(dpa/bp/brü) Ferdinand Piëch, der langjährige Volkswagen-Chef, ist tot. Er prägte Deutschlands größten Autokonzern Volkswagen über Jahrzehnte. Die Witwe Piëchs, Ursula Piëch, bestätigte den Tod ihres Ehemannes. Ihr Mann sei am Sonntag "plötzlich und unerwartet verstorben“, hieß es in einer Mitteilung Ursula Piëchs. Am Montagabend hatte zunächst BILD über Piëchs Tod berichtet.

"Leidenschaft fürs Automobil"

Ehemaliger VW-Boss gestorben
Im VW L!, einem Versuchsfahrzeug, fuhr Piëch 2002 zur VW-Hauptversammlung von Wolfsburg nach Hamburg.
Bild: AUTO BILD
Ursula Piëch schrieb: "Das Leben von Ferdinand Piëch war geprägt von seiner Leidenschaft für das Automobil und für die Arbeitnehmer." Er sei bis zuletzt ein begeisterter Ingenieur und Autoliebhaber gewesen. Die Beisetzung finde im engsten Familienkreis statt, hieß es weiter. Piëch hinterlasse eine große Familie mit 13 Kindern und mehr als doppelt so vielen Enkelkindern. Piëch war am Sonntagabend nach einem Restaurantbesuch kollabiert und im Klinikum Rosenheim verstorben. Die genaue Todesursache ist derzeit unbekannt.

"Großer Manager und Ingenieur"

Als "großen Manager und Ingenieur" würdigte VW-Gesamtbetriebsratschef Bernd Osterloh Piëch. Volkswagen stünde ohne Ferdinand Piëch nicht da, "wo wir jetzt stehen. Dafür schulden wir ihm unseren Dank und unsere Anerkennung", teilte Osterloh mit. Piëch habe "mit seiner Liebe zum Produkt, seiner strategischen Weitsicht und seinem feinen Gespür für die Weiterentwicklung unserer Marken (...) die Erfolgsgeschichte unseres Konzerns entscheidend geprägt."

Lenker des wachsenden VW-Imperiums

VW Phaeton
Mit dem VW Phaeton wollte Piëch in die Oberklasse vordringen.
Bild: AUTO BILD
Der in Wien geborene Piëch stand viele Jahre im Machtzentrum des VW-Konzerns. Der frühere Audi-Chef war von 1993 bis 2002 Vorstandsvorsitzender von Volkswagen und führte danach lange Zeit den Aufsichtsrat – als maßgeblicher Protagonist der Familien Porsche und Piëch, der VW-Großaktionäre. Seine Macht schien zeitweilig unbegrenzt, 2012 hievte er sogar seine Frau Ursula in den VW-Aufsichtsrat. Piëch galt als mächtiger Strippenzieher und Königsmacher hinter den Kulissen.

VW mit strenger Hand gelenkt

Der detailverliebte Autonarr lenkte das immer größer werdende VW-Imperium schließlich zusammen mit dem damaligen Konzernchef Martin Winterkorn mit strenger Hand, ehe er sich von seinem Lebenswerk entfremdete. Im Jahr 2015 sorgte er mit der Äußerung für Aufsehen, er sei "auf Distanz" zum damaligen Vorstandschef Winterkorn – Piëch verlor schließlich den Machtkampf und warf im Zorn hin.

Winterkorn stürzte über den Abgasskandal

Winterkorn musste 2015 zurücktreten, im Zusammenhang mit dem Bekanntwerden des Diesel-Skandals. Nachfolger wurde Matthias Müller. Der Abgasskandal um manipulierte Fahrzeuge kostete VW Milliarden. 2018 wurde Müller als Konzernchef von VW-Markenchef Herbert Diess abgelöst. Diess kündigte in der Folge einen grundlegenden Umbau des Konzerns an: Weniger Zentralismus, mehr Verantwortung für die einzelnen Manager, mehr interne Kritik waren die Ziele. Die Mitarbeiter sollten nicht mehr zittern vor einem Patriarchen wie Piëch, der in Wolfsburg auch "der Alte" genannt wurde – oder von einem Kleinaktionär einmal auch "Göttervater". Die Entwicklung bei VW führt nunmehr hin zu Elektroautos. Grund dafür sind auch schärfere Klimavorgaben der EU.

"Mutiger Unternehmer"

Ostern 2017 wurde Piëch 80 Jahre alt. Zum Geburtstag würdigte VW die Verdienste des Auto-Managers: "Ferdinand Piëch hat das Automobil, unsere Industrie und den Volkswagen-Konzern in den vergangenen fünf Jahrzehnten maßgeblich geprägt", sagte ein VW-Sprecher. "Sein Lebenswerk ist gekennzeichnet von mutigem Unternehmertum und technologischer Innovationskraft." Piëch hatte zuvor sein milliardenschweres Aktienpaket an der VW-Dachholding Porsche SE an Verwandte verkauft.