Einst hatte Citroën-Chef Boulanger die geniale Idee für den Volks-Wagen der Franzosen: Er muss einem Bauern samt Hut und Frau Platz bieten, eine Ladefläche für ein Fass Wein sowie einen Zentner Kartoffeln haben, darf nicht mehr als drei bis fünf Liter verbrauchen und muss so gefedert sein, dass ein Korb Eier nicht zu Bruch geht. Das Ganze sollte sich natürlich das Volk auch leisten können. Heraus kam der minimalistische 2CV, der als Ente in die Autohistorie einging. Mittlerweile sind 68 Jahre vergangen. Die Ansprüche sind parallel zu den Einkommen gestiegen. Dennoch haben sich die Citroën-Entwickler scheinbar wieder ein weißes Blatt Papier genommen und die Mindestbedürfnisse der heutigen Zeit erst gezeichnet, dann auf 21-Zoll-Räder gestellt. Heraus kam der C-Cactus, ein Sinnbild aktueller Genügsamkeit.

Der Verbrauch soll bei unter drei Liter Diesel liegen

Kostverächter: Pro 100 Kilometer genehmigt sich der C-Cactus unter drei Liter Diesel.
Das beginnt beim Antrieb. An dem derzeitigen Hybrid-Hype kommt keiner vorbei, also stecken ein Elektromotor und 1,4-Liter-HDi-Diesel, natürlich mit Partikelfilter, unter der Haube. Zusammen mit dem 30-PS-Elektromotor soll er nur 78 Gramm CO2 pro Kilometer ausstoßen, das Höchsttempo ist auf 150 km/h gedrosselt. Rein elektrisch kann er fünf Kilometer weit fahren, dann muss wieder der Diesel ran. Der Verbrauch soll insgesamt unter drei Litern bleiben. Damit verbraucht der C-Cactus so wenig wie sein Großvater mit dem asthmatischen 375-Kubik-Motörchen, das ganze sieben PS leistete und die Ur-Ente maximal 50 km/h watscheln ließ. Das Ganze war damals in leichtes, aber sehr teures Alublech verpackt, ein Cactus wird aus Blech gepresst. Die Türen sind unlackiert, das sieht gut aus und spart Kosten. Ebenso die Motorhaube: Es gibt keine. Das erleichtert die Crashtest-Konstruktion. Zur Kontrolle der paar Flüssigkeiten wird die Front wie eine Brille auf der Nase ein Stückchen nach vorn gezogen, fertig. Alles andere findet auf der Hebebühne statt.

Im Innenraum geht die Sparsamkeit weiter

Das Interieur kommt mit rund 200 Bauteilen aus.
Das Interieur erinnert nicht wie einst an billige Campingmöbel. Die vier Stühle sind aus Kunststoff, mit Formschaumpolstern belegt. Vorn lässt sich nur der Sessel des Fahrers verstellen. Der Beifahrer sitzt so weit hinten, dass Citröen auf den Airbag für ihn verzichtet. Teure Versenkfenster wurden ebenfalls gespart, denn eine Klimaanlage braucht keine offenen Scheiben. Pfiffig das Heck: Rücksitze samt Laderaumboden lassen sich verschieben, darunter stecken die Batterien des Hybridantriebs. Ein ganzer Cactus zum Preis eines C4 (also um 16.000 Euro) dürfte so schnell nicht kommen, Teile davon aber als geniale Anregung recht bald bei Citroën zu finden sein. Kommentar von AUTO BILD-Redakteur Diether Rodatz: Die Citroën-Ideenschmiede meldet sich wieder mit einem Paukenschlag. Der Cactus spart. Aber nicht miesepetrig an Ausstattung oder Design. Er spart an Äußerlichkeiten, die wir – seien wir ehrlich – meist gar nicht brauchen. Cactus stellt somit vieles infrage – ein besseres Ideenpaket habe ich schon lange nicht mehr gesehen.