Mit dem 115 PS starken Up bietet VW jetzt drei Möglichkeiten, das Kürzel GTI auszufahren. Wie schlägt sich der Kleine gegen Polo und Golf GTI?
Bei Familie GTI geht es zu wie im richtigen Leben. Alle tragen denselben Nachnamen und typische Erkennungszeichen wie den roten Streifen im Gesicht, Sportfahrwerk und Sportsitze im traditionellen GTI-Karo-Look – beim Charakter zeigen Up, Polo und Golf aber bunte Vielfalt. Also fragen wir: Welcher ist denn jetzt der "richtige" GTI?
Zwischem dem Stärksten und dem Schwächsten liegen 135 PS
Video: VW Golf GTI vs Up GTI vs Polo GTI (2018)
Welcher ist der beste GTI?
Zur Erinnerung: Der Ur-GTI, der Golf von 1976, war eine echte Granate. Puristisch, ein bisschen verrückt und mit 110 PS stärker als alle anderen in seiner Klasse. Am dichtesten am Ur-GTI von 1976 liegt der Up: 115 PS, allerdings aus einem Einliter-Dreizylinder, 3,60 Meter lang (Golf I GTI: 3,70), mit 1070 Kilo aber auch gut 240 Kilo schwerer als das Original. Der Polo rangiert mit seinen 200 PS deutlich darüber, hat anders als der kleine Up auch ein DSG-Getriebe, der Handschalter soll im Sommer kommen. Der Golf GTI hat sich in Abmessungen wie Leistung deutlich von seinem Vorfahren entfernt, verwöhnt seit dem Facelift in der Performance-Version mit 245 PS sowie kleinen optischen Retuschen und mehr digitalem Schnickschnack.
Quirliger Kurvenzwerg: Auf der Rennstrecke läuft der Kleinste des Testtrios zu ganz großer Form auf.
Und der fahrerische Unterschied? Die größte Überraschung ist der Up! Während er sich auf der Landstraße anfühlt wie ein Spießer auf Red Bull, kommen seine Stärken auf der Rennstrecke von Ascari zum Tragen: Das Sportfahrwerk (Karosserie um 15 Millimeter tiefergelegt) klebt ihn an den Boden, die Lenkung ist knackiger als beim Normalo-Up – enge S-Kurven werden zum Spaß. Dazu jauchzt der für den GTI optimierte Dreizylinder – unter Last deutlich hörbar, aber trotz künstlich verstärktem Sound nie nervig. Kleines Manko: Die Sitze mit den integrierten Kopfstützen sind zu wenig konturiert. Trotz aller Reife ist der Up eher das Kraftpaket für Stadt und Landstraße, nicht für die Autobahn.
Beim Golf GTI will der Funke nicht so recht überspringen
Gewohnt fehlerfrei: Wie immer macht der Golf auch als GTI keine Fehler – das Anmachende fehlt aber.
Ganz anders der Golf: Kraftvoll schon im unteren Drehzahlbereich, zieht der Vierzylinder mit 370 Newtonmetern nach vorn. Satt liegt der Kompakte, die progressive Lenkung lässt ihn easy um enge Kehren zirkeln, die Armada von Assistenzsystemen verzeiht auch zu heftiges Herausbeschleunigen aus der Kurve. Der Golf macht nichts falsch, doch ihm fehlt das Anmachende. Er ist sportlich, aber zu perfekt, zu glatt, zu gedämmt – innen kommt kaum was vom Sound an. Da ist der Polo der perfekte Kompromiss: frech wie der Up, technisch versiert wie der Golf – dazu die griffigen Sportsitze an Bord. Das Einzige, was zum Rennstreckenprofi fehlt: die Differenzialsperre an der Vorderachse.
Bleiben die Preise: Der Up kostet ab 16.975 Euro, der Polo ab 23.950 Euro und der Golf als Performance-Variante (Handschalter) ab 32.950 Euro. Da endet die Familienähnlichkeit.
Technische Daten VW Up GTI: • Motor: 0,9 l, Dreizylinder, Turbo, vorn quer • Leistung: 85 kW (115 PS) • max. Drehmoment: 200 Nm bei 2000/min • Länge/Breite/Höhe: 3600/1641/1478 mm • Gewicht: 1070 kg • 0–100 km/h: 8,8 s • Vmax: 196 km/h • Verbrauch: 4,8 l/100 km Super
Technische Daten VW Golf GTI: • Motor: 2,0 l, Vierzylinder, Turbo, vorn quer • Leistung: 180 kW (245 PS) • max. Drehmoment: 370 Nm bei 1600/min • Länge/Briete/Höhe: 4268/1790/1432 mm • Gewicht: 1415 kg • 0–100 km/h: 6,2 s • Vmax: 250 km/h • Verbrauch: 6,5 l/100 km Super
Technische Daten VW Polo GTI: • Motor: 2,0 l, Vierzylinder, Turbo, vorn quer • Leistung: 147 kW (200 PS) • max. Drehmoment: 320 Nm bei 1500/min • Länge/Breite/Höhe: 4067/ 1751/1438 mm • Gewicht: 1355 kg • 0–100 km/h: 6,7 s • Vmax: 237 km/h • Verbrauch: 5,9 l/100 km Super
Fazit
von
Christopher Clausen
Der Polo ist der beste GTI. Stark und ein guter Kompromiss zwischen Spaß und Vernunft. Der Up überrascht auf der Rennstrecke mit hohem Spaßfaktor, der Golf ist perfekt – aber längst nicht so rotzig und verrückt wie der Ur-GTI von 1976.