Kaiserwetter im Kaiserwinkl – da freuen wir uns  wie Schneekönige. Vor allem nach einem fürstlichen Mittagsmahl mit Blick auf die majestätischen Berge. Dabei hat die Bezeichnung der bezaubernden Alpenregion, die sich zwischen Chiemgau und Kitzbühel erstreckt, nur bedingt etwas mit royalem Besuch zu tun. 

Wilde Alpenlandschaft

Woher der Name genau kommt, darüber gibt es zahlreiche Theorien. Die wahrscheinlichste ist, dass die Gipfel des Wilden Kaisers, einem Bergmassiv, das zusammen mit der Bergkette Zahmer Kaiser die Region prägt, an die Zacken einer Kaiserkrone erinnern und die winterliche Schneedecke den passenden Hermelinpelz zaubert. Wild auch vor allem deshalb, weil die Berge so unwirtlich sind, dass sie nie für landwirtschaftliche Zwecke genutzt werden konnten. Ungezähmt, sozusagen. 

Familienfreundliche Skiregion

Gerade deshalb ist der Kaiserwinkl im Nordosten Tirols mit den Städtchen Walchsee, Kössen, Schwendt und Rettenschöss ein wahres Kleinod unter den Wintersportregionen Österreichs. Obwohl nicht weit von Kitzbühel entfernt, wo die Schönen und Reichen gern sehen und gesehen werden, sucht man exzessive Schlagerpartys hier vergeblich.
Kaiserwinkl
Die kleinen Skigebiete im Kaiserwinkl sind allesamt familienfreundlich.
Bild: Andreas Jacob
Statt in bunt beleuchteten Partytempeln nehmen wir unseren Après-Ski-Drink in urigen Holzhütten. Die drei Skigebiete Zahmer Kaiser, Hochkössen/Unterberg sowie Amberglift sind allesamt sehr familiär und bieten zusammen 22 Pistenkilometer zum entspannten Wedeln vor der Traumkulisse des Kaisergebirges. 

Mit dem Heißluftballon über den Bergen schweben

Vor allem Schneehasen, die nicht eine ganze Woche lang nur die Pisten herunterbrettern wollen, sondern nach winterlicher Abwechslung suchen, sollten sich den Kaiserwinkl genauer ansehen. So findet hier jedes Jahr im Januar ein Spektakel der besonderen Art statt: das Kaiserwinkl Alpin-Ballooning. Wenn sich über 50 Ballonfahrerteams aus fünf Nationen zu Wettbewerben wie Zielkreuz-Werfen treffen, schmücken unzählige bunte Heißluftballons das winterliche Alpenpanorama.
Hinweis
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Mitfahrer sind übrigens immer erwünscht – auch außerhalb des Events. Rund 280 Euro kostet das Luftabenteuer pro Person. Wer in den Korb steigen möchte, sollte Lust haben, mit anzupacken, denn beim Auf- und Abbau des Ballons helfen alle mit. Schwindelfrei sein wäre dabei auch nicht schlecht. Bis auf 3000 Meter steigt der Ballon auf und schwebt – im besten Fall wie bei unserer Tour bei sonnigstem Wetter – langsam über die verschneiten Gipfel des Kaisergebirges. Ein atemberaubender Anblick, den man so schnell nicht vergisst!
Kaiserwinkl
Ein unvergessliches Erlebnis: Im Heißluftballon über die Alpengipfel fahren.
Bild: Andreas Jacob
Übrigens: Wer einmal Ballon gefahren ist, wird traditionell getauft und darf fortan nie mehr vom Ballonfliegen sprechen, sonst wird am Abend eine Runde in der Kneipe fällig. Die Wortklauberei hat historische Gründe. Die erste Ballonfahrt fand 1783 im französischen Annonay statt. Erfunden wurde der Heißluftballon von den Brüdern Montgolfier, zwei Papierfabrikanten, die Begriffe aus der Seefahrt entnahmen und davon sprachen, ins Luftmeer zu entschweben. Und auch in der Physik spricht man vom Fahren, wenn das in der Luft befindliche Gefährt durch etwas aufgetrieben wird, das leichter als die Umgebungsluft ist (etwa heiße Luft oder Gas). 

