Endlich sind sie wieder auf gleicher Höhe, die beiden bayerischen Kompakten von Audi und BMW. Nachdem die Münchner den 1er mit dem 265 PS starken Sechszylinder voriges Jahr ins Rennen geschickt haben, ziehen die Ingolstädter mit dem gleich starken Audi S3 nach. Wurde aber auch Zeit. Denn der Trend geht eher zu kompakten Sportlern mit üppiger Ausstattung als zu größeren Autos mit dem spartanischen Charme einer Kirchenbank. Ganz gleich, wie die Verpackung aussieht. Und die könnte bei den beiden unterschiedlicher nicht sein. Was sie eint ist die Fahrzeuglänge von knapp 4,2 Metern, fünf Sitzplätze, vier Räder und die Leistung von 265 PS. Das war’s. Der Audi S3 sieht im Stand schon schnell aus, unterstreicht den Leistungsunterschied zu seinen "normalen" A3-Brüdern durch Seitenschweller, Front- und Heckschürze, Diffusor und Fahrwerkstieferlegung. Und natürlich durch das S-Kennzeichen schlechthin: die Außenspiegel glänzen in Alu-Optik. Wer die im Rückspiegel in Verbindung mit dem Kühlergrill und Chromzierleisten erblickt, sollte wissen: Der Vierzylinder-Turbo katapultiert den Dreitürer in 5,7 Sekunden auf die 100-km/h-Marke. Damit fährt man sogar einem Porsche Boxster auf und davon! Zumindest bis bei 250 km/h abgeregelt wird. Dabei röchelt und zischt es bei jeder Beschleunigung aus dem Motorraum, als würde ein heiserer Darth Vader um Vergebung winseln. Zu Beginn amüsant, nach einer Weile nervig.

Kommt der Motor in den Ladebereich von maximal 1,2 Bar, setzt vehementer Vorschub ein und die Antriebswellen zerren an den vier Rädern. Der S3 profitiert dabei klar durch seinen Allradantrieb und das 25 Millimeter tiefergelegte, aber komfortable Sportfahrwerk. Das beschert ihm merkliche Traktionsvorteile – nicht nur bei Regen. Es ist schon erstaunlich, wie geschwind der Audi ums Eck biegt und die 350 Newtonmeter Drehmoment ab 2500 Touren auf die Straße bringt. Dabei flutschen die Gänge des Sechsganggetriebes geschmeidig und fast wie von selbst durch die Schaltgassen. Auf hohem Niveau zeigt sich der S3 auch innen: Alu-Pedalerie, bequeme Sportsitze sowie Ledervolant mit leichtgängig-präziser Lenkung.

Der 130i ist hier der wahre Sportler

Unscheinbar: Der 130i ist der wahre Sportler in diesem Vergleich.
Unscheinbar: Der 130i ist der wahre Sportler in diesem Vergleich.
Münchner Understatement ist zwar selten, aber im 130i real existent. Der Fünftürer mit dem Sechszylinder und drei Liter Hubraum unterscheidet sich optisch nur unwesentlich von seinen schwächeren Gesellen. Es sei denn, das M-Sportpaket für 2100 Euro wird montiert. Auch wenn er nicht danach aussieht: Er ist der wahre Sportler der beiden, fahraktiver, direkter, kompromissloser abgestimmt und mit straffen Sitzen sowie einer sehr direkten Lenkung gesegnet. Die Schaltung des BMW 130i ist aber störrisch, schnelle Gangwechsel sind Übungssache. Dafür posaunt der Sechszylinder ein Halleluja aus zwei Tüten: kernig und heiser. Und der seidig-elastische Saugmotor bietet ab 2750 Umdrehungen sein volles Drehmoment von 315 Newtonmeter ohne den brutalen Turbo-Einsatz des S3. Seine 265 PS nehmen sich mit 6,1 Sekunden für den 100-km/h-Sprint etwas mehr Zeit als die Pferde des Audi. Bei Regen bekommt der 130i die Kraft allerdings schwer auf die Straße. Bleibt der Preis: Der BMW 130i kostet 32.750 Euro und ist damit auf den ersten Blick 2400 Euro günstiger als der Audi. Der aber begründet seinen Mehrpreis durch bessere Ausstattung: Xenonlicht, Sportfahrwerk, Sportsitze in Stoff und Leder, 18-Zoll-Felgen (BMW: 17 Zoll) und Karosseriekit sind Serie. Spaß machen beide. Vorausgesetzt die weiß-blauen Straßen sind frei.

Fazit von AUTO BILD SPORTSCARS-Redakteur Fabian Hoberg

Trotz gleicher Leistung und ähnlichem Preis könnten Audi S3 und BMW 130i nicht unterschiedlicher sein: Aus Ingolstadt kommt ein optisch potentes Kerlchen mit der höherwertigen Ausstattung und schönen Details sowie dem Allrad-Antrieb und lautem Turbo-Zwitschern, das durch viel Schub und Traktion begeistert. Aus München kommt zumindest optisch mehr Zurückhaltung. Serienfahrwerk, Lenkung und Sechsganggetriebe sind jedoch deutlich straffer und sportlicher ausgelegt, der Sechszylinder dreht seidig-weich und harmonisch bis an seine Leistungsgrenze.

Von

Fabian Hoberg