Vergleich Mercedes S 350 CDI/S 400 Hybrid
Wer macht die bessere Umweltpolitik?

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Diesel in der S-Klasse? Längst etabliert. Er ist schließlich leise, stark und sparsam. Gleiches verspricht Mercedes nun auch beim S 400 Hybrid. Kann der den S 350 CDI wirklich übertrumpfen?
Luxus-Maßstab, Sicherheits-Vorreiter, Technik-Pionier – die S-Klasse darf sich vieler Titel rühmen. Und bislang jedenfalls fuhr Daimlers Dickster stets die richtige Politik. Technischer Vorreiter sein und repräsentative Aufgaben würdevoll zu erfüllen ist der Auftrag, der mit Luftfederung, Pre-Safe-Technik und Siebenstufenautomatik souverän erledigt wird. Doch zu einer Vorreiterrolle gehört heute mehr denn je die Ökologie. Umweltverträglichkeit, Schonung der Ressourcen und damit der Verbrauch sind schlagende Argumente weit über Parlamentsdebatten hinaus. Sparen mit der S-Klasse heißt für Mercedes: erst einmal kräftig Geld ausgeben. Etliche Millionen Euro sind in die Entwicklung kraftvoller Dieselaggregate mit Piezo-Einspritztechnik geflossen. Und jetzt das: der erste Hybridantrieb in einem deutschen Serienmodell, dem S 400 Hybrid – sicher auch keine billige Geschichte. Hier arbeiten ein 279 PS starker 3.5-V6 und ein 20-PS-Elektromotor mit vereinten Kräften.
Der Mercedes S 400 Hybrid schafft locker die Euro-5-Abgasnorm
Wie effektiv, zeigt der Vergleich mit dem bisherigen Vorzeige-Sparer S 350 CDI BlueEfficiency. Hybrid oder Diesel: Fragt sich, was besser, sauberer, günstiger ist. Die Preisliste spricht klar für den CDI. Rund 12.000 Euro sparen Diesel-Abgeordnete – autsch! Dabei stehen doch sonst die Benziner im Ruf, deutlich preiswerter zu sein. Hier nicht. Weil die aufwendige Hybridtechnik inklusive E-Maschine und Lithium-Ionen-Batterie deutlich mehr kostet – und weil der S 400 Hybrid üppiger ausgestattet ist als der 350 CDI BlueEfficiency. So ist zum Beispiel das DVD-Navigationssystem Command APS serienmäßig bei ihm an Bord, dazu gibt es im 400er LED-Licht und eine aktive Reifendruckkontrolle. Klar, die Extras machen immerhin 4556 Euro Preisdifferenz wieder wett. Aber wo verstecken sich die restlichen 7760 Euro Mehrpreis? Etwa im Gefühl, einen Saubermann zu fahren? Immerhin schafft der Hybrid locker die Euro-5-Abgasnorm, während sich der CDI mit seinem NOX-Handicap gerade mal über die Euro-4-Hürde robbt.
Aus dem Drehzahlkeller schiebt der Turbodiesel nachdrücklicher an

Dagegen ähneln sich S 400 Hybrid und S 350 CDI im Fahrbetrieb wie Zwillinge. Der Federungskomfort liegt auf höchstem Niveau, alle Passagiere tummeln sich in perfekten Sesseln, trotz des hohen Gewichts lässt sich das Dickschiff erstaunlich flüssig dirigieren. Wenig spricht für den Diesel. Ist seine Amtszeit abgelaufen? Nicht wenn es um Haushaltsfragen geht. Denn im Gegensatz zur Werksangabe verprasst der Hybrid im AUTO BILD-Verbrauchstest deutlich mehr Reisespesen. Die von uns ermittelten 10,8 Liter liegen nicht nur fast drei Liter über der Werksnorm. Auch den CDI überbietet der Hybrid um fast zwei Liter. Und das bei deutlich höheren Spritpreisen. Auch in der Stadt kann der Hybrid seinen konzeptionellen Vorteil – er gewinnt beim Bremsen Energie zurück, schaltet bei Stopps den Motor ab, um Sprit zu sparen – nicht umsetzen. Der CDI schnurrt sparsamer durch die City, verbrennt dort über zwei Liter weniger. Am Ende wird dem Hybriden der Verbrauchsnachteil zum Verhängnis, der Diesel kann sein Amt als unnachgiebiger Sparkommissar souverän verteidigen.
Weitere Details finden Sie in der Bildergalerie. Den kompletten Artikel mit allen technischen Daten und Tabellen gibt es als Download im Heftarchiv.
Fazit
Ob 350 CDI oder 400 Hybrid, eine S-Klasse ist und bleibt eine S-Klasse. Luxuriös, komfortabel, schnell. Dabei sind die Unterschiede zwischen S 350 CDI und S 400 Hybrid im Fahrbetrieb eher vom Charakter bestimmt. Oder eben eine Frage der grünen Einstellung: Egal was tatsächlich aus dem Auspuff kommt, die Zauberformel Hybrid allein darf als Kaufanreiz infrage kommen. Wer in dieser Preisliga allerdings noch auf die Kosten schielt, muss den Diesel kaufen. Der CDI läuft sparsamer – mit günstigerem Diesel. Das läppert sich.
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