"Blumenpflücken während der Fahrt verboten." Das, so die Legende, war ein Hinweis für Passagiere früher Eisenbahnen, die mit Tempo 15 durch die Gegend zuckelten. Jetzt, knapp 180 Jahre später, ist es im neuen Honda Insight ausdrücklich erwünscht, Blumen zu sammeln – gerade während der Fahrt. Und bei viel höherem Tempo. Denn der Insight belohnt sparsame Fahrweise mit kleinen, virtuellen Blümchen im Info-Display. Bis zu fünf leuchten bei zurückhaltendem Gasfuß. Fährt man hastiger, verschwinden sie wieder. Also los, fahren wir Blumen pflücken. Äußerlich sieht der Insight schon mal unspektakulär aus, nur glatter und schlanker als Golf oder Astra.

Ein kleiner Elektromotor mit 14 PS unterstützt PS 1,3-Liter-Benziner

Das Cockpit hat allerdings Captain Future gebaut – aber man ist schnell mit den verschiedenen Anzeigeebenen und Info-Displays vertraut. Nach kurzer Gewöhnung sind tatsächlich alle Instrumente klar ablesbar, Schalter und Tasten liegen gut zur Hand. Für den Antrieb sorgt ein sogenannter Mildhybrid. Ein kleiner Elektromotor mit 14 PS unterstützt beim Beschleunigen den 1,3-Liter-Benziner mit 88 PS. Im Schiebebetrieb und beim Bremsen lädt der E-Motor die Akkus, die den Strom für den Elektromotor liefern. Mildhybrid bedeutet, dass der Insight nicht dafür ausgelegt ist, rein elektrisch zu starten oder längere Strecken zu fahren – wie das ein Vollhybrid kann, der Toyota Prius zum Beispiel.

Gibt man Gas, schnellt erst einmal nur die Drehzahl hoch

Honda Insight 1.3 Elegance
Von der ganzen Technik – dazu gehört noch ein Start-Stopp-System für den Benziner – ist nicht viel zu merken. Alles funktioniert unauffällig und problemlos. Zündung an, Gang einlegen, Gas geben und losfahren. Der Insight nimmt Fahrt auf und fühlt sich wie ein ganz normaler Kompakter an. Er ist nicht übertrieben handlich, das verhindert schon die etwas künstliche Lenkung. Auch zum Komfort-Künstler taugt er nicht. Der Öko-Honda rollt laut ab, federt steif und staksig. Ungewohnt ist lediglich das typische Fahrgefühl der stufenlosen CVT-Automatik: Tritt man aufs Gas, schnellt erst mal nur die Drehzahl hoch, das Tempo steigt erst danach an. Beim Beschleunigen, also bei hohen Drehzahlen, nörgelt der Benziner zudem auf die dröhnige Tour. Das stört, weil es gut zu hören ist – denn an der Dämmung hat Honda ganz offensichtlich gespart. Irgendwo muss das geringe Gewicht ja herkommen, unser Testwagen wog noch nicht einmal 1,2 Tonnen.
Das erklärt dann auch, warum der Insight trotz der mit 98 PS relativ bescheidenen Systemleistung flott unterwegs ist. Bis etwa Tempo 150 hält er mühelos auch mit stärkeren Autos mit, darüber wird es dann aber zäh. Für den Verbrauch verspricht Honda wahre Wunder: Mit nur 4,4 Litern soll sich der Insight begnügen. Schön wär’s! Im Test haben wir 5,9 Liter gemessen, auf einer Sparfahrt mit ganz leichtem Gasfuß nur noch 5,2 Liter. Auch gut, das liegt in der Nähe sparsamer Diesel. Übrigens: Der Toyota Prius kam im letzten Test auf 5,3 Liter. Mit dem kann man aber während der Fahrt keine Blumen pflücken.
Dirk Branke

Fazit

Mit dem Preis ab 19.550 Euro für den Insight macht Honda das Thema Hybrid spannend. Das System – einfacher als beim 6000 Euro teureren Prius – funktioniert bestens und spart erheblich. Und dabei ist der Insight kein karges Sparmobil, sondern ein attraktives, komplett ausgestattetes Kompaktauto mit anständigen Fahrleistungen. Federungskomfort, die Abstimmung der CVT-Automatik und das Platzangebot im Fond lassen sich noch verbessern.