Schlittenfahrt und Speckknödel

Nach so viel Aufregung und Staunen entscheiden wir uns am nächsten Tag für die etwas einfacheren Freuden, die Tirol zu bieten hat. Und was macht uns glücklicher als eine große Portion Tiroler Speckknödel? Besonders köstliche Exemplare serviert das gemütliche Alpengasthaus Aschinger Alm.
Kaiserwinkl
Ein paar Stunden hält man es draußen am Feuer aus. Das Schaffell auf dem Stuhl hilft.
Bild: Andreas Jacob
Mit etwas Mühe schaffen wir es nach diesem Schmankerl aus der Eckbank und schnappen uns zwei Schlitten, die neben der Alm kostenlos bereitstehen. Die kurvige Rodelstrecke beginnt direkt am Gasthaus und führt durch einen kleinen Wald voller Tannen, die mit ihren weißen Schneespitzen aussehen wie einem Bilderbuch entsprungen. Der Schlitten kann am Ende der Strecke einfach am Sammelplatz abgestellt werden. 

Camping am gefrorenen Walchsee

Nach einem solchen Tag voll Tiroler Traditionen darf auch ein Campingklassiker nicht fehlen: das gemütliche Lagerfeuer. An diesem Abend in der Winteredition. Auf dem Campingplatz Seespitz, direkt am Ufer des gefrorenen Walchsees gelegen, machen wir es uns für den Sonnenuntergang vor unserer Feuerschale und auf mit Fellen präparierten Stühlen bequem.
Kaiserwinkl
Der Kaiserwinkl ist ein Eldorado für Langlauf-Fans.
Bild: Andreas Jacob
Doch sobald die Sonne weg ist, wird es selbst uns schneeliebenden Campern zu kalt. Dann doch lieber ab ins warme Bett. Dank einer anständigen Isolierung ist es in unserem Dauertest Joa Camp schön mollig. Außerdem erwartet uns ein anstrengender Tag, denn morgen geht es zum Langlaufschnupperkurs.

Skilanglauf für Anfänger

Mit über 250 Kilometern Loipe, sowohl fürs Skating als auch für klassischen Langlauf, ist der Kaiserwinkl ein wahres Eldorado für sportliche Winterliebhaber. Was bei geübten Läufern allerdings so spielerisch aussieht, ist für Neulinge eine echte Herausforderung. Selbst wenn man schon seit Kindheitstagen an die Pisten auf Carvingski herunterbrettert, ist das Bewegen auf den viel schmaleren Langlaufski eine ziemlich wackelige Angelegenheit. "Es ist der mit Abstand gesündeste Sport, den man machen kann. Dabei werden alle wichtigen Muskelgruppen im Körper trainiert. Und gut für Lunge und Herz-Kreislauf-System ist es sowieso", erklärt Markus Weingartner. Er ist Skilehrer beim Nordic Center in Kössen und bringt selbst Flachlandtirolern aus Hamburg die richtige Haltung auf der Loipe bei.
Um den Bewegungsablauf für den klassischen Stil zu lernen, braucht es Konzentration. Vor allem die Sache mit der Balance ist schwer. Wer hinfällt, muss einen Zirbenschnaps trinken. Der brennt nur leider in der Kehle ebenso wie das Steißbein vom Sturz. 

Ab in die Sauna auf dem Eurocamp Kössen

Erholung gibt es am Abend in einer der drei Saunen auf dem Campingplatz Eurocamp in Kössen. Das Spa-Gebäude ist nagelneu und kann von den Gästen kostenlos genutzt werden.
Kaiserwinkl
Das Eurocamp in Kössen liegt nur 900 Meter vom Skilift entfernt.
Bild: Andreas Jacob
Besonders toll: Das beheizte Außenschwimmbecken, das erhöht über dem Campingplatz liegt und von dem aus man einen atemberaubenden Blick auf das Kaisergebirge hat. Ein schöner letzter Abend in einer zauberhaften kleinen Region Tirols. Eins steht fest: Wir kommen wieder! Und das nicht nur wegen der schmackhaften Speckknödel.