Alles über Winterreifen: der große AUTO BILD-Ratgeber
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Wann sollte gewechselt werden? Was ist beim Kauf zu beachten? Und gibt es überhaupt eine Pflicht? AUTO BILD hat alle Infos zum Winterreifen.
Bild: Anuscha Sonntag / AUTO BILD
Wann Sie auf Winterreifen wechseln sollten
Beim Reifenwechsel gilt die Faustregel "von O bis O" – von Ostern bis Oktober. Das heißt, im Oktober auf Winter- und an Ostern wieder auf Sommerreifen wechseln. Zur Orientierung ist diese Regel gut, den genauen Zeitpunkt für den Reifenwechsel sollte man jedoch an den Wetterverhältnissen festmachen. Schließlich kann es im Oktober noch warm und auch um Ostern noch bitterkalt sein. Außerdem unterscheiden sich die Witterungen von Ort zu Ort. Der richtige Zeitpunkt für den Wechsel auf die Winterreifen ist, wenn die Temperaturen dauerhaft unter sieben Grad Celsius fallen.
Winterreifenpflicht in Deutschland
In Deutschland schreibt der Gesetzgeber keinen festen Zeitpunkt für den Wechsel auf Winterreifen vor. Es gilt aber, dass ein Auto bei Glatteis, Schnee, Schneematsch oder Reifglätte nur dann gefahren werden darf, wenn es mit Winterreifen ausgerüstet ist (StVO § 2, Absatz 3a). Man spricht daher auch von einer situativen Winterreifenpflicht. Wer bei winterlichen Straßenverhältnissen mit Sommerreifen unterwegs ist, begeht eine Ordnungswidrigkeit.
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Vorausschauend schon am Ende des Sommers auf Winterreifen umzusteigen oder gar das ganze Jahr über mit Winterreifen zu fahren, ist allerdings auch nicht zu empfehlen. Zwar ist es nicht per Gesetz verboten, doch bei höheren Temperaturen verformt sich das weiche Gummi eines Winterreifens: Das Fahrverhalten wird schwammig, und die Bremswege auf trockener und nasser Fahrbahn sind beim Winterreifen länger.
Vorteile von Winterreifen
Winterreifen sind speziell auf die Wetterverhältnisse in der kalten Jahreszeit abgestimmt. Fallen die Temperaturen unter sieben Grad Celsius, verschlechtern sich die Fahreigenschaften von Sommerreifen zunehmend. Sommerreifen sind mit ihrer vergleichsweise harten Gummimischung auf warme Temperaturen ausgelegt, wird es kalt, verlieren sie Grip.
Eine allgemeine Winterreifenpflicht gibt es in Deutschland nicht, ohne geeignete Reifen begeht man aber eine Ordnungswidrigkeit.
Bild: Dierk Moeller / AUTO BILD
Winterreifen hingegen haben eine weichere Gummimischung als Sommerreifen, wodurch sie auch bei kaltem Wetter elastisch bleiben und gut auf dem Untergrund haften. Außerdem sind Winterreifen mit einem tieferen Profil und vielen kleinen Lamellen versehen. Die Lamellen verzahnen sich mit dem Schnee und Eis auf der Straße und verhindern so, dass das Auto ins Rutschen kommt.
Das ist wichtig beim Winterreifen-Kauf
Winterreifen online kaufen?
Viele Onlineshops versenden einen Großteil der Reifen versandkostenfrei. Die meisten Online-Händler haben Montagepartner, zu denen man sich die Reifen liefern und direkt montieren lassen kann. Aber auch die eigene Werkstatt des Vertrauens kann als Lieferadresse angegeben werden.
Wie alt dürfen Reifen beim Kauf sein?
Dass gekaufte Reifen frisch aus der Fabrik kommen, ist nicht selbstverständlich. Solange sie fachgerecht gelagert wurden gelten sie bis zu einem Alter von drei Jahren als fabrikneu und bis zu einem Alter von fünf Jahren als neu. Wie alt der Reifen tatsächlich ist, lässt sich an der DOT-Nummer erkennen.
Tipps zum Winterreifen-Kauf
Passende Fahreigenschaften
Bei vielen Langstrecken- und Autobahnfahrten empfehlen sich langlebige Reifen mit besonders guten Fahreigenschaften bei Nässe. Wer in Gebieten mit viel Schnee unterwegs ist, sollte darauf achten, dass das Fahren bei Eis und Schnee die Stärke der Reifen ist. Hier helfen Winterreifen-Tests und Angaben der Hersteller. Auch das Abrollgeräusch und der Kraftstoffverbrauch sind wichtige Kriterien.
Richtige Größe
Welche Reifengröße für ein Auto passt, ist der Zulassungsbescheinigung Teil 1 (Zeile 15.1 und 15.2.) zu entnehmen. Wer noch den alten Fahrzeugschein besitzt, muss unter Punkt 20 und 21 bzw. 22 und 23 nachsehen. Viele Online-Händler bieten aber auch die Funktion, gezielt nach Reifen für ein bestimmtes Fahrzeug zu suchen.
Garantie
Beim Kauf von Reifen erhalten Käufer die gesetzlich vorgeschriebene Gewährleistungsfrist von zwei Jahren. Beim Online-Kauf gilt außerdem ein 14-tägiges Rückgaberecht. Viele Shops gewähren sogar 30 Tage Zeit.
Spar-Tipp
Wer beim Winterreifen-Kauf richtig sparen will, kauft antizyklisch und macht sich schon im Frühling oder Sommer auf die Suche nach dem passenden Winterreifen. Wenn der erste Schnee fällt, sind viele Modelle bereits ausverkauft oder nur noch teuer zu haben. Dann hilft ein Preisvergleich, da ein und dasselbe Modell bei verschiedenen Händlern oft zu unterschiedlichen Preisen angeboten wird.
Der ADAC empfiehlt, nur Reifen zu kaufen, die maximal drei Jahre alt sind. Sofern die Reifen ungebraucht sind und fachgerecht gelagert wurden, können zwar auch fünf Jahre alte Reifen bedenkenlos genutzt werden. Allerdings schränkt sich dadurch die Nutzungsdauer ein, da Reifen unabhängig von der jeweiligen Profiltiefe nur bis zu einem bestimmten Alter gefahren werden sollten. Wer auf Nummer sicher gehen will, weist beim Reifenkauf darauf hin, ein fabrikneues Produkt erwerben zu wollen. Wurden die Reifen online gekauft, hat der Käufer ein 14-tägiges Rückgaberecht.
Wann sollte ein Reifen ausgewechselt werden?
Es gibt keine gesetzlichen Bestimmungen zum Alter der Reifen. Der TÜV achtet vor allem auf den Zustand des Reifens. Weist der Reifen zum Beispiel Risse in der Seitenwand auf, wird es Zeit, ihn zu wechseln. Reifenhersteller und der ADAC empfehlen sogar, Reifen bereits dann auszuwechseln, wenn sie sechs Jahre genutzt wurden. AUTO BILD rät: Spätestens, wenn das Produktionsalter des Reifens (DOT-Nummer) elf Jahre beträgt, muss er runter!
So erkennt man Winterreifen
Echte Winterreifen (und auch Ganzjahresreifen) erkennt man am sogenannten