Voyah, wie bitte? Nie gehört? Voyah, das ist die nächste Marke aus dem elektrischen Einerlei des großen chinesischen PS-Reichs, die nun mit dem Free vorsichtig ihrer Fühler nach Europa aussteckt. Und genau wie Nio, Zeekr, Xpeng oder HiPhi steigt die selbst erklärte Premium-Marke ganz oben ein und nimmt deshalb erst einmal Modelle wie Mercedes EQS SUV, BMW iX oder Audi Q8 e-tron ins Visier.

Elektro-SUV unter 50.000 Euro

Ausgewählte Produkte in tabellarischer Übersicht
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Mercedes EQA
Kia Niro EV
Dacia Spring
Hyundai Ioniq 6
Jeep Avenger
Tesla Model Y
MG ZS
Volvo XC40 Recharge Pure Electric
Toyota bZ4X
Kia e-Soul
Dabei setzen die Chinesen auf ein überraschend konventionell gezeichnetes SUV von 4,91 Metern Länge, das einem Maserati Levante näher ist als den vielen Mondfähren im Nasa-Design, die sonst aus China zu uns kommen. Bei 2,96 Metern Radstand macht der Free seinem Namen alle Ehre und bietet reichlich Kniefreiheit auch in der zweiten Reihe. Der Kofferraum fasst solide 560 Liter, der Frunk fällt mit 72 Litern sehr groß aus.
Voyah Free
Keine Design-Experimente: Der 4,91 Meter lange Voyah Free ist klassiches gezeichnet und verzichtet auf optischen Schnickschnack.
Bild: Voyah

Voyah setzt auf konventionelles Design

Ganz auf Oberklasse getrimmt, lockt der Free die markenoffene Luxuskundschaft mit reichlich Lack und Leder und einem piekfeinen Ambiente, das fast noch traditioneller wirkt, als bei den Deutschen Edel-Elektrikern mit ihren bemüht modernen Lounges. 
Es gibt deshalb nach wie vor eine Art Schaltknauf und reichlich haptische Taster. Neben dem Touchscreen leisten sich die Chinesen – Lexus lässt grüßen – noch ein Trackpad auf der Mittelkonsole, und natürlich gibt es Annehmlichkeiten wie klimatisierte Massagesitze oder eine Parfumbeduftung für die ionisch gereinigte Luft.

Spielerei mit beweglichem Cockpit-Modul

Nur beim Cockpit können die Chinesen ihren Hang zum digitalen Klimbim nicht verhehlen. Als wäre ein aus drei Displays kombinierter Bildschirm über die gesamte Fahrzeug-Breite samt integriertem Nachtsichtsystem nicht schon auffällig genug, haben sich die Designer noch einen besonderen Clou einfallen lassen.
Voyah Free
Spielerei: Das komplette Cockpit-Modul aus drei großen Bildschirmen hebt sich beim Start drei Finger breit an.
Bild: Voyah

Das gesamte Cockpit-Modul ist beweglich und hebt sich beim Druck auf den Startknopf drei Fingerbreit an, als würde das Auto die Augen öffnen. Und weil das Ganze auf Knopfdruck auch während der Fahrt funktioniert, können die Insassen den Grad der elektronischen Berieslung individuell anpassen.

489 PS bringen den Free in Fahrt

Apropos Fahrt: Treibende Kraft beim Free sind je ein E-Motor pro Achse, die zusammen 489 PS leisten und mit bis zu 720 Nm zu Werke gehen. Der Fahrkomfort des luftgefederten 2,3-Tonners, der sich auf der Autobahn automatisch etwas duckt, ist der (Ober-)Klasse angemessen. Die Assistenten sind vielleicht ein bisschen nervös, technisch aber auf der Höhe der Zeit. Und die Fahrleistungen passen mit einem Sprintwert von 4,4 Sekunden und einem Spitzentempo von 200 km/h ebenfalls.
Voyah Free
Zügig: Mit 489 PS aus zwei Motoren sprintet der Voyah Free in schlanken 4,4 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100.
Bild: Voyah

Nur beim Laden (E-Auto laden: Das sollten Sie wissen) wird der Free zur lahmen Ente – 100 kW maximale Leistung bei einem 106 kWh großen Akku machen den Boxenstopp zur Geduldsprobe und kein noch so gutes OnBoard-Infotainment vertreibt einem da die Zeit. Nur gut, dass sich dieses Problem nur alle rund 500 Kilometer stellt.

2024 kommt der Voyah nach Deutschland

Zwar mag der Free von der Ladeleistung einmal abgesehen durchaus das Zeug haben zum Herausforderer in der Oberklasse. Erst recht, wenn der Preis tatsächlich bei den geschätzten 75.000 Euro startet und damit 20 Prozent unter den deutschen Platzhirschen bleiben wird. Los geht es deshalb für den Free erst einmal in Skandinavien, in den Niederlanden und der Schweiz, bevor 2024 dann Deutschland an die Reihe kommen soll.
Voyah Free
Marktstart: Los geht es für den Free zunächst in Skandinavien, dann folgen die Niederlande und die Schweiz. 2024 ist Deutschland dran.
Bild: Voyah

Anders als Nio & Co ist Voyah übrigens kein Start-up, das sich von Finanzierungsrunde zu Finanzierungsrunde hecheln muss, sondern die edle Sparte eines Unternehmens, das bereits einen langen Atem bewiesen hat. Denn hinter Voyah steht Dongfeng – 1969 gegründet und nach FAW der zweitälteste Autohersteller im Reich der Mitte.

Von

Thomas Geiger