Verjüngungskur des US-Dinos

Vorbei die Zeiten, als aus den USA nur saufende Dinosaurier mit Uralt-Technik kamen. Dazu haben auch Traditionsmarken beigetragen – allen voran Cadillac. Die alten Käufer starben weg, die technikverliebten jüngeren fühlten sich nicht angesprochen. So war die Cadillac-Division von GM 1992 die erste große US-Marke, die so "europäische" Entwicklungen wie einen Alu-Motor mit vier obenliegenden Nockenwellen nachvollzog. Goodbye Graugußklotz; hello Hightech.

Mit zur Modernisierung der Marke gehörte auch das Umkrempeln der Modellpalette. Ganz wichtig: neben den traditionellen Limousinen und Coupés ein echtes SUV anzubieten. Zunächst mußte es noch das Chevrolet-Derivat Escalade tun; doch der 2003 erschienene SRX ist ein eigenständiges Cadillac-Modell.

Bei genauer Betrachtung entpuppt er sich als SUV-Variante der Oberklasse-Limousine CTS. Unter dem markant gezeichneten Blech steckt reine Pkw-Technik. Das merkt man dem SRX sofort an: Hier schaukelt kein Altherrensofa über die Landstraße, der SRX lenkt sich präzise, läßt sich behende um die Ecken werfen.

Souveräne Fahrleistungen

Außer dem Einzelradaufhängungs-Fahrwerk mit elektronisch geregelter Dämpfkraftverstellung hilft ihm hier sein im Vergleich zu Touareg und Cayenne mäßiges Gewicht. Sportfahrer bemäkeln freilich das sture Untersteuern in zu schnell angefahrenen Kurven, mitverursacht von den vorn schmaler als hinten dimensionierten Serienreifen. Nicht völlig glücklich werden sie auch mit der Automatik sein. Abgesehen davon, daß ihr die modische Eingriffsmöglichkeit über Schaltwippen am Lenkrad fehlt, kann sie sich bei flotter Gangart oft nicht recht entscheiden, welche Fahrstufe sie wählen soll.

Die Übersetzung ist insgesamt lang, die fünf Stufen sind weit gespreizt: Die Höchstgeschwindigkeit wird im vierten Gang erreicht. Effektiv fallen die Fahrleistungen aber souverän aus. Gute Noten gibt es bei der Komfortwertung. Trotz flach bereifter 18-Zoll-Räder rollt der Cadillac sehr manierlich ab. Erst bei sportlicher Fahrweise versteifen sich die Dämpfer, das Fahrwerk wird straffer.

Ebenfalls zwei Gesichter beim Motorklang: sanftes Säuseln bei ruhiger Gangart, turbinenartiges Summen beim Ausdrehen. Laut wird es nie im SRX, aber auch der Sound eines V8 bleibt vollständig aus. Trost: Die einst typisch amerikanische Trunksucht fehlt ebenfalls: Nur Eilige zahlen Expreßzuschlag; verglichen mit klassengleichen deutschen Achtzylindern geht der Verbrauch von 15,3 Litern im Testschnitt als maßvoll durch.

Kosten und Ausstattungen

Die vielfach elektrisch verstellbaren Sitze sind komfortabel gepolstert, Halt geben sie leidlich. Hinten sitzt man höher als vorne; so reist sich’s angenehm und mit guter Sicht, zumal auch die Bewegungsfreiheit sehr großzügig ist. Im Kofferabteil erfreut die großzügige Ladelänge. Dafür fällt der Laderaum wegen der seitlichen Einbauten erstaunlich schmal und wegen des doppelten Laderaumbodens auch recht niedrig aus. Grund: darunter ist Platz für die optional lieferbare dritte Sitzreihe, die sich elektrisch entfaltet.

Die Verarbeitung vermeidet zwar die einstige US-Sorglosigkeit, wirkt aber nicht durchgängig hochwertig. Störend auch einige Kleinigkeiten, etwa das im Gegensatz zum strahlenden Xenon-Abblendlicht trostlose Fernlicht oder die unübersichtliche Bedienung der Klimaautomatik.

Mäßige Leistungen vollbringt der SRX im Gelände. Eine Untersetzung fehlt, die Überhänge sind lang. Knapp ausreichend ist allein die Bodenfreiheit, die Wirkung der elektronischen Schlupfregelung wegen des Motoreingriffs bisweilen eher hinderlich. Offroad kommt man mit der Konkurrenz durchgängig weiter.

Fazit und technische Daten

Fazit von AUTO BILD ALLES ALLRAD-Redakteur Thomas Rönnberg Der Cadillac ist ein bequemer, geräumiger und schneller Allradkombi, bevorzugt für ruhige Fahrer. Als vollwertige, preiswerte Alternative zu Touareg, Cayenne und M-Klasse eignet sich das Design-Objekt SRX nicht ganz; dazu fehlt ihm neben voller Geländetauglichkeit der Feinschliff im Detail.

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