Jäger, Rennfahrer oder Freiberufler? Mercedes GLK, BMW X1 und Volvo XC60 gehören zur selben Klasse, unterscheiden sich aber ähnlich stark voneinander wie diese Berufsgruppen. Der kantig-rustikale Mercedes wirkt noch am ehesten wie ein Geländewagen alter Schule. Dem flachen, schneidigen BMW sieht man seine Dynamik schon im Stand an, und der elegante Volvo macht in jedem Großstadt-Dschungel eine perfekte Figur. Bleibt die Frage, welcher von den drei SUV der Charakterstärkste ist.

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Vergleichsweise zierlich tritt der BMW auf, gerade mal 1,55 Meter hoch. Mercedes (1,69) und Volvo (1,71) überragen ihn fast um einen Kopf. Schlank und geduckt steht der X1 da – und hat überraschend nicht so viel weniger Platz als die beiden anderen. Der Fahrer sitzt – BMW-typisch – wie mit dem Auto verschraubt in einem knapp anliegenden Cockpit. Es fehlt ihm im Grunde nur noch die Rennkombi. Immerhin bietet der Fond so viel Raum wie der im Mercedes – gar nicht ungemütlich hier, erst hinter groß gewachsenen Piloten wird es für Hinterbänkler wirklich eng. Der GLK dagegen: ein Typ mit Ecken und Kanten. Wie vom Forstmann selbst geschnitzt. Geradlinig und schnörkellos, die eckige Linie setzt sich im Cockpit fort. Das ermöglicht eine aufrechte Sitzposition mit gutem Überblick, fast wie auf dem Hochsitz. Sein zupackendes Wesen betont der Mercedes mit einem 450 bis 1550 Liter großen Kofferraum. Dagegen wirken die 420 bis 1350 Liter des BMW doch eher schmächtig.

Der Fünfzylinder-Diesel im XC60 ist ein kerniger und sympathischer Typ

Volvo XC60
Der Volvo darf 495 bis 1455 Liter laden und mit 529 Kilo die höchste Zuladung schleppen (BMW nur 448 Kilo, GLK 506 Kilo). Aber Wildbret bekommt der schicke Schwede vermutlich nie zu sehen. Hier wird wohl eher der Architekt seine Hausmodelle unterbringen. Und die besitzen hoffentlich den gleichen Schick wie der XC60. Vorn hat Volvo den Platz allerdings elegant verschwendet – es wirkt luftig, dabei gibt es messbar gar nicht mehr davon. Erst der Fond ist geräumiger als die Rückbank in Benz und BMW, auf den bequemen Volvo-Sitzen sind die Käufer der Immobilien standesgemäß untergebracht. Das XC60-Triebwerk trägt dagegen eher Blaumann als Dreiteiler: Der kernige Fünfzylinder schiebt mit seinen 205 PS und typisch knurrigem Ton ordentlich an. Ein sympathischer Typ, doch auf Dauer kann er mit den beiden deutschen Super-Dieseln nicht ganz mithalten.
BMW und Mercedes gehen energischer zur Sache, dazu läuft der Volvo rauer als die beiden Vierzylinder. Und er schenkt sich mit 9,0 Litern großzügig ein. Der Mercedes gönnt sich immerhin noch 8,6 Liter, dem BMW genügen im Testschnitt 7,8 Liter. Der XC60 kommt verhaltener in die Gänge, auch wegen der schläfrigen Sechsstufenautomatik. Doch das macht gefühlt nichts, denn das Gesamtkonzept stimmt. Der Schwede fährt gemütlicher als die beiden Deutschen, schaukelt entspannt durch die Gegend. Man könnte auch sagen: lässig. Ein Großstädter beim Flanieren. Der BMW nimmt die Sache viel ernster: Sein Zweiliter-Kraftwerk mit 204 PS hat den Willen und den Ehrgeiz eines Sportlers – obwohl oder gerade weil es ein Diesel ist. Mit kräftigem Antritt und ausgeprägter Drehfreude garantiert der Vierzylinder zügigen Vortrieb, läuft aber rauer als sein 177-PS-Bruder. Der Sechsstufenautomat reagiert passend schnell und zügig. Eine tolle Antriebseinheit, die mit dem straffen Fahrwerk harmoniert.

In Sachen Agilität bewegt sich der GLK fast auf Augenhöhe mit dem X1

Nein, wie ein SUV fährt dieser X1 wirklich nicht. Sondern flink, fast ohne Wanken und Schaukeln, mit feinnerviger Lenkung. Wie nicht anders zu erwarten, federt er stramm, die 18-Zoll-Runflat-Reifen rollen arg hölzern ab. Vor allem auf schnellen Querfugen stuckert der X1 und haut dem Sportfahrer kräftig in die Bandscheiben. Der Mercedes besitzt einen ähnlich hellwachen Diesel wie der BMW. Auch wenn man dem eckigen GLK so viel Feuer erst gar nicht zutraut – mit dem Zweiliter-Vierzylinder mit ebenfalls 204 PS flitzt er wie ein angeschossener Keiler durch die Gegend. Besonders dann, wenn er wie unser Testwagen mit Sportfahrwerk und 19-Zöllern aus dem Sportpaket Exterieur ausgerüstet ist (Aufpreis 1845 Euro). Damit fährt der GLK fast so agil wie der X1 , aber eben nur fast: Die Lenkung spricht nicht ganz so gefühlvoll an, die bessere Handlichkeit bringt aber Komforteinbußen mit sich. Kurze Wellen nimmt er sehr steif.
Weitere Details zu den drei SUV finden Sie in der Bildergalerie. Den kompletten Artikel mit allen technischen Daten und Tabellen gibt es als Download im Heftarchiv.
Dirk Branke

Fazit

Förster, Rennfahrer oder Freiberufler? Klar, wir haben übertrieben, aber den Charakter der drei SUV ganz gut getroffen. Hinter dem kantigen Auftritt des Mercedes stecken ein hochmoderner Motor, beste Sicherheit und viel Ausstattung zum bekannten Premium- Zuschlag. Der BMW spielt den agilen, flinken Dynamiker für den Mann in der Rennkombi, der Kompromisse beim Komfort eingeht. Der Volvo besticht durch Platz, Komfort, Variabilität und – wenn’s zählt – seinen stilbewussten Auftritt.