VW LT: Wohnmobil-Test
Das ist der Clou!

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Alle schauen auf den Bulli – und der LT gerät in Vergessenheit. Dabei ist er auch längst ein Klassiker. Die Kaufberatung für den Niesmann Clou Trend 670 F.
Bild: Bernhard Schmidt
Betten, überall Betten. Sieben Stück zählen wir im Niesmann Clou, als wär's ein rollendes Schullandheim. So hölzern braun sieht er auch aus, doch das war damals ja chic. Und einen sehr robusten Eindruck macht er auch. Unter dem riesigen Alkovenaufbau steckt ein VW, in unserem Fall ein LT 50 TD. Ein Clou galt mit seinem Neupreis von 140.000 Mark (1988 in der Ausstattung unseres Testwagens) als Juwel unter den Reisemobilen. Stabil wie eine rollende Burg sei er, hieß es. Noch heute zahlen Fans für einen guten Clou viel Geld.
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Nässe im Boden sorgt oft für Verdruss

Der Clou hat eine richtige Warmwasserheizung, wie zu Hause. Sogar im Alkoven laufen unter der Matratze Heizungsrohre.
Bild: Bernhard Schmidt
Heißt das, es gebe keine Probleme? Mitnichten. Zwar ist der Aufbau grundsolide, dank eines Ringankers aus Aluprofilleisten und holzfreien Alu-Sandwichwänden, isoliert mit 50 Millimeter Hartschaum. Selbst das Dach ist begehbar. "Doch wenn ein Clou nicht regelmäßig gewartet wird, droht Ärger", sagt Michael Riepert. Seine Firma in Polch (Eifel) hat sich auf die Reparatur von Niesmann+Bischoff-Wohnmobilen spezialisiert. Der Verdruss kommt meist in Form von Nässe im Boden. Ursachen dafür gibt es viele: poröse Gummis an Fenstern, Türen oder Klappen, undichte Übergänge der Sandwichbeplankung zu Aluprofilen, oft jedoch auch Lecks im Wasserkreislauf der Heizung. Ja, der Clou hat (anders als die meisten Reisemobile) eine richtige Warmwasserheizung, wie zu Hause. Sogar im Alkoven laufen unter der Matratze Heizungsrohre – ein Niesmann Clou gilt als durch und durch winterfest. Aber Obacht: "Nach etwa 20 Jahren sollten die Wasserrohre getauscht werden", rät Riepert, "ihr Kunststoff wird porös, und dann suppt Wasser in den Boden." Rund 3000 Euro kostet diese Sanierung, auch Ersatzteile für die Alde-Säulenheizung gibt es noch. Ein Tipp dazu: Alle sechs Jahre sollte das Wasser im Heizkreislauf erneuert werden.
Die Elektrik ist durchdacht und robust
Ebenfalls unproblematisch, jedoch mit gut 3000 Euro genauso teuer, ist das Verfugen aller Fenster, Türen und Klappen und Karosserieanschlüsse. Den leichten Alufraß der Aluprofile hält Riepert jedoch nur für einen Schönheitsfehler: "Die Blasen lassen sich abschleifen und überlackieren." In unserem Test-Clou zeigten sich zahlreiche Rollos und Insektenschutzgitter spröde oder bereits kaputt, der Austausch ist jedoch kein großer Kostenfaktor. Ersatz liefert der Zubehörhandel auf Maß, und der Einbau gelingt schnell. Dass der Clou ein besonders durchdachtes Fahrzeug ist, zeigt sich auch bei der Elektrik: Alle Kabel sind korrekt beschriftet und leicht zuzuordnen. Dabei gilt das System als robust, allenfalls die Laderegler für die Bordbatterien fallen aus. Oder der Bordgenerator: "Die werden viel zu selten benutzt", sagt Riepert, "doch sie sind mit wenig Aufwand wieder zum Leben zu erwecken."
Die Turbodiesel finden im Clou oft ein vorzeitiges Ende

Der Sechszylinder-Turbodiesel kämpft mit 102 PS gegen das hohe Gewicht des LT – das lässt ihn schnell überhitzen.
Bild: Bernhard Schmidt
Die VW-Technik gilt prinzipiell als zuverlässig, und die Turbodiesel von MAN wären in der Tat für eine Million Kilometer gut – wenn sie im schweren Clou nicht so häufig überhitzen würden. Oft kommen sie deshalb bereits nach rund 150.000 Kilometer an ihr Ende. Außerdem schlucken sie: Unter 18 Litern kommen sie selten. Auch die Fahrgestelle sollte man sich vor dem Kauf genau anschauen, etwas Rost findet sich meist. Mit seinem U-Profil-Leiterrahmen ist der LT davon allerdings weit weniger betroffen als der damals gern gewählte Mercedes mit seinem Kastenrahmen. Der bietet andere Vorteile: Seine Technik ist enorm robust, viel besser zugänglich, und Ersatzteile gibt's ganz selbstverständlich – im Unterschied zum LT. Schade, denn so bleibt er ein Tipp für Fans.
Fazit
Wie eine Trutzburg steht der Clou da. Weil das täuschen kann, ist eine profunde Suche nach Wasserschäden, Rost und defekter Technik ein absolutes Muss vor dem Kauf. Sonst drohen enorm hohe Folgekosten.
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