Wendig, praktisch, vielseitig – die kleinen Raumwunder Fiat Fiorino Qubo und Skoda Roomster wollen nicht lifestylig sein, sondern gute Kumpel im Alltag. Vergleich der kantigen Typen mit Diesel.
Als Auto eine Sechs – das wäre bitter. Ungenügend, setzen. Bei einem Würfel eine Sechs? Volltreffer. Er punktet mit der höchsten Augenzahl. Schwierig wird's mit einem Mix aus beidem. Der neue Fiat Fiorino Qubo ist so ein Mischling. Quasi der fahrende Würfel. Wie soll man so einen einordnen? Am besten, wir messen ihn an der Konkurrenz. Das dreidimensionale Gegenstück kommt von Skoda: der Roomster. Das macht’s nicht gerade leichter für den Fiat. Er trifft ausgerechnet auf den Musterknaben des Segments. Der hoch aufragende Tscheche hat sich seinen Namen als funktionaler Alleskönner verdient, dabei großes Transporttalent bewiesen und diverse Vergleichstests gewonnen. Hat der neue Fiat gegen so einen Überflieger überhaupt eine Chance?
Der Qubo kostet rund 2100 Euro weniger als der Roomster
Warum nicht?! Denn erstens ist der vom Lieferwagen Fiorino abgeleitete Fiat deutlich günstiger, zweitens noch praktischer. Ein Qubo 1.3 Multijet 16V mit 75 PS starkem Diesel kostet rund 2100 Euro weniger als ein Skoda Roomster 1.4 TDI DPF mit 80 PS. Und der teurere Tscheche ist zudem – ohne Bordcomputer, E-Fensterheber und Zentralverriegelung – viel spärlicher ausgestattet als der Italiener. Darüber hinaus bietet er noch nicht einmal die unschlagbar nützlichen hinteren Schiebetüren des Qubo. Bis hierhin gute Argumente für den Fiat – aber das ist nur die halbe Wahrheit. Denn dem Qubo fehlt der Rußpartikelfilter. Wer rauchfrei fahren will, muss erst einmal 600 Euro nachzahlen, das relativiert den Preisabstand.
Zwei Schiebetüren – das Argument für den Fiat?
Also muss der Qubo mit praktischen Tugenden punkten. Tut er aber nicht so wie erwartet. In puncto Variabilität kann sich der Fiat außer durch seine Schiebetüren nicht vom Roomster absetzen. Beim Sitzkonzept hat der Tscheche sogar mehr zu bieten. Die hinteren Einzelsitze (Serie) lassen sich im Gegensatz zu denen im Fiat auch verschieben, gleichzeitig getrennt ausbauen. Immerhin: Nach Maximalwert betrachtet, taugt der Qubo unbedingt als besserer Umzugshelfer. Er packt bis zu 2500 Liter Ladung zwischen seine senkrechten Bordwände – rund ein Drittel mehr als der Skoda. Die kompromisslos kantige Bauweise beschert ihm auch ein luftigeres Raumgefühl – und in der ersten Reihe einen angenehm vollständigen Ausblick durch die riesige Frontscheibe. So kann der Fahrer viel besser die vorbeiziehende Landschaft genießen – hat er doch im langsamen Fiat ohnehin mehr Zeit dazu als im Skoda.
Tatsächlich bremst der zähe Multijet-Dieselmotor den Fiat ordentlich aus. Wenig drehfreudig zerrt der 1.3er lustlos am Qubo-Kasten, hängt dem spritzigeren Dreizylinder des Skoda gnadenlos hinterher. Aber: Dafür punktet er beim Verbrauch. Denn der kräftigere Skoda verbrennt auch mehr Sprit. Sogar unverhältnismäßig viel mehr: Auf 100 Kilometer rauschen fast sieben Liter Diesel in seine drei Brennräume – damit liegt er fast einen Liter über dem Fiat. Gleichzeitig arbeitet der Multijet-Diesel des Qubo – vor allem im Stand – etwas kultivierter als der nagelnde Traktor-TDI des Roomster. Den Trecker im Motor mag der Skoda haben – aber bestimmt nicht im Fahrwerk. Hier zeigt der Roomster, was in dieser Klasse möglich ist. Ausweichen: immer sicher. Federung: ausgewogen. Agilität: tadellos.
ESP gibt es beim Fiat nicht einmal gegen Aufpreis
Der Qubo dagegen patzt zwar nirgends richtig, begeistert aber auch in keiner einzigen Disziplin. Überraschend kurz hingegen sind seine Bremswege. Trotz hinterer Trommelbremsen. Wie der Skoda bleibt der Fiat unter respektablen 38 Metern Bremsweg. So viel Souveränität legt der Qubo beim Fahrverhalten nicht an den Tag. Ein beruhigendes ESP gibt es nicht einmal gegen Aufpreis (Skoda Serie), gefährlich ist er dennoch keineswegs. Der hohe Wagen legt sich zwar kräftig in die Kurve, bleibt aber jederzeit beherrschbar. Abzüge gibt es für die Federung: Auf kleinere Unebenheiten reagiert sie kaum. Am Ende fallen die Würfel eindeutig: Der Roomster ist das bessere Auto.
Fazit von AUTO BILD-Redakteur Jan Horn
Da war garantiert kein Glück im Spiel: Ausgereift und durchdacht übertrumpft der Roomster den Qubo in jedem Kapitel. Der Tscheche fährt besser, packt besser, funktioniert besser. Selbst der günstigere Einstiegspreis des Fiat relativiert sich schnell – denn dem Fiorino Qubo fehlen ganz wichtige Dinge ab Werk: Rußfilter und ESP.
FAHRZEUGDATEN
FIAT
SKODA
Motor Bauart/Zylinder/
Vierzylinder, Turbo,
Dreizylinder, Turbo,
Einbaulage
vorn quer
vorn quer
Ventile/Nockenwellen
4 pro Zylinder/2
2 pro Zylinder/1
Nockenwellenantrieb
Kette
Zahnriemen
Hubraum
1248 cm³
1422 cm³
kW (PS) bei U/min
55 (75)/4000
59 (80)/4000
Nm bei U/min
190/1750
195/2200
Höchstgeschwindigkeit
155 km/h
165 km/h
Getriebe
Fünfgang manuell
Fünfgang manuell
Antrieb
Vorderradantrieb
Vorderradantrieb
Bremsen vorn/hinten
Scheiben/Trommeln
Scheiben/Scheiben
Testwagenbereifung
195/55 R 16 H
195/55 R 15 H
Radgröße
6 x 16“
6 x 15“
Abgas CO2
123 g/km
137 g/km
Verbrauch*
5,9/3,9/4,6 l
6,7/4,4/5,2 l
Tankinhalt/Kraftstoffsorte
45 l/Diesel
55 l/Diesel
Vorbeifahrgeräusch
72 dB (A)
73 dB (A)
Anhängelast gebr./ungebr.
600/400 kg
1000/450 kg
Kofferraumvolumen
329–2500 l
450–1780 l
*innerorts/außerorts/gesamt auf 100 km
MESSWERTE
FIAT
SKODA
Beschleunigung 0–50 km/h
4,1 s
4,2 s
0–100 km/h
17,0 s
14,8 s
0–130 km/h
37,0 s
29,8 s
Elastizität 60–100 km/h
12,5 s (4. Gang)
11,1 s (4. Gang)
80–120 km/h
23,7 s (5. Gang)
18,0 s (5. Gang)
Leergewicht/Zuladung
1356/354 kg
1330/430 kg
Gewichtsverteilung v./h.
60/40 %
60/40 %
Wendekreis links/rechts
11,2/11,2 m
10,9/11,1 m
Bremsweg aus 100 km/h kalt
37,6 m
37,9 m
aus 100 km/h warm
37,5 m
37,4 m
Innengeräusch bei 50 km/h
62 dB (A)
62 dB (A)
bei 100 km/h
70 dB (A)
70 dB (A)
bei 130 km/h
74 dB (A)
73 dB (A)
Testverbrauch – CO2
6,0 l D – 160 g/km
6,8 l D – 180 g/km
Reichweite
740 km
800 km
PREISE/AUSSTATTUNG
FIAT
SKODA
Modell
Fiorino Qubo 1.3 Multijet 16V Active
Roomster 1.4 TDI DPF
Airbags Fahrer/Beif./Seiten vorn
S/S/S
S/S/S
Kopfairbags vorn/2. Reihe
N
S
Klimaanlage
1.150 €
1.090 €
Radio mit CD
450 €
ab 390 €
Testwagenpreis
18.530 €
22.425 €
Grundpreis (wird bewertet)
15.190 €*
16.690 €
S = Serie, N = nicht lieferbar: * inklusive Rußpartikelfilter für 600 €