Wie alltagstauglich ist Hybridtechnik?

In 80 Tagen um die Welt? Gab's schon. Aber in sechs Tagen von Rovaniemi, ständige Vertretung des Weihnachtsmanns am Polarkreis, nach Rom? Schaffen Flieger in fünf Stunden, schon klar. Aber ein Hybridauto?

"Prius Challenge 2004" heißt das Dauertest-Abenteuer von Toyota, AUTO BILD und Hessischer Rundfunk, das am 21. März im frostigen Finnland begann und sechs Tage später (26. März) im frühlingshaften Italien endete. Über Turku, Stockholm, Kopenhagen, Hamburg, München und Verona ging es quer durch Europa. Rund 4300 Kilometer standen auf dem Programm. Verschneite Überlandstraßen in Finnland, Autobahnen mit und ohne Tempolimit, Bergpässe, Stadtfahrten.

Fazit: keine Ausfälle, keine Pannen – geradezu unspektakulär. Genau darum geht es Peter Wandt, dem begleitenden Ingenieur von Toyota: "Wir wollten zeigen, dass moderne Hybridautos genauso problemlos und normal fahren wie jedes andere Auto auch." Einsteigen, losfahren, ankommen. Dass unter der Haube dabei ständig Benzin- und E-Motor anspringen bzw. ausgehen und sich die Antriebsarbeit teilen, ist zwar auf dem Fahrzeug-Display grafisch zu sehen, man merkt es aber nicht.

Vier Solisten, ein Dirigent – der Gasfuß

Bei den ersten drei, eher flachen Etappen (Rovaniemi-Turku, Stockholm-Kopenhagen, Kopenhagen-Hamburg) lag der Verbrauch bei 4,7 bis 4,9 Liter, bei den eher bergigen Etappen (Hamburg-München, München-Verona, Verona-Rom) waren es 5,8 bis 6,0 Liter. Durchschnitts-Verbrauch des AUTO BILD-Prius auf der insgesamt 4270 Kilometer langen Tour: 5,6 Liter.

Das können Autos mit herkömmlichen Diesel- oder Benzinmotoren auch – und sogar besser. Aber der Prius tritt nicht als Spritsparwunder an, sondern als Umweltkanone. Die Co2-Emissionen liegen deutlich unter denen moderner Dieselmotoren. Bei einer Fahrleistung von 20.000 km/Jahr spart das pro Fahrzeug eine Tonne CO2. Andernorts beschert das Hybridfahrzeugen hohe Steuervergünstigungen: Spitzenreiter sind die Niederlande mit 7562 Euro, gefolgt von Griechenland mit 3328, Polen mit 1713 und Frankreich mit 1524 Euro. In Deutschland gilt "nur" die Euro-4-Befreiung (bis Ende 2005).

Der Trick des Prius: Durch das softwaregesteuerte Zusammenspiel von Verbrennungsmotor, Generator, Elektromotor und Batterie wird die Funktionalität eines stufenlosen Getriebes erreicht, ohne zusätzliche Getriebekomponenten einzusetzen. Leistungsverzweiger ist ein Planetenradsatz. Vier Solisten, ein Dirigent – der Gasfuß. Nimmt man den vom Pedal, stellt der 1,5-Liter-Benziner (57 kW) augenblicklich die Arbeit ein und springt bei Bedarf lautlos wieder an. Auch beim Anfahren hält er sich vornehm zurück: Vom Start weg liefert der Elektromotor (50 kW) 400 Newtonmeter. Ist die Betriebstemperatur erreicht, geht es bis 22 km/h per Batterie voran. Völlig abgas- und geräuschfrei.

Platz eins beim ADAC EcoTest

Ein System, das ankommt: Toyota hat die Produktion von 76.000 auf 135.000 Einheiten verdoppelt. Nissan übernimmt Teile der Antriebstechnik, Ford hat Lizenzen erworben – die Hybridwelle kommt ins Rollen. Für Deutschland sind dieses Jahr 1300 Prius geplant. 800 Kaufverträge wurden bereits unterzeichnet. Die Lieferzeit beträgt derzeit vier Monate. Zum Vergleich: Vom Vorgänger Prius I wurden in drei Jahren nur 1200 Einheiten verkauft.

Dessen Batterie war doppelt so schwer, halb so leistungsstark und in ein futuristisches Blechkleid gehüllt. Wenig überzeugend – anders als der Prius II: Der ist klarer Sieger beim aktuellen ADAC EcoTest. Mit 89 Zählern hat er die Höchstwertung von fünf Umweltsternen nur um ein Pünktchen verpasst. Auf Platz zwei liegt ebenfalls ein Hybridauto: der Honda Civic IMA (83 Punkte).

Mehr über die Prius Challenge demnächst in AUTO BILD, im Hessen-Fernsehen (hr1 mobil, 27. März, 14 Uhr; "AUTOwelt-Spezial", 31. März, 22.30 Uhr) – und natürlich bei autobild.de: im Prius-Challenge-Tagebuch, Teil 1 und 2.