Alle Wege führen nach Rom. Aus Mexiko, aus China oder auch aus Hamburg. Und so trafen sich die Chefredakteure der internationalen AUTO BILD-Gruppe auch dieses Jahr wieder nahe der italienischen Hauptstadt auf dem Bridgestone European Proving Ground, um ihre automobilen Favoriten zu küren. Motto: Test the Best. Die zur Wahl stehenden Autos standen dem üppigen Chefredakteurs-Aufgebot nicht nach. Allen voran der neue Audi A8 4.2 TDI. Im Kampf mit BMW 740d und dem Mercedes S 450 CDI ging es schlichtweg um die simple Frage: Wer baut das beste Auto der Welt?

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Geht es um den Blick unter die vordere Haube, beeindruckt hier vor allem der BMW 7er. Die Münchner trau en sich, den monströsen Achtzylinder-Dieseln von Audi und Mercedes einen rassigen Reihensechser entgegenzusetzen. Und womit? Mit Recht! Denn der Dreiliter weiß in jeder Hinsicht zu gefallen. "Es gibt keinen Bereich, wo der 740d nicht wie ein finnischer Waldarbeiter anpackt", weiß Jarmo Markkanen aus dem hohen Norden zu berichten. Tatsächlich offenbart der Münchener trotz der geringsten Leistung keinerlei Schwächen, muss nur im Drehmomentkampf klein beigeben. Hier stehen seinen 600 Nm immerhin 800 Nm des Audi gegenüber. An der Ampel schieben die 306 PS den 5,07 Meter langen Bayern aber im Eiltempo ins Rennen und gönnen bis 100 km/h nur dem immerhin 350 PS starken Audi einen knappen Vorsprung. Die Mercedes S-Klasse (320 PS) hängt da schon wenige Zehntel hinterher, fährt beim Abgas (als Einziger schafft er nur die EU4) ebenfalls nicht ganz auf der Höhe der Zeit.

Die Mercedes S-Klasse ist am schwersten und am wenigsten Sportler

Mercedes S-Klasse
Komplett anders der A8. Er bietet so ziemlich alles auf, was gut und teuer ist. Die moderne Achtstufenautomatik beherrscht die Gangwechsel-Gala mit traumwandlerischer Sicherheit und fast schon unheimlicher Diskretion. Der Allradantrieb bringt die gewaltige Leistungslawine des V8 stets sicher und weitgehend verlustfrei auf den Asphalt. Respekt. Und doch fordert der Technik-Overkill am Ende seinen Tribut. Denn trotz Alu-Leichtbaus schleppt der A8 fast so viel Gewicht wie die S-Klasse mit sich herum. Inklusive Fahrer kommen beim Audi mindestens 2070, beim Mercedes sogar 2090 Kilo zusammen. Wer noch ein paar Extras ordert, darf weitere Kilo addieren. Hier zieht der BMW 7er den Weniger-ist-mehr-Trumpf. Dem 740d reichen 1950 Kilo. Zwei bis drei Zentner weniger Ballast, die sich etwa beim Verbrauch bemerkbar machen. Denn wo der Schwabe mit 9,3 l/100 km vermeintlich günstig wirkt, setzt der BMW mit 6,9 Litern die Ausrufezeichen. Klar, es handelt sich hier um Labor-Werte, die in der Praxis so kaum erreicht werden dürften (ein späterer Test wird das klären).
Dennoch beeindruckt der Unterschied. Und sogar der Audi lässt mit 7,6 l/100 km noch aufhorchen – das hätten wir dem pfundigen Allrad-Athleten gar nicht zugetraut. Auch beim Handling fallen überflüssige Kilos negativ auf. So wundert es nicht, dass der Mercedes von sportlichen Spielchen wenig wissen will. Seine Domäne bleibt der Komfort. Hinten rechts in die üppigen Polster fallen lassen, Beine ausstrecken und die himmlische Luftfederung genießen – in dieser Disziplin macht dem großen Mercedes noch immer keiner was vor. Der 7er, als Einziger hier auf Stahlfedern unterwegs, muss sich in den klassischen Disziplinen für Chauffeurslimousinen jedenfalls hinten anstellen. Zwar bleibt er der Chefdynamiker im Ring und besticht mit seiner feinfühligen Lenkung, den Härten schlecht geflickter italienischer Landstraßen begegnet er aber weniger gelassen.

Der neue Audi A8 bietet seinem Fahrer unzählige Einstellmöglichkeiten

Audi A8
Audi versucht sich als technologischer Tausendsassa. "Wahnsinn, was ich hier alles einstellen kann", staunt selbst Test-Profi Hirant Kasapoglu aus der Türkei. Luftfederung, quattro mit Sportdifferenzial (variable Kraft verteilung auch zwischen den Hinterrädern) und Drive Select (stellt Lenkunterstützung, Luftfeder, Gaspedal- und Schaltkennlinie in vier Modi ein) erlauben dem A8-Piloten fast alles zwischen Sänfte und Sportler. Wobei der Comfort-Modus schon fast an das himmlische S-Klasse-Erlebnis heranreicht, der Herr der Ringe in der Dynamic-Stellung ziemlich dicht an den 7er heranrückt. Ein gelungener Spagat. Nur bei der Lenkung fühlen wir im Sportmodus nicht ganz die Klasse des BMW. Übermäßig viel Kraft wird hinterm Audi-Volant verlangt, der Vorsprung durch Technik hier zumindest verhindert. Bezahlen muss der Kunde ihn allerdings trotzdem.

Auch wenn es in dieser Klasse ganz sicher nicht auf den letzten Euro ankommt, fallen die Preise recht deftig aus. Für den Audi A8 4.2 TDI quattro werden immerhin 90.800 Euro fällig – fair im Vergleich zum Mercedes S 450 CDI (91.987 Euro), aber viel angesichts der 80.300 Euro für den BMW 740d. Am Ende dieses ersten Vergleichs kommt es zu einem Unentschieden zwischen Audi und BMW. Jetzt führen alle Wege nach Deutschland auf unser Testgelände. Im harten Vergleich nach Punkten wird sich dann beweisen, ob sich unser erster Eindruck von Rom bestätigt.

Fazit

Im ersten Kampf mit 7er und S-Klasse zeigt der A8 eine bärenstarke Vorstellung. Gemeinsam mit dem 740d landet er auf Platz eins. Wo der BMW bei Preis, Verbrauch und Handling punktet, kontert der A8 4.2 TDI mit mächtigem Motor, feinster Qualität und modernster Fahrwerkstechnik. Wir sind gespannt auf kommende Vergleiche mit anderen Motoren – dann könnte auch die S-Klasse wieder ein Wort mitreden ...