Winterreifen sind High-Tech-Produkte

Wieder mal typisch: Viel Kraft unter der Haube, aber nicht von der Ampel wegkommen. Jeder kennt diese winterliche Szene – ein klarer Fall von Sommerreifen. Das schafft Verdruss besonders bei denen, die rechtzeitig gewechselt haben, wie es rund 50 Prozent aller deutschen Autofahrer tun. Darin sind wir Weltmeister. Muss nur noch die andere Hälfte überzeugt werden. Jene, die glauben, dass ausreichend Profil auf dem Sommerpneu schon irgendwie genügt, frei nach dem Motto: Für die paar Flocken wird’s schon reichen. Denkste.

Unser Test zeigt mal wieder nur allzu deutlich: Wenn es kalt und weiß wird, sind Sommerreifen so sinnvoll wie Rollerblades auf der Eisbahn. Traktion und Bremsverhalten haben mit Verkehrssicherheit so viel zu tun wie ein Maybach mit Greenpeace. Die Balkendiagramme zeigen eindrucksvoll: Selbst der schlechteste Winterreifen bremst auf Schnee immer noch doppelt so gut wie der beste Sommerreifen. Spezielle Bergaufpassagen im Test waren gar nur mit Winterprofil möglich. Sommerliches Gummi brachte Mann und Räder schier zum Durchdrehen. Winterreifen sind – auch wenn sie nicht so aussehen – absolute Hightech-Produkte. Besonders, je mehr sie für eine höhere Geschwindigkeit ausgelegt sind (im Test H-Reifen = bis 210 km/h).

Die Hersteller müssen hier einen wahren Spagat vollbringen. Das Profil darf nicht ganz so weich wie bei einem Niedriggeschwindigkeitsreifen sein. Vorgaben: optimale Verzahnung auf trockenem Asphalt, nasser Fahrbahn und fest gefahrener Schneedecke, obendrein keine Einbußen bei frühlingshaften plus 20 Grad (Geräusche, Brems- und Kurvenverhalten usw.) wie auch bei arktischen minus 25 Grad (hohe Elastizität des Gummis). Das klappt manchmal gut, manchmal weniger gut. Immer nach dem alten Spiel: Die Mischung macht’s.

Schwarzweißauslegung für Schnee

Sechs sportliche H-Reifen der Größe 205/55 R 16 namhafter Hersteller haben wir für den diesjährigen Wintertest herangezogen. Sie werden hauptsächlich auf Dreier-BMW und Mercedes C-Klasse gefahren, rollen aber auch unter Audi, VW und Ford. Sämtliche Nass- und Trockentests fahren wir auf dem Contidrom in Hannover, einem riesigen Gelände, das beste Voraussetzung hierfür bietet. Die Schneetests werden in Nordschweden absolviert, bei oft nur fünf Stunden Tageslicht und Temperaturen von null bis etwa minus sechs Grad.

Mit dem BMW 316ti compact hatten wir einen besonders gut geeigneten Testwagen. Er besitzt ein ausgewogenes Fahrverhalten, ein straffes Fahrwerk, eine gefühlvolle Servolenkung mit guter Rückmeldung und ist weitgehend kurvenneutral. Das bedeutet, er tendiert weder zum Über- noch zum Untersteuern. Ideale Voraussetzungen, um Rückschlüsse auf das Gripverhalten zu ziehen.

Überraschend: Geht es um die Disziplinen Handling und Bremsen (nass und trocken), ziehen sämtliche Winterkandidaten im Vergleich zu einem Sommerreifen den Kürzeren. Ein Zeichen für die recht einseitige Schwarzweißauslegung für Schnee. Dass sie auf trockenem Asphalt das Nachsehen haben, ist leicht zu verstehen – die weniger stabilen Profilblöcke können nicht genug Haftreibung aufbauen. Dass sie aber selbst auf abgestreuten, nassen (also glatteren) Straßen dem Sommerkandidaten nicht das Wasser reichen können, ist kein gutes Zeugnis. Der sportlich orientierte Fahrer sollte daran denken und seine Winterpneus in dieser Beziehung nicht überschätzen.

Fazit und Testergebnis

Grundvoraussetzung für einen guten Winterreifen sind zunächst seine guten Leistungen auf Eis und Schnee. Fünfmal ist das in unserem Test der Fall, lediglich der Firestone FW 930 erfüllt dabei nicht ganz unsere hoch gesteckten Erwartungen. Als wahre Schneekönige erweisen sich die getesteten Winterdecken von Dunlop, Pirelli und Goodyear, der TS 790 von Continental überzeugt dagegen durch sein ausgeglichen hohes Leistungsspektrum unter allen Witterungsbedingungen.

Getestet wurden • Continental WinterContact TS 790 • Dunlop SP Winter Sport M3Firestone FW 930 Winter • Goodyear Eagle Ultra Grip GW-3 • Kléber Krisalp HP • Pirelli Winter 210 Snowsport.

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