Mercedes will es jetzt wissen. Mit einem neuen, kraftvollen und kultivierten Dieselmotor soll die C-Klasse endlich gegen die Konkurrenten Audi A4 und BMW 3er gewinnen.
Uns steht ein heißer Herbst ins Haus. Ins Schwitzen bringt uns Mercedes mit seinem neuen Vierzylinder-Dieselwunder in der C-Klasse. Der C 250 CDI soll mit strammen 204 PS und feinen Manieren endlich einen Sieg gegen die Erzrivalen von Audi und BMW einfahren. Die schicken mit dem A4 2.0 TDI und dem 320d ebenfalls ihre stärksten Vierzylinder-Diesel – was zwar rund 30 PS Leistungsdefizit bedeutet, aber auch etwa 7000 Euro Preisvorteil gegenüber der Marketing-Masche von Mercedes. Denn zunächst kommt der C 250 CDI nur als teure "Prime Edition". Mal sehen, ob die Erstlings-Edition am Ende wirklich als Erste durchs Ziel geht.
Antrieb: einen Oscar für den 2,1-Liter-Common-Rail
Gäbe es einen Oscar für Motoren, der neue 2,1-Liter-Common-Rail-Diesel aus Stuttgart bekäme ihn. Nicht nur weil er dank hellwacher und spontan zupackender 204 PS wie ein Derwisch über den Asphalt tanzt und seinen Kollegen aus München (177 PS) und Ingolstadt (170 PS) locker die Schau stiehlt. Auch nicht allein aus dem Grund, dass er die wahrlich beeindruckenden Drehmoment-Gipfel von Audi und BMW (jeweils 350 Nm ab 1750/min) mit hochalpinen 500 Nm (ab 1600/min) zu sanften Hügeln degradiert. Nein, erst die Mischung aus unbändiger Kraft und hoher Laufkultur verleiht dem C 250 CDI eine echte Sonderstellung. Sanft säuselnd und bestenfalls unter Volllast dezent knurrend fliegt der Benz mit Macht aus den Startblöcken, nimmt über den gesamten Drehzahlbereich (wie Audi bis 5200/min) lustvoll fordernd Gas an und beweist schon knapp über 1000 Touren ausreichend Schwung. So reichen dem immerhin 1656 Kilogramm schweren Sternen-Kreuzer schlanke 7,3 Sekunden bis Tempo 100. Dem 3er nimmt die C-Klasse damit fast eine, dem A4 sogar volle zwei Sekunden ab. Nicht mal die im Vergleich zu BMW und gegenüber der präzisen Audi-Box leicht hakelige Schaltung kann den Sternen-Sturm ernsthaft bremsen.
Der ebenfalls laufruhige und spritzige 320d dreht nach oben nicht ganz so locker aus, der spontan und gleichmäßig ansprechende A4 2.0 TDI bleibt unter 1500 Umdrehungen zurückhaltender. Und wen es interessiert, weil er permanent im Express-Modus über deutsche Autobahnen huscht: Wenn Audi und BMW bei 230 km/h an Luft- und Rollwiderständen scheitern, spielt der Benz noch munter bis Tempo 246 mit. Klar, dass solche Kraft-Kapriolen nicht nur mit Luft und Liebe machbar sind. Der C 250 CDI verlangt alle 100 Kilometer 6,9 Liter Diesel. Zwar der höchste Wert in diesem Vergleich, angesichts der 6,6 Liter des schwächeren A4 aber doch respektabel. Wirklich überzeugend geht ohnehin nur der BMW mit dem teuren Dieselsaft um. Dank ausgeklügeltem Start-Stopp-System und weiterer intelligenter Spartechnik reichen dem Münchener 5,9 Liter für 100 Kilometer – Applaus. Und an die Verantwortlichen bei Audi und Mercedes den Tipp: ganz schnell nachmachen.
Karosserie: enger Fond im Benz
Jede einzelne der drei Mittelklasse-Limousinen umgarnt ihren Piloten mit üppigem Platzangebot und feiner Premium-Qualität. Wenn man hier meckern will, dann allenfalls über die im Mercedes weniger fein wirkenden Materialien. Ernsthafter müssen wir über den engen Fond des Benz schimpfen. Quasi als Ausgleich trumpft die C-Klasse aber als bester Lastesel auf, sowohl im Heck als auch am Haken schleppt der Stuttgarter am meisten. Und sorgt sich auch am intensivsten um seine Gäste. Die Prime Edition lässt neben zahlreichen Airbags und elektronischen Engeln sogar PreSafe aufmarschieren – das steht bei 3er und A4 nicht mal in der Aufpreisliste.
Komfort: Das Wohlfühlen wird in der C-Klasse am größten geschrieben
Weniger ist oft eben mehr. Der A4 mit Standardfahrwerk (ohne Dämpferregelung/ Tieferlegung) federt ausgesprochen ausgewogen, lässt uns zusammen mit den gut ausgeformten Sitzen zufrieden die Ode an die Freude summen. Die C-Klasse federt jedenfalls nicht besser und überrascht als Prime Edition mit 17-Zoll-Alus durch leichte Zitterattacken auf kleinen Unebenheiten. Das Wohlfühlen an Bord wird im Benz dennoch am größten geschrieben. Dafür sorgt neben der umfangreichen Ausstattung auch das entspannend niedrige Geräuschniveau. Im Pannenfall unter Umständen ein Segen, im Alltag eher ein Fluch: die Runflat-Reifen des BMW, die uns bei kleinen Schäden noch bis in die nächste Werkstatt retten. Wegen der steiferen Flanken rollt der 3er weniger geschmeidig ab und büßt beim Komfort einige Punkte ein, lässt sich die Klimaautomatik außerdem als einziger extra bezahlen. Die Ausstattungspolitik im Hause BMW ist eindeutig verbesserungsfähig.
Wie die Kontrahenten in den Kapiteln Fahrdynamik und Kosten abgeschnitten haben, erfahren Sie oben in der Bildergalerie. Den gesamten Test können Sie sich auch bequem als PDF herunterladen. Und wie sich der neue Audi Q5 gegen Mercedes GLK und BMW X3 schlägt, erfahren Sie hier.