Skoda gegen Mercedes – ein unmöglicher Vergleich? Nicht unbedingt. Auch Skoda besitzt eine große Geschichte und genießt (inzwischen wieder) hohes Ansehen. Die Tschechen liefern Qualität zu günstigen Preisen. Scheu vor großen Namen kennen sie nicht – fragen Sie mal VW und Audi ... Jetzt bauen sie den Superb auch als Combi (neudeutsch mit C), ziemlich genau in der Größe des E-Klasse T-Modells. Preiswerter natürlich, der Combi kostet mit 170-PS-TDI, DSG und Elegance-Ausstatttung 36.950 Euro. Der E 220 CDI T kommt mit Automatik auf mindestens 47.005 Euro. Macht rund 10.000 Euro Differenz – reicht das, um ernsthaft am Stern zu kratzen?

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Mächtige 4,90 Meter streckt sich das T-Modell, der Skoda misst nur knapp sechs Zentimeter weniger. Raum haben beide deshalb jede Menge, im Mercedes sitzt man vorn etwas luftiger. Doch mit seinem riesigen Fond sprengt der Superb den Rahmen der Klasse, hier fühlt man sich wie im Veitsdom zu Prag, fast jedenfalls. Dafür hat der Skoda beim Kofferraum das Nachsehen, er schluckt 603 bis maximal 1835 Liter. Sehr ordentlich, doch der Mercedes kann noch mehr, fasst gigantische 695 bis 1950 Liter. Die E-Klasse glänzt zudem mit einer kompletten Kombi- Ausstattung: Dachreling, Niveauregulierung an der Hinterachse, Doppelrollo mit eingebautem Sicherheitsnetz und, Überraschung, sogar eine elektrisch öffnende Heckklappe liefern die als knauserig bekannten Schwaben mittlerweile serienmäßig. Für 1083 Euro gibt es eine Klappsitzbank im Kofferraum – damit wird der Mercedes zum Siebensitzer.

Im Superb ist der Zweiliter-Diesel an ein Sechsgang-DSG gekoppelt

Skoda Superb Combi
Die Tschechen geizen im Vergleich etwas. Dritte Sitzreihe und Niveauregulierung? Nicht lieferbar. Die elektrische Heckklappe kostet 340 Euro extra. Eine Dachreling besitzt der Skoda aber auch, und er verfügt dazu über ein Ladesystem mit zwei Aluschienen im Boden, eine ähnliche Einrichtung kostet bei Mercedes 309 Euro. Schön auch die kleine, herausnehmbare LED-Taschenlampe und der stets mitgelieferte Regenschirm in der Tür hinten links. Zu den erfreulichen Überraschungen gehören auf jeden Fall auch die beiden Motoren. Beide treten mit 170 PS an, sind aber doch so unterschiedlich wie, sagen wir mal, schwäbische Spätzle und böhmische Knödel. Dem kräftigen 2,1-Liter im Mercedes fehlt es weder an Leistung noch an Temperament, wohl aber an gepflegten Umgangsformen. Er läuft nicht besonders laut, aber durchweg mürrisch – ein deftiger Genuss. Die fünfstufige Wandlerautomatik schaltet weich und ruckfrei, aber vergleichsweise schläfrig und passt damit ganz gut zum T-Modell. Denn der 1,8-Tonnen-Kombi kennt keine Hektik, fährt gelassen und sehr souverän. Die Federung spricht weicher an als im Skoda und reagiert viel sensibler.
Im Superb ist der Zweiliter-TDI an ein DSG (Direktschaltgetriebe) gekoppelt – was ein ganz anderes Fahrgefühl ergibt. Der Diesel summt friedlicher als der im Mercedes, wird nur bei hohem Tempo laut. Er geht lebhaft zur Sache, dreht lockerer als der Benz, das DSG reagiert schnell. Allerdings nicht perfekt: Aus dem Stand braucht das Getriebe zu lange, um in die Gänge zu kommen, schaltet andererseits – etwa beim Beschleunigen auf der Autobahn – zu häufig. Wie die Limousine ist der Combi straff ausgelegt. Er rollt mit seinen 18-Zoll-Rädern steifer ab als der Mercedes (16 Zoll). Der Skoda wiegt 200 Kilo weniger, fährt sich mit seiner direkten Lenkung leichtfüßiger und agiler, fast schon nervös. Bleibt nur die Frage, ob man so ein sportlichdirektes Fahrverhalten in einem großen Kombi wirklich braucht.
Den Superb Combi 2.0 TDI mit DSG gibt es als Elegance ab 36.950 Euro, beim Testwagen kommen 290 Euro für die Räder dazu, macht 37.240 Euro. Viel Geld für einen Skoda, wenig für ein Auto dieser Größe mit dieser Ausstattung: Unter anderem Klimaautomatik, Bi- Xenon-Lampen, CD-Wechsler und Lederpolster sind im Preis drin. Der Mercedes E 220 CDI T bringt es mit Automatik auf 47.005 Euro, beim Testwagen müssen außerdem Elegance-Ausstattung (1922 Euro) und Direktlenkung (315 Euro) addiert werden. So bleibt der Superb zwar besser ausgestattet, am Ende aber nicht die bessere Wahl.
Weitere Details zu den beiden Kombis finden Sie in der Bildergalerie. Den kompletten Artikel mit allen technischen Daten und Tabellen gibt es als Download im Heftarchiv.
Dirk Branke

Fazit

Unverfroren rüttelt der Emporkömmling am Thron des Etablierten – und muss sich doch geschlagen geben. Ein Tipp bleibt dieser Skoda Combi aber auf jeden Fall. Und das bestimmt nicht nur wegen seines günstigeren Preises. Der Mercedes zeigt aber klar und deutlich, wo es langgeht. Unübertroffen sind vor allem sein Riesen-Laderaum, die umfangreiche, praxisgerechte Kombi-Ausstattung sowie Größe und Komfort. Diese Mischung ist wirklich schwer zu schlagen.