Verschärfte Regeln in Umweltzonen
Null Toleranz!

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Ausnahmen fallen weg, Regeln werden verschärft: Die deutschen Städte sperren jetzt noch mehr Autobesitzer aus. Die Aufregung ist groß, Beamte werden zu Seelsorgern.
Neben seiner Arbeit als Verwaltungsfachmann ist René Nübel derzeit vor allem als Psychologe gefragt: "Im Moment klingelt ständig das Telefon", berichtet der Sachgebietsleiter der Stadt Essen, "die Leute sind verzweifelt oder machen Stunk." Im Nübels Amt für Verkehrs- und Baustellenmanagement laufen die Härtefälle der Umweltzone auf: Anwohner, die ihre Wohnung nicht mehr mit dem Auto erreichen. Ein älteres Ehepaar, das keinen Nachrüstfilter bekommt und nun seinen 190er-Diesel nicht mehr nutzen darf. Altmetallhändler, die keine Straßensammlungen mehr durchführen können.
Nur Grün garantiert freie Fahrt
Am 30. September 2009 sind im Ruhrgebiet alle Ausnahmegenehmigungen ausgelaufen, auch für Anwohner und Gewerbetreibende. Verlängerungen werden (bis auf Notfälle wie Dialyse-Patienten) nicht gewährt. Null Toleranz. Und nicht nur im Ruhrpott werden die Zügel angezogen: Deutschlandweit verschärfen im kommenden Jahr mindestens sieben Städte ihre Feinstaubregelungen (siehe Tabelle). Dort reicht dann auch eine rote Plakette nicht mehr zum Befahren der Umweltzone, in Hannover und Berlin nicht mal eine gelbe – nur ein grüner Kleber garantiert freie Fahrt.
ADAC: "Menschen werden quasi enteignet"
Die Verschärfungen sind höchst umstritten. Schließlich hat jüngst eine ADAC-Studie den Umweltzonen attestiert, sie führten "zu keiner nennenswerten Verbesserung der Luftqualität". Günter Trunz, Leiter des Bereichs Verkehr und Umwelt beim ADAC Westfalen, stellt die Regelung generell infrage: "Ist es unter diesen Umständen verhältnismäßig, wenn Menschen nahezu enteignet werden, indem sie ihr Fahrzeug nicht mehr nutzen dürfen? Ich habe da Zweifel."
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