Ein Auto mit sieben Sitzen kann manchmal praktisch sein. Häufiger als die Fälle, in denen man wirklich Nachbars Kinder zum Badesee mitnehmen muss, steckt allerdings etwas anderes hinter der Kaufentscheidung: das beruhigende Gefühl, für solche Fälle gerüstet zu sein. Und ein rhetorischer Vorteil bei allfälligen Diskussionen über den Kauf eines "unnötig" großen Autos: Man kann zweifelnden Nachbarn oder Kollegen das unwiderlegbare Sachargument der zwei zusätzlichen Sitzplätze um die Ohren hauen. Hinzu kommt im täglichen Einsatz, dass der Kofferraum eines solchen Autos groß sein muss, damit man darin zumutbare Sitzgelegenheiten aufschlagen kann. Und davon hat man auch etwas, wenn man nur zweireihig unterwegs ist. Beim Qashqai+2 kommt zum respektablen Laderaum – der auch mal zur Notübernachtung taugt – dazu, dass durch den gegenüber der Normalversion um 135 mm gewachsenen Radstand auch der Raum auf der normalen Rückbank auf ein ausreichendes Maß gewachsen ist.

Die dritte Reihe taugt nur für Personen bis 1,60 Meter

Nissan Qashqai +2 2.0 dCi 4WD
Das macht den Wagen, der in der kürzeren Version für Erwachsene etwas knapp war, zum reisetauglichen Vier- bis Fünfsitzer. Die dritte Reihe freilich ist wirklich nur geeignet für Personen bis einssechzig; darüber fehlt es sowohl an Kopf- als auch an Beinfreiheit. Zudem muss man sich arg zusammenfalten, hat die Knie fast unterm Kinn. Konkurrenten wie der Mitsubishi Outlander und seine Halbbrüder können das deutlich besser – sind allerdings nicht nur 20 Zentimeter länger und damit schlechter einzuparken, sie sind auch teurer. Beim Qashqai+2 täuscht zwar der Grundpreis im Prospekt, denn bei den Basisversionen hat Nissan den Allradantrieb weggelassen. Dennoch: 25.340 Euro für den einfachsten Allradler mit Zweiliter-Benziner und etwas blutarmen 141 PS sind kein schlechtes Angebot. Für den Diesel sind 4200 Euro draufzulegen, weil er nur in Verbindung mit dem mittleren Ausstattungspaket "Acenta" lieferbar ist. Dazu kommen optional weitere 1500 Euro für die befriedigend arbeitende Sechsstufen-Wandlerautomatik.

Der 2,0-Liter-Diesel gehört zu den angenehmsten seiner Klasse

Nissan Qashqai +2 2.0 dCi 4WD
Ausstattungsbereinigt beträgt der Selbstzünderaufpreis 2450 Euro. Dafür erhält man neben einem um 1,6 Liter geringeren Normverbrauch (CO2-Emission 188 statt 205 g/km) spürbar mehr Fahrspaß: Der von Renault zugekaufte Zweiliter-Common-Rail-Motor gehört zu den angenehmsten Dieseln seiner Klasse. Er läuft recht kultiviert, stirbt nicht bei jedem unvorsichtigen Anfahrvorgang ab, baut ab 1200 Touren stetig Kraft auf und zieht ab 1600 Umdrehungen kräftig durch. Hier zahlt sich aus, dass der Qashqai durch die Verlängerung nur verhalten an Gewicht zugelegt hat. Das Fahrwerk wurde der Zunahme angepasst, im Fahrgefühl fällt kein Unterschied zum Fünfsitzer auf: Auch der +2 lässt sich flott und angenehm neutral um die Ecken scheuchen, ohne mit bockig straffer Federung oder zappeliger Sportwagenlenkung zu verärgern. Keine Fortschritte gibt es leider bei der Anhängelast: Nur lächerliche 1400 Kilogramm – mit Automatik gar nur 1350 – sind freigegeben, wobei absurderweise nicht zwischen den front- und den allradgetriebenen Versionen unterschieden wird.

Von

Thomas Rönnberg