Ganz oben wird die Luft traditionell dünn. Wer vom werksfrischen Vario-Star-Mobil für den Urlaub träumt, sollte beruflich sehr erfolgreich sein, außerordentlich geerbt oder im Lotto gewonnen haben. Erst im Alter wird es günstiger. Schnäppchenjäger mit handwerklichem Geschick können bei Gebrauchten schon unter 25.000 Euro fündig werden, wie das folgende Beispiel zeigt.

Dieser Vario Star 650 S ist kein Blender

Das ist er: Ein mondänes Schiff, das 28 Jahre nach seinem Stapellauf jünger und größer wirkt, als es die nüchternen Daten im Fahrzeugschein belegen. Interessierte und zuweilen auch neidische Blicke anderer Reisemobilisten dürften auch dem nächsten Eigner sicher sein. Zwar handelte es sich beim Star 650 entsprechend der Modellnomenklatur der Manufaktur aus dem niedersächsischen Bohmte um eines ihrer Einstiegsmodelle, doch das ist gnadenlos tiefgestapelt. Raum- und Qualitätsgefühl sind außergewöhnlich. Ganz klar: Dieser Typ ist kein Blender. Sein selbsttragender Aufbau bietet durchgehend mindestens zwei Meter Stehhöhe im Innenraum, gehört zu den solidesten Konstruktionen auf dem Markt und verströmt selbst nach fast drei Jahrzehnten Tresorcharakter. In den seltenen Fällen, in denen ein Vario an Wassereinbrüchen leidet, treten diese entweder im Bereich der Fenster, nach schweren Beschädigungen des Aufbaus oder durch unsachgemäße nachträgliche An- und Umbauten auf.

König Kunde: Kein Vario ist von der Stange

Vario Star 650 S
Willkommen zu Hause: Grundriss, Raumgefühl und Wertigkeit der Materialien machen auch nach 28 Jahren glücklich.
Das hat er: Die Fähigkeit, vier anspruchsvolle Urlauber rund ums Jahr glücklich zu machen. Eine selbsttragende, glasfaserverstärkte Kunststoffkarosserie mit 40 Millimeter starker Hartschaumisolierung macht das Konzept voll wintertauglich. Die Variomobil-Werft setzte auf robuste Mercedes-Benz-814-Nutzfahrtechnik und lieferte eine Fülle ausgefeilter Ausstattungsdetails, die einst einen Neupreis von beinahe einer Viertelmillion D-Mark (inklusive Extras) rechtfertigten. Kein Vario ist von der Stange, denn der Hersteller klopfte vorab immer genau die Vorstellungen seiner Kunden ab: Drei fette, luftgefederte Isri-Pilotensessel vermitteln Erste-Klasse-Komfort, penibler Möbelbau aus weiß lasiertem Eichen-Echtholz mit abgerundeten Kanten und akkurat mit Velours bespannte Sichtflächen sorgen bei dem von uns gecheckten Fahrzeug für Behaglichkeit, enormen Stauraum und erstaunliche Ruhe auf Touren. Für angenehme Temperaturen sind Truma-Heizung und Dachklimaanlage zuständig.
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Ein Generator macht den Vario autark einsetzbar

Vario Star 650 S
Der letzte Besitzer investierte seit 2017 kräftig. Zum Beispiel rüstete er eine Heckgarage nach.
Auch im Verborgenen galt eindeutig die Devise "klotzen statt kleckern": Üppige beheizbare Tanks (180 Liter Frischwasser, 120 Liter Abwasser und 120 Liter für Fäkalien) trotzen polaren Kälteeinbrüchen. Ein fest verbauter Generator liefert Strom und macht den Vario autark einsetzbar. Schon damals gab es darüber hinaus gegen Aufpreis weitere Luxus-Extras für die anspruchsvolle Kundschaft: Von Warmwasser-Fußbodenheizung über Sat-Anlage und Ceranfeld bis hin zu Zentralstaubsauger und Metalliclackierung setzte nur das Budget des Käufers Grenzen. Natürlich sind im langjährigen Betrieb hin und wieder weitere Aufwendungen fällig. Der jetzige Besitzer investierte seit 2017 kräftig. Neben der Toilettenanlage (Thetford) erneuerte er die Sechs-Meter-Markise und den Backofen, rüstete Tagfahrlicht nach und gönnte seinem Mobil außerdem noch eine neue Dachluke, eine frische Front- und eine Seitenscheibe und on top eine beifahrerseitige Heckgarage. Zudem wurde der gesamte Vario frisch foliert und von unten mit neuem Unterbodenschutz konserviert.

Der vier Liter große Turbodiesel gilt als nahezu unsterblich

So fährt er: Dank seiner Nutzfahrzeugtechnik und der (einst aufpreispflichtigen) Automatik äußerst betulich und zugleich erfreulich entspannend. Jeder Kilometer im Vario 650 ist ein Erlebnis. Als Basis wurde je nach Kundenwunsch wahlweise Technik von Fiat, Iveco, Volkswagen oder Mercedes-Benz verwendet, in allen Fällen langlebige Nutzfahrzeugtechnik. Tief im Vorderwagen des von uns gecheckten Vario grummelt die damals teuerste Basis: ein vier Liter großer Turbodiesel mit 136 PS und knapp über 400 Newtonmeter Drehmoment, dem Insider ein beinahe ewiges Leben prognostizieren, solange man für frisches Öl und eine intakte Kühlung sorgt. Trotz seines Alters bremst der Vario schon mit ABS und lässt sich somit besonders sicher bis ins H-Kennzeichen-Alter steuern.