lithium-Ionen-Speicher ist. Allerdings fehlen hier in Europa noch Erfahrungen. Fast 99 Prozent der weltweiten Produktion stammt aus Asien. Und selbst dort erfüllen viele Produkte kaum die hohen Qualitätsanforderungen der Autobauer: "Handy-Akkus auf Lithium-Ionen-Basis sind kaum vergleichbar mit klassischen Autobatterien", sagt Dr. Andreas Gutsch vom deutschen Hersteller Li-Tec Battery. Bisher erreichen die Hochleistungs-Batterien 4000 Ladezyklen, 4-5 Jahre würden sie halten. Doch das seien Ergebnisse unter Laborbedingungen – Serienfertigung ist noch Zukunftsmusik. Derzeit gebe es weltweit gerade einmal sechs Anlagen, die Rohstoffe für Auto-Akkus liefern könnten. Li-Tec ist in das Geschäft erst kürzlich eingestiegen und wird rund 300 Millionen Euro investieren. Erste Ergebnisse erwartet Gutsch in fünf Jahren. Andere Technologien sind bislang allenfalls Science-Fiction, der Forschungsaufwand ist enorm.

Alleine das Batteriesystem wiegt 330 Kilo

Immerhin stammt die erste Lithium-Ionen-Batterie in einem Auto (Mercedes S-Klasse mit Hybridantrieb) aus Europa. Doch für ein reines Elektroauto reicht die Leistung dieser Batterien nicht. "Wir können mit einem Elektro-Golf derzeit etwa 100 Kilometer fahren, ohne den Innenraum zu sehr einschränken zu müssen – unbezahlbar wird das Fahrzeug dennoch", sagte Hanno Jelden von Volkswagen. Energiezufuhr, Kosten, Lebensdauer, Sicherheit und Verfügbarkeit seien noch gar nicht geklärt. Mit dem heutigen Stand der Technik benötige ein Auto der Golf-Klasse 200 Watt-Stunden Energie, um einen Kilometer weit zu fahren. Um 100 Kilometer Reichweite zu ermöglichen, seien deshalb 200 Kilogramm Zellen notwendig. Das gesamte Batteriesystem wiege dann 330 Kilogramm – viel für ein Auto, das insgesamt kaum mehr als eine Tonne auf die Waage bringen sollte.

Extra-Stromfresser

"Zudem müssen wir uns klar machen, dass diese Daten bei 20 Grad Außentemperatur ermittelt wurden – ohne dass Klimaanlage oder Heizung in Betrieb waren", so Jelden. Doch die zahlreichen Nebenaggregate an Bord eines modernen Autos brächten nicht nur erhebliches zusätzliches Gewicht, sondern auch zusätzlichen Energieverbrauch mit sich. Leichtbau als Gegenmittel sei auch keine Lösung, denn sie macht den Wagen erheblich teurer. Ein kleineres Fahrzeug als Bemessungsgrundlage hält der VW-Mann für indiskutabel – anders der Kollege von Bosch: "Wenn man das Elektroauto eher als Kurzstreckenfahrzeug der Megacities der Zukunft definiert, könnte man die Leistungsdaten etwas nach unten korrigieren", schlug Weller vor. Doch egal, ob Familienstromer oder Lifestyleflitzer – "die Industrie inEuropa muss in Gang kommen", appellierte Batterie-Produzent Gutsch.

Von

Roland Wildberg