Meistverkaufter Importwagen bei uns, Bestseller in Europa (noch vor dem Golf), seit 1998 mehr als zwei Millionen Mal vom Band gerollt. Wenn das keine automobile Erfolgsstory ist. Der Peugeot 206 schwebt auf Wolke sieben - und will jetzt vermutlich auch noch Weltmeister im Sparen werden. Denn unter seiner Haube arbeitet erstmals der gemeinsam mit Citroën und Ford entwickelte 1,4-Liter-Common-Rail-Diesel (68 PS). 470 Millionen Euro ließen die Konzerne dafür springen. Wohl nicht viel günstiger kam der viertgrößte Autobauer der Welt davon: Toyota. Sie spendierten ihrem Kleinwagen Yaris (und Yaris Verso) ebenfalls einen modernen Diesel, ebenfalls ein Common Rail, ebenfalls mit 1,4 Liter Hubraum, aber mit 75 PS. Einen Mix-Verbrauch von knapp über vier Litern versprechen beide Hersteller, bei reiner Landstraßenfahrt sogar nur 3,6. Zahlen, die dem Tankwart sauer aufstoßen, uns Autofahrer aber Luftsprünge über die Zapfsäule machen lassen. 

Motor und Fahreigenschaften

Co-Produktion: Der 1,4-Liter-Common-Rail-Diesel wurde zusammen mit Ford entwickelt. Verbrauch: 5,7 Liter.
Co-Produktion: Der 1,4-Liter-Common-Rail-Diesel wurde zusammen mit Ford entwickelt. Verbrauch: 5,7 Liter.
Wenn sie denn stimmen. Die Realität sieht aber leider etwas anders aus. Unsere Test-Verbräuche: 5,7 Liter für den Peugeot, 5,4 für den Toyota. Sicher, noch immer akzeptabel, aber eben doch deutlich über dem, was uns versprochen wurde. Zudem muss dieser Spareinsatz teuer erkauft werden. 820 Euro kostet der Diesel mehr beim 206+ (im Vergleich zum 75-PS-Benziner), 1085 Euro beim Yaris (gegenüber dem 1,3-Liter-86-PS-Benziner). Dieser Mehrpreis rechnet sich erst bei mehr als 20.000 Kilometern pro Jahr - und wer fährt die schon mit einem Kleinwagen? Abstriche müssen auch bei der Laufkultur gemacht werden. Selbst modernste Diesel laufen halt noch immer etwas rauer und lauter als ihre Benzinbrüder. Nach ein paar Kilometern aber ist vom Arbeitsprinzip nur noch wenig zu spüren. Dafür umso mehr vom dieseltypischen Durchzug. Schon ab 1750 Umdrehungen steht beim Peugeot das volle Drehmoment von 150 Newtonmetern an - exakt der Bereich, der in der Stadt am meisten gebraucht wird. Allerdings ist der dritte Gang ein wenig zu lang übersetzt. Schaltfaules Abbiegen bei weniger als 30 km/h beantwortet der Vierzylinder mit Murren. 
Leistung: 75 PS und 170 Nm Drehmoment. In der Stadt wirkt der Japaner etwas agiler als der Franzose.
Leistung: 75 PS und 170 Nm Drehmoment. In der Stadt wirkt der Japaner etwas agiler als der Franzose.
Auf der Autobahn werden 150 km/h zu einem guten Dauertempo, ohne Dröhn- oder laute Motorgeräusche. Die auch beim Höchsttempo (168 km/h) nicht ansteigen. Im fünften Gang des sehr leicht zu schaltenden Getriebes dreht der Motor dann nur 3900/min. 50 Kilo, sagt Peugeot, sind im Vergleich zum bisherigen 1,9-Liter-Diesel eingespart worden. Der 1,4-Liter wiegt nur noch 98 Kilogramm, was sich sowohl im Crashverhalten (weniger verformungslose Masse) als auch in der Fahrdynamik (nicht mehr so kopflastig) positiv auswirken soll. Gecrasht haben wir zwar nicht, aber ausgiebig gefahren. Und da stimmt das Versprechen. Munter zieht der Franzose seine Spur, fängt erst im Grenzbereich an, nervös zu werden. Etwas mehr an Leistung haben die Toyota-Ingenieure ihrem kleinen Vierzylinder entlockt: 75 PS und 170 Newtonmeter Drehmoment, das allerdings erst bei 2000/min zur Verfügung steht. In der Praxis wirkt sich dies nicht nachteilig aus. Im Gegenteil, die Getriebeübersetzung passt gut, schaltfaules Fahren nimmt der Yaris nicht übel. In der Stadt wirkt der Toyota noch agiler als der Peugeot.

Flinker Yaris, gemütlicher 206

Auch auf der Autobahn ist er ihm überlegen. Locker wandert die Tachonadel auf bis über 180 km/h - ohne die Insassen mit Gedröhne zu nerven. Wem also Fahrleistung über alles geht, sitzt im Yaris richtig. Wer es allerdings etwas heimeliger mag, dem zeigt der Japaner die kühle Schulter. Warum die Designer die gesamte Armaturentafel und das Lenkrad lieblos in hellgraues Plastik getaucht haben, weiß wohl nur Toyota. Das wirkt unnötig billig, und selbst die vielen Ablagen trösten kaum darüber hinweg. Hinzu kommen die schlechtere Sitzposition (zu aufrecht) sowie der eigenwillige digitale Instrumenten-Tunnel in der Mitte des Cockpits. Das allerdings - ich gebe es zu - ist Geschmackssache. Ich jedenfalls fühle mich im Peugeot wohler. Die Analoganzeigen sind klar, vertraut und funktionell gegliedert, das schwarz genarbte Cockpit macht den hochwertigeren Eindruck, die Position hinter dem Lenkrad stimmt.

Auf der Rückbank geht es bei beiden eng zu, besonders im Kopfbereich. Dem Yaris muss hier aber zugute gehalten werden, dass er außen 20 Zentimeter kürzer ist. Pluspunkte sammelt er dafür in der Variabilität. Seine Rückbank lässt sich nicht nur komplett im Verhältnis 60:40 umklappen, sondern auch noch 15 Zentimeter nach vorn oder hinten verschieben. Zum Thema Sicherheit steuern 206 und Yaris sowohl Front- als auch Seitenairbags bei. ESP ist für beide nicht erhältlich - auch nicht gegen Aufpreis. Genauso wenig ein Automatikgetriebe, das den Spaß in der Stadt sicher noch erhöhen würde. Und auch den Erfolg.

Fazit und Zeugnis

Fazit Drei Punkte Unterschied in der Summe der Eigenschaften. Also nehmen sich beide nicht die Wurst vom Brot. Doch so gleich, wie sich das liest, ist die Wirklichkeit nicht. Den agileren Motor, verbunden mit einer besseren Getriebeübersetzung, baut Toyota, das etwas sparsamere Aggregat Peugeot. Der Japaner spielt sowohl in der Stadt als auch auf der Autobahn seine Stärken aus. Auch der Franzose macht seine Sache im Großen und Ganzen gut, daran gibt es wenig zu beanstanden. Dass er nicht ganz so agil ist, kommt nur im direkten Vergleich mit dem Yaris zum Tragen. Dafür bietet der 206 rundum mehr Wohnlichkeit, und - nicht zu vergessen - er ist auch günstiger.

Technische Daten

Der Peugeot ist 50 Kilo schwerer als der Yaris. Dafür liegen die Grenzen für maximale Zuladung und Anhängelast deutlich höher.

Kosten und Ausstattung

Der Peugeot punktet mit längeren Werkstattintervallen, der Yaris mit längerer Technik- und Mobilitätsgarantie.

Punktetabelle

Sie setzen andere Prioritäten als unsere Tester? Dann lassen Sie doch einfach die Wertungen weg, die Ihnen unwichtig erscheinen. Und ermitteln Ihren eigenen Sieger.