Starke Diesel in Kleinwagen: Der Spaß beginnt bei 100 PS. Der Hyundai Accent fordert Seat Ibiza und Peugeot 207 heraus.
Technische Daten und Testwerte
110 PS – was war das für eine Ansage, damals. Der erste GolfGTI tobte damit durch die Gegend, schaffte null bis 100 km/h in zehn Sekunden und rannte 183 Sachen. Mit genau diesen 110 PS fährt jetzt der neue Hyundai Accent vor – wohlgemerkt als Diesel. Und Peugeot HDi (109 PS) sowie Seat Ibiza (100 PS) liegen nicht weit weg. Soweit ist es also gekommen mit den modernen Selbstzündern – und auch der Begriff Kleinwagen ist keine verläßliche Größe mehr. Der Accent ist jetzt wie die zwei anderen vier Meter lang, das war früher mal Kompaktklasse – 3,73 Meter im Fall des ersten Golf GTI, um genau zu sein.
Entsprechend fällt das Platzangebot im Hyundai aus, vorn gibt es genügend Raum für zwei normal gewachsene Leute, im Fond wird es spürbar enger. Knapper Durchschnitt auch der Kofferraum, er fasst 270 Liter. Beim Design setzt der neue Accent keine Akzente, er will wohl vor allem nicht auffallen.
Das Cockpit scheint aus den 90er Jahren zu stammen, wie in der Vergangenheit lässt sich das Lenkrad nur in der Höhe verstellen, nicht auch längs wie bei Seat und Peugeot. Die Sitzposition ist deshalb nicht optimal, und die zu weich gepolsterten Sitze bieten auf langen Strecken zuwenig Unterstützung. Mögen das aber noch Geschmacksfragen sein – die Lenkung des Accent ist ein ernsteres Thema. Denn die arbeitet synthetisch, eckig und schwammig. Vor allem wegen unserer Kritik –soll sie geändert werden. Pünktlich zum Serienstart im September. Auch mit der verbesserten Lenkung wird der behäbige Accent mit seinem Fahrverhalten jedoch nicht an die handlicheren Peugeot und Seat heranreichen.
Dass die Koreaner das Autobauen nicht verlernt haben, zeigt der Motor. Der muntere 1,5-Liter ist auf den ersten Blick ein Alltags-Diesel, wie er sein sollte. Auch wenn er die Fahrleistungen des Golf GTI von damals nicht schafft (null bis 100 km/h in 11,5 statt 10,0 Sekunden). Aber er läuft geschmeidig, leise und sparsam, verbrauchte im Test 5,6 Liter. Nur die Drehfreude des Peugeot HDi und des Seat TDI teilt er nicht. So weit, so gut. Schlimm ist jedoch, dass es für diesen Motor keinen Dieselpartikelfilter geben wird, auch nicht gegen Aufpreis. Wir finden: untragbar für ein modernes Auto.
Auch für den Ibiza TDI gibt es serienmäßig (noch) keinen Rußpartikelfilter, allerdings wird eine Nachrüstlösung für 575 Euro angeboten. Der seit 2002 gebaute Ibiza ist ja der Älteste in diesem Trio, wurde gerade noch mal renoviert und muß jetzt bis 2008 durchhalten, erst dann kommt der Nachfolger. Kein Problem, eine ansehnliche Erscheinung war der Seat schon immer. Besonders wegen seines Hecks im Alfa-Stil. Auch das Cockpit wirkt jetzt hochwertiger, die bequemen Sitze und die Sitzposition passen viel besser als im Hyundai.
Sein hohes Alter merkt man dem Seat erst wieder beim Motor an. Der altbekannte TDI nagelt kräftig unter der Haube – und das ist wörtlich gemeint. Der 1,9-Liter hängt so bissig am Gas wie immer, aber eben auch genauso brummig und ruppig. Typisch ist auch die unharmonische Leistungsentfaltung – erst passiert nicht viel, dann gibt's richtig Druck und dann wieder ein Leistungsloch. Beim Verbrauch liegt der Pumpe-Düse-TDI sogar knapp hinten: 5,8 Liter, keiner verbraucht hier mehr. Das Temperament kann natürlich durchaus Spaß machen – zumal Fahrwerk und Lenkung präzise und dynamisch reagieren. Aber Hyundai und besonders Peugeot entwickeln ihre Kraft harmonischer, gleichmäßiger.
Kosten, Fazit, Wertung, Ihre Meinung
Vor allem der 1,6-Liter-HDi im Peugeot ist ein Genuss: kräftig und kultiviert, drehfreudig und durchzugsstark. Als einziger hier kommt er serienmäßig mit Partikelfilter. Und ist mit 5,3 Litern Verbrauch im Test-Durchschnitt auch noch der Sparsamste. Der lebensfrohe Motor passt gut zum straff ausgelegten Fahrwerk, was einmal mehr zeigt: Die Mär von schaukeligen Franzosen gehört der Vergangenheit an. Die Stilsicherheit unserer Nachbarn indes ist geblieben: Gerade im direkten Vergleich gefällt der Peugeot mit seinem Stil und seinem Charme.
Hier ist nichts mehr kleinwagenmäßig, ganz im Gegenteil. Das formschöne Cockpit zum Beispiel würde auch in einer höheren Klasse nicht auffallen.
Und es passt auch alles: bequeme Sitze mit viel Seitenhalt, passende Sitzposition, nett anzuschauende Instrumente. Der Testwagen war ausgestattet mit dem großen Panoramadach (400 Euro), das zaubert eine besonders schöne, lichtdurchflutete Atmosphäre in das Abteil. Beim Platzangebot gibt es in diesem Vergleich keine großartigen Unterschiede: Der 207 ist vorn der Luftigste, dafür im Fond der Kleinste. Rechnet man alle Maße zusammen, liegt insgesamt der Seat leicht vorn. Ähnlich eng sieht es bei den Kofferräumen aus: Der Ibiza schluckt 267 Liter, Peugeot und Hyundai jeweils 270 Liter.
Der Accent CRDi GLS kostet 16.790 Euro. Und dieser hohe Preis darf als Überraschung gelten – auch wenn Klimaanlage, Zentralverriegelung, elektrisch verstellbare Spiegel und einiges mehr beim Accent Serie sind. Ein ESP gibt es für 600 Euro. Der Peugeot 207 Filou HDi 110 steht mit 14.850 Euro in der Liste, ESP kostet 450 Euro. Zum Accent fehlen ihm vor allem die Klimaanlage für 1100, die Kopfairbags für 250 und die E-Spiegel für 150 Euro. Den Seat Ibiza Reference 1.9 TDI gibt es für 14.900 Euro, ESP kostet hier 510 Euro, die Klimaanlage berechnet Seat mit 1090 und die Kopfairbags mit 300 Euro, E-Spiegel sind für den Basis-Reference nicht lieferbar. Am Ende liegt der Peugeot ganz eindeutig vorn, beim Hyundai Accent ärgern wir uns über den fehlenden Filter und den hohen Preis. So machen die 110 PS garantiert keinen Spaß. Den Test gewinnt er mit großem Abstand, und auch bei den Kosten liegt der 207 HDi vorn. Sowohl bei den Sprit- als auch bei den Fixkosten ist er Primus. Die niedrigen Leasingraten tun ein übriges. Nur bei der Bereifung müssen 207-Fahrer tiefer in die Tasche greifen. Testverlierer Hyundai Accent wurschtelt sich im Mittelfeld durch. Auffallend: die niedrigen Reifenpreise. Der Ibiza, Zweitplazierter im Test, landet nur auf Rang drei. Ursache sind die höchsten Fixkosten und die höchste Leasingrate im Testfeld.
Fazit von AUTO BILD-Testredakteur Dirk Branke Klein, flink und nicht zu durstig: Die starken Diesel in den kleinen Autos könnten richtig Spaß machen. Könnten, denn im Hyundai bleibt der Spaß auf der Strecke: Er wird ohne Partikelfilter geliefert, und das ist nicht zu akzeptieren. Im Seat gibt es den Saubermann wenigstens gegen Aufpreis. Der Hyundai fällt dazu noch mit miesen Bremsen auf. Um so größere Freude macht dafür der Gewinner: Der Peugeot gefällt mit tollem Motor, frischem Design und guten Fahrleistungen. Fuhr er beim letzten Vergleich (Benziner, Heft 18) noch hinterher, ist er hier einsame Spitze. Zweiter wird der Seat. Ausgereift und mit ordentlichem Platzangebot, stören nur noch die schlechten Manieren des TDI.
Kommentar von Dirk Branke "Schöne kleine Autos zu bauen, halte ich für eine große Kunst. Hier zählt jeder Zehntel-Cent, und viel Raum für tolle Details gibt es ja auch nicht. Peugeot zeigt mit dem 207 jetzt, wie es trotzdem geht, einen Kleinwagen nicht klein und billig oder langweilig aussehen zu lassen. Sondern selbstbewusst und stattlich und fröhlich. Der 207 gefällt von der frechen Schnauze bis zum stämmigen Hintern und dem schwungvollen Cockpit mit frischem und selbstbewusstem Design."