Vorschau BMW Project i
BMW erfindet den Kleinwagen neu

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Das wird ein BMW wie keiner zuvor: Elektromotor hinten, Kohlefaserstruktur und zunächst drei Karosserievarianten. Auf der IAA 2011 steht der erste Prototyp des Project i, zwei Jahre später startet die Serie.
Und nun die 500-Euro-Frage bei "Wer wird Millionär?": Wer baute das erste Auto? Gottlieb Daimler und Carl Benz. Wann? 1886. Das weiß doch heute jeder Schüler. Na ja, hoffentlich fast jeder. Und nun kommen sie bei BMW daher und berichten aus dem Entwicklungsteam: "Wir haben das Auto in vielen Elementen noch einmal erfunden." Was soll das denn heißen? Das Ding, das in geheimer Arbeit entsteht, nennt sich Project i. Hinter diesem Namen steckt das künftige Elektroauto von BMW. Oder besser: eine ganze Baureihe von Stromern. Und die bedeuten auch in München absolutes Neuland. "Ziel ist es, leichter (950 Kilogramm) und effizienter zu sein als alle Wettbewerbskonzepte", so ein Entwickler. "Wenn das gelingt, stellt sich der Fahrspaß von selber ein."
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Der Spezialist für den urbanen Verkehrsraum: BMW Project i als Zweisitzer.
Auf längeren Strecken und bei höherem Tempo übernimmt der Dreizylinder die Hauptarbeit, dient der Elektromotor als Unterstützung beim Beschleunigen. Der kompakte, leichte und sparsame Plug-in-Hybrid soll als Benziner und als Diesel angeboten werden. Im Drittelmix sollen dann Verbräuche um drei Liter möglich sein. Preis: ab etwa 19.000 Euro. Aber wo genau stecken die Motoren? Noch vor Wochen hätte ich drei Kästen Weißbier darauf gesetzt, dass Project i festgezurrt ist. Zumal sich das technische Tauziehen bereits über drei lange Runden hingezogen hat: Frontantrieb, Hinterradantrieb, Frontantrieb. Der Motor vorn, das war der Stand Ende April 2010, abgesichert durch ausgedehnte Fahrversuche auf dem BMW-Testgelände Miramas im Sommer 2009. Doch nun hat sich der Project-i-Chef Ulrich Kranz unerwartet anders entschieden: Alle Project-i-Varianten starten mit Heckmotor und Hinterradantrieb. In diesem Prinzip lauert – das wissen die Münchener – ein latentes Risiko. Das beweisen frühe Smart ebenso wie der VW up!, der schon wenige Monate nach Projektanstoß zum Frontantrieb wechselte.
Mit dem Project i fällt der Startschuss für eine neue BMW-Formensprache

Als optisches Kennzeichen des Leichtbaukonzepts dient das Dach aus sichtbarem Carbon im Stil des M3. Der Wagenkörper wird lackiert, was hohe Anforderungen an das Oberflächenfinish des unbehandelt nicht ganz glatten Kohlefasergewebes stellt. Viele Fragen, wenige Antworten, die vor allem eins zeigen: BMW ist wirklich dabei, das Auto in Teilen neu zu erfinden.
Fazit
Mut haben sie, die Münchener. Mut zur teuren Kohlefaserstruktur in der 20.000-Euro-Klasse. Mut zum Fahrdynamik-Minenfeld aus Heckmotor und Heckantrieb. Mut zu neuen Dreizylindern als Hybridlösung. Mut zu 150.000 Einheiten pro Jahr trotz ungewisser Absatz- und Renditechancen. Mut zu unternehmerischem Risiko. Genau den braucht es, um den Quantensprung von der Evolution zur Revolution bei Elektroautos zu meistern.
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