Test BMW 123d/130i
Die Bayern machen Dampf

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Zwei Herzen, eine Seele: Der 123d fordert den 130i zum Duell. Kann das neue Diesel-Topmodell dem stärksten 1er Paroli bieten? Der BMW-Bruderkampf bringt neue Brisanz in die Glaubensfrage um das richtige Antriebskonzept.
Benziner oder Diesel? Dieser Dauerbrenner unter den Antriebsfragen hat sich durch die Drehmomentexplosion bei den Selbstzündern zu einem Flächenbrand ausgeweitet. Nun heizt BMW die Diskussion mit einem neuen 1er weiter an. Und wie: Der 123d ist der weltweit erste Diesel-Vierzylinder mit Twinturbo-Aufladung. Sein Zweiliter-Vierventiler leistet 204 PS, erreicht ein Drehmoment von 400 Newtonmetern und krönt damit die Diesel-Palette der 1er-Reihe auf beeindruckende Weise. Zumindest auf dem Papier sind seine Werte so vielversprechend, dass er sogar dem Kräftigsten aller 1er, dem 130i, gefährlich werden könnte. Er ist bärenstark, sauschnell, in der Anschaffung günstiger, verbraucht erheblich weniger, und sein Kraftstoff ist zudem billiger. Darf man so denken? Kann der 123d eine Alternative zum 130i sein? Oder ist der Vergleich Öl-König gegen Benzin-Kaiser ein unzulässiges Duell? Rein optisch sind beide eineiige Zwillinge. Bis auf die Auspuffspitzen – beim 130i ein glänzendes Doppelrohr, der 123d trägt ein mattschwarzes Oval – und die Typbezeichnung gibt's keinerlei sichtbare Unterschiede. Auch Bereifung und Ausstattung sind fast identisch. Gleiches gilt für Handling und Komfort. Und auf der Waage zeigt der Diesel nur ein Mehrgewicht von elf Kilogramm.
BMWs Start-Stopp-Technik ist für den Diesel wenig schmeichelhaft

Der 130i gibt jederzeit den kultivierten Mann von Welt

Bei dieser Sorte Mensch werden vielleicht nicht die Spritkosten in die Kaufentscheidung einfließen, dafür aber der Ökogedanke. Hier kommt dann doch der 123d ins Spiel, der zwar seinen Werksverbrauch um 1,7 Liter verfehlt, aber viel weniger schluckt als der Benziner und mit guten CO2-Emissionswerten punktet. Motto: Ich will Spaß, ich geb' Gas mit gutem Umweltgewissen. Für Vielfahrer ist der Fahrspaß mit dem 123d sauberer und deutlich günstiger als beim 130i. So gesehen, hat der Zweikampf beinahe religiöse Züge: 123d und 130i sind wie Kain und Abel. Unter ökologischen und Kostenkriterien ist der Diesel jederzeit zum Brudermord am Benziner fähig und entscheidet den Zwillings-Zwist für sich. Ein klarer Sieg nach Punkten. Aber es gibt ja eine andere, gefühlsmäßige Ebene. Auf der verdichtet sich das Duell zu einer reinen Herzensangelegenheit, die finanzielle Opfer fordert. Wer BMW im traditionellen Sinne als Sportmarke versteht, kommt am Benziner nicht vorbei. Er ist das dynamischere Modell. Da mag der Superdiesel noch so mit den Hinterrädern scharren, mehr leidenschaftliches Feuer entfacht der Benziner mit seinem genialen Saugmotor.
Fazit von AUTO BILD-Redakteur Jörg Maltzan
Mit dem 123d setzt BMW seiner gelungenen "Efficent-Dynamic-Strategie" eine neue Krone auf. Der Vierzylinder-Diesel mit zweistufiger Turboaufladung ist für sich genommen ein grandioses Triebwerk. Entscheidet der Bauch und nicht das Konto, fällt meine Wahl aber auf den 130i. Die 265-PS-Topversion verkörpert ein kompaktes Sportmodell in bester BMW-Tradition.
Der Doppelturbo im Detail
Ein kleiner Lader macht bei niedrigen Drehzahlen Dampf und wird bei höheren Touren durch eine größere Turbine ergänzt. Dadurch setzt der Turboeffekt ohne Zeitverzögerung ein. Eine Regelklappe verteilt den Abgasstrom variabel auf beide Lader. Die exakte Steuerung erledigt eine komplexe Motorelektronik.
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