Kaum Schwachstellen

"Ham wir nicht, kommt auch erst mal nicht mehr rein." Wer auf der Suche nach einem gebrauchten Volvo XC90 ist, wird diesen Satz nicht zum ersten Mal hören. Das Schweden-Schiff ist auf dem Gebrauchtwagen-Markt so gut wie nicht existent. Taucht doch mal einer auf, ist er meistens reserviert oder geht "unter der Hand" weg. Junge Exemplare mit deutlich geringerer Laufleistung als unser Dauertestwagen sind scheinbar so problemlos, daß sich ihre Besitzer noch nicht trennen mögen.

Die wenigen bekannten Mängel sind schnell aufgezählt: Einige Fahrer beklagen ungleichmäßig wegradierte Reifen, vor allem an der Vorderachse, manchmal schon nach 20.000 Kilometern. Zum Teil ist der Verschleiß konstruktiv bedingt, schließlich schickt der Allradantrieb auf griffiger Straße die meiste Kraft an die Vorderräder. Und für sicheres Fahrverhalten ist der schwere Wagen untersteuernd ausgelegt, schiebt also bei zügiger Kurvenfahrt über die Vorderräder. Was aber nicht den über die Lauffläche ungleichmäßigen Verschleiß erklärt. Das scheint ein Einstellungs-Problem des Fahrwerks zu sein. Nach einer Neueinstellung der Achsen – auch hinten – laufen die Reifen bis an die Verschleißgrenze gleichmäßig ab. Sofern nicht die Gummi-Metall-Buchsen das Zeitliche segnen.

Wer den Volvo und die 2250 Kilo hohe Anhängelast eifrig nutzt, muß ausgeschlagene Buchsen und defekte Stoßdämpfer unter Umständen schon nach 50.000 Kilometern in Kauf nehmen. Ein paar XC-Eigner klagen auch über laute Abrollgeräusche und Vibrationen. Allerdings nur in Verbindung mit 18-Zoll-Rädern. Darauf läßt sich leicht verzichten, denn die 17-Zöller füllen die Radkästen kaum schlechter aus.

Bleibt die Frage nach dem richtigen Motor. Die deutschen Käufer tendieren klar zum Diesel, der so lang problemlos läuft, wie man ihn mit Chiptuning verschont. Schade nur, daß der stärkere D5 mit Rußfilter erst seit Sommer 2005 verkauft wird und gebraucht noch keine Rolle spielt. Das wird sich ändern, wenn die ersten Leasingverträge auslaufen – in etwa 31 Monaten.

Historie, Schwächen, Kosten

Modellgeschichte: • 1/03 Markteinführung in Deutschland als Fünf- und Siebensitzer mit Dieselmotor (D5, 163 PS), 2,5-l-Turbobenziner (2.5T, 210 PS) oder Sechszylinder (T6, 272 PS), alle mit Automatik. Sechs Airbags und Stabilitätskontrolle Serie • 9/03 Manuelle Sechsgangschaltung für D5 und 2.5T lieferbar, neue Top-Ausstattung Executive • 9/04 geänderte Ausstattungslinien • 2/05 Einführung 4,4-l-V8-Motor mit Sechsgang-Automatik, 315 PS • 5/05 D5 nun mit 185 PS, Rußfilter und 30.000-km-Wartungsintervall.

Schwachstellen: Der Luftmassenmesser (Foto) gehört beim Diesel zu den Verschleißteilen. Die Versagerquote erreicht zwar nicht die gleichen Dimensionen wie im VW-Konzern, liegt aber bereits im Prozentbereich. Wenn der D5 also raucht und Leistung vermissen läßt, lohnt es sich, in diesem Umfeld nach Fehlern zu suchen. Die Verarbeitungsqualität schwankt offensichtlich: Die meisten XC90-Fahrer sind damit sehr zufrieden, aber vereinzelt gibt es auch Typen, die klappern. Vor allem die Türen sind bisweilen anfällig für Störgeräusche. Die Elektronik fällt selten aus. Dennoch klagen einige Leser über Probleme. Die Bremsanlage verschleißt abhängig vom Temperament des Fahrers eher zügig. Ein Tribut an das hohe Fahrzeuggewicht von 2,25 Tonnen.

Reparaturkosten: Preise inklusive Lohn und Mehrwertsteuer am Beispiel Volvo XC90, 120 kW/163 PS, Baujahr 2003. Abgesehen vom Auspuff, der jedoch kaum mal kaputtgeht, liegen die Preise eher im unteren Bereich der Kategorie großer SUV. Bremsbeläge sind günstig.

Fazit und Modellempfehlung

Fazit von Hendrik Dieckmann, AUTO BILD-Redakteur und Kfz-Mechaniker: "Eigentlich hat der Volvo XC90 nur einen ernsthaften Mangel: Er ist gebraucht praktisch nicht zu finden. Und wenn, dann hält die geforderte Summe nur wenig Abstand zum Neupreis. Ein Grund dafür ist sicher, daß die Qualität der zumeist noch jungen Fahrzeuge im Markt stimmt. Wichtigstes Indiz: Von den rund 13.000 in Deutschland verkauften XC90 hat sich bislang nur einer in den AUTO BILD-Kummerkasten verirrt. Konkurrenten wie BMW X5 oder Mercedes ML tauchen dort, prozentual betrachtet, deutlich öfter auf."

Modellempfehlung: Volvo XC90 D5 Comfort (120 kW/163 PS)

Steuer/Schadstoffklasse: 386 Euro im Jahr/Euro 3 Testverbrauch: 10,1 Liter. Werksangabe: 9,1 Liter (Diesel) Versicherung: Vollkasko (23/500 Euro SB): 829 Euro. Teilkasko (25/150 Euro SB): 221 Euro. Haftpflicht (24): 1008 Euro (Basis: HUK-Jahrestarife für Regionalklasse Hamburg, 100 Prozent) Inspektion: 20.000 Kilometer. Kosten: etwa 300 bis 400 Euro Wertverlust: Zweijährige verlieren rund 28 Prozent vom Neupreis (Händlerverkaufspreis), danach jährlich um 3500 Euro Verlust.