Hier testen die deutschen Autobauer hinter verschlossenen Türen
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Die deutschen Autohersteller betreiben hierzulande riesige Testareale. AUTO BILD sagt Ihnen, wo die geheimen Entwicklungszentren zu finden sind.
Die Zäune sind hoch, die Mauern nahezu unüberwindbar, und man kommt am Wachpersonal schwerer vorbei, als an den Türstehern im Szeneclub. Die geheimen Teststrecken schützen die deutschen Autohersteller wie ihre Augäpfel. Und das ist kein Wunder, denn egal ob in Aschheim, Dudenhofen, Ehra-Lessin oder Immendingen, auf den Testgeländen sind zumeist im 24-Stunden-Betrieb die geheimsten Prototypen unterwegs. Hier werden unter anderem Fahrwerke abgestimmt, Motoren an die Leistungsgrenze gebracht und richtig hart rangenommen, was später im Alltagsbetrieb auf der Straße funktionieren soll.
Mercedes testet auf einem ehemaligen Truppenübungsplatz
So komplex, wie es aussieht: Mercedes hat seit 2019 ein neues Testzentrum in Immendingen.
Daimler hat erst 2019 ein neues Areal im Schwarzwald in Betrieb genommen. Einst probte die Bundeswehr in Immendingen – ebenfalls weitab der Zivilisation – den Ernstfall. Nachdem die Fahrzeuge mit dem Y auf dem Kennzeichen verschwunden, Altbestände und Munition abgezogen waren, wurde das Areal von Daimler mit gewaltigem Aufwand umgebaut. Doch der Aufwand hat sich gelohnt, denn die Testingenieure von Mercedes und Smart können hier mittlerweile zwölf Monate im Jahr einen Großteil der Fahrzeugtests durchführen. Die Tatsache, dass das Gelände nur rund eineinhalb Fahrstunden von Stuttgart entfernt ist, minimiert zudem die Reiseaufwände.
BMW macht Erprobungsfahrten in Aschheim bei München
Global: BMW erprobt seine Autos sowohl standortnah in Aschheim bei München als auch weltweit.
BMW betreibt ebenso wie die internationale Konkurrenz gleich mehrere Testcenter. Ist das kalifonische Oxnard mehr eine Station für Testfahrten auf öffentlichen Straßen, so sieht es in Aschheim bei München oder im südfranzösischen Miramas ganz anders aus. Auf den Arealen fahren die streng geheimen Prototypen geschützt vor Blicken und Kameras der Öffentlichkeit rund um die Uhr – an sieben Tagen in der Woche. Zudem betreibt BMW seit einigen Jahren ein Wintertestareal in der Nähe des nordschwedischen Arjeplog, wo zwischen Dezember und Februar die meisten der Autohersteller ihre Wintertests auf Schnee und Eis fahren. Hierzu werden die im Winter zugefrorenen Seen zu mehreren Quadratkilometer großen Testarealen – insbesondere für Fahrdynamik und Assistenzsysteme. Nachts geht es dann mit Tarnfolie raus auf die öffentlichen skandinavischen Straßen, um Testkilometer zu absolvieren.
Der Volkswagen-Konzern hat zahlreiche Teststrecken
Sportwagenfolterkurs: Porsche testet Cayman, Elfer und Co. im Entwicklungszentrum Weissach.
Porsche ist wie Audi, Seat, Skoda oder VW auf verschiedenen Testgeländen des Volkswagen-Konzerns unterwegs. Am liebsten wird jedoch in Weissach – unweit von Stuttgart – in heimischen Gefilden getestet. Hier kann man Fahrzeuge, streng gesichert vor neugierigen Blicken, einmal kurz im Fahrbetrieb unter die Lupe nehmen, bevor an den einzelnen Komponenten weiter entwickelt wird. Wenn das nicht reicht oder die Hochgeschwindigkeitsstrecke im süditalienischen Nardo nicht frei ist, geht es nach Ehra-Lessin nördlich von Hannover, wo VW ein mächtiges Testareal betreibt, das auch Audi nutzt. Weitere Testrecken der Ingolstädter sind in Neuburg und Neustadt – beides im Großraum Ingolstadt.
Opel testet schon seit Jahrzehnten in Dudenhofen
Kopfsteinpflaster, Buckelpiste: Opel testet seine Autos im hessischen Dudenhofen auf Herz und Nieren.
Opel – mittlerweile im französischen PSA-Verbund – betreibt seit Mitte der 1960er-Jahre sein zentrales Testzentrum in Dudenhofen im Großraum Rhein-Main. Auf dem Areal gibt es mehr als 70 Kilometer Strecke inklusive Hochgeschwindigkeits-Rundbahn, Skid Pads, Airbag-Labor und Klimakammer. Über mehr als fünf Jahrzehnte haben dort sämtliche Opel-Modelle auf dem Weg zur Serienreife mehr als insgesamt 200 Millionen Testkilometer zurückgelegt. Eintritt gibt es auch hier nur mit Einladung und nach einer scharfen Sicherheitskontrolle. Auch die Rüsselheimer wollen halt nicht, dass die Geheimnisse der nächsten Jahre frühzeitig aufgedeckt werden.