Volkswagen investiert rund 620 Millionen Euro in ein Werk in Chattanooga im US-Bundesstaat Tennessee. Es soll bis Anfang 2011 die Produktion aufnehmen und dann 2000 Mitarbeiter beschäftigen. Für die erste Ausbaustufe ist eine Jahreskapazität von 150.000 Fahrzeugen vorgesehen. Als erstes Modell ist eine speziell für den amerikanischen Markt entwickelte Mittelklasse-Limousine (New Midsize-Sedan) geplant. Konzernchef Martin Winterkorn kündigte an, VW wolle bis zum Jahr 2018 jährlich 800.000 Autos in den USA absetzen. Von dem Werk verspricht sich Volkswagen Unabhängigkeit von Wechselkursschwankungen.
Der Vorstand hatte sich unter 25 Standorten für Chattanooga entschieden, da dort eine entwickelte Zuliefererstruktur sowie qualifizierte Arbeitskräfte vorhanden sind und das rund 550 Hektar große Gelände direkt an die Verkehrsinfrastruktur angebunden werden kann.

Kurz-Interview mit Bürgermeister Ron Littlefield (62)

AUTO BILD: In Ihrer Stadt wird das erste VW-Werk Nordamerikas entstehen. Ab 2011 rollen bis zu 150.000 Autos pro Jahr vom Band. VW investiert 620 Millionen Euro. Gab es eine große Feier? Littlefield: Die ganze Stadt schwebt auf Wolke sieben. VW war und ist sehr populär in Tennessee. Meine Frau und ich hatten, als wir uns kennenlernten, jeder einen Käfer. Wir sind hier alle sehr stolz.
Chattanooga wurde in den 60er-Jahren zur dreckigsten Stadt Amerikas ernannt. Eigentlich keine Empfehlung. Das ist lange her und war eine Weckruf. Heute sind wir landesweit berühmt für unsere Umweltfreundlichkeit. Unsere Infrastruktur ist top, die Menschen im Produktionsgewerbe hier sind sehr gut ausgebildet. Der Südosten der USA ist ja inzwischen Hochburg der Automobil- und Zuliefererindustrie.
Was sind das für Menschen, die die neue VW-Mittelklasselimousine für die USA bauen werden? Die Leute hier sind zäh, und sie sind wie alle Amerikaner autoverrückt. Chattanooga ist eine traditionsreiche Industriestadt. Mit der Entscheidung von VW für uns beginnt für die Menschen hier eine interessante und spannende neue Zeitrechnung.