Vergleichstest Motoröl
Lohnt sich teures Synthetik-Öl?

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Motoröl – der mysteriöse Saft, der unsere Triebwerke schmiert. Muss man dafür 20 Euro ausgeben, oder genügt ein Zehntel?
Bei jedem Ölwechsel die gleichen Fragen: Benötigt der Motor wirklich das teure Synthetiköl, oder tut es auch eine billige Sorte? Muss es Markenware sein, oder genügt eine Supermarkt-Sorte? AUTO BILD test&tuning hat 14 Motoröle – zwölf Markenprodukte und zwei Billigöle – eingekauft und zur Untersuchung ins Labor der BP gebracht. Geprüft wurden Zusammensetzung, Kaltstartfähigkeit und Hitzebeständigkeit – zu verschärften Bedingungen bei 150 Grad. Die Ergebnisse: verblüffend. Wer hätte gedacht, dass Shell bei der Bezeichnung mogelt? Fully synthetic – vollsynthetisch – steht auf der Flasche, aber die BP-Forscher finden auch größere Mengen einfachen Mineralöls darin. "Weil sich Additive darin besser lösen", sagt Shell. Aber Mineralöl verdampft bei Hitze in größeren Mengen als Synthetiköl, kann also den Ölverbrauch verstärken. Dann lieber gleich billiges Öl im Supermarkt kaufen? Aber bitte nicht das Leichtlauf-Oil von Gut und Billig (Marktkauf). Das kostet zwar nur 3,25 Euro pro Liter, ist aber ein einziger Etikettenschwindel: Teilsynthetisch steht darauf, doch unsere Labor- Experten finden dahinter keine Spur von Poly-Alpha-Olefinen, dem wichtigsten Bestandteil von Synthetiköl. Stattdessen enthält die Flasche Hydrocrack-Öl, ein etwas aufwendiger zubereitetes und verbessertes Mineralöl. Rechtlich ist das übrigens nicht zu beanstanden, der Begriff teilsynthetisch ist nicht geschützt. Die SAE-Normen hingegen müssen eingehalten werden.
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Verfallsdaten: Wie lange halten eigentlich Reifen, Filter und Öl?
Doch auch hier patzt Gut und Billig: 10W-40 steht auf der Flasche, aber der Kältetest entlarvt es als 15W-40. Es überschreitet die maximal zulässige Viskosität von 7000 mPas (Milli-Pascal-Sekunden – ein Maß für die Dickflüssigkeit) um 19 Prozent. Und ist damit ein 15W-Öl. Nur – dann darf es sich auch nicht Leichtlauföl nennen, denn diese Bezeichnung dürfen nur Öle mit den Kälteviskositätsklassen 10W, 5W und 0W führen. Wobei letztere bei Verbrauchern und Werkstattleuten in dem Ruf stehen, nicht so hitzefest zu sein. Alles Quatsch. Die 0W-30- und 0W-40-Schmierstoffe absolvieren den Hitzetest bei 150 Grad mit Bravour, übertreffen teilweise das altgediente 15W-40-Mineralöl. Wobei auch dieser Billigsaft für 2,30 Euro pro Liter alle Vorgaben einhält und für einfache Ansprüche sicher geeignet ist.
Allerdings ist fraglich, ob sich das günstige Öl im Endeffekt rechnet. Denn Sprit lässt sich damit nicht sparen, wogegen hochwertige 0W- oder 5W-Öle bis zu fünf Prozent Kraftstoff einsparen können. Da macht sich das teure Schmiermittel umso schneller bezahlt, je mehr der Sprit kostet. Alle Ergebnisse aus dem Test von 14 Motorölen, das große Öl-Lexikon und wie Shell das Abschneiden seines Helix Ultra verteidigt, lesen Sie in der aktuellen AUTO BILD test&tuning vom Mai 2002.
Fragen rund ums Motoröl
Kann ich von Mineralöl auf Synthetiköl umsteigen?
Bei modernen Motoren problemlos. Auch das Mischen mit anderen Ölen ist möglich, dann pendelt sich die Qualität der Ölfüllung jedoch immer auf das Niveau der schlechteren Sorte ein.
Muss ich bei den dünnen 0W-Ölen mit einem höheren Ölverbrauch rechnen?
Nein. 0W-Öle sind nicht grundsätzlich dünn, sondern nur bei niedrigen Temperaturen besonders fließfähig. Bei warmem Motor verhalten sie sich wie andere Öle.
Nach welcher Spezifikation soll ich mich richten?
Entscheidend ist die Angabe in der Bedienungsanleitung Ihres Fahrzeugs. Dort ist angegeben, welche API-, ACEA oder CCMC-Spezifikation auf der Öldose stehen muss.
Bereits kurz nach dem Ölwechsel war der neue Schmierstoff schon wieder schwarz. Ist das normal?
Ja. beim Wechsel verbleibt bis zu einem halben Liter Altöl in Ölpumpe und Leitungen, das sich mit dem Frischöl vermischt und es sofort dunkel färbt.
Wie viel Kraftstoff kann ich mit einem 0W-Öl sparen?
Im Durchschnitt sinkt der Verbrauch um drei bis fünf Prozent, verglichen mit 10W-40 oder 15W-40 und abhängig von den Fahrgewohnheiten. Bei ausgeprägtem Kurzstreckenbetrieb mit vielen Kaltstarts kann die Einsparung noch höher ausfallen.
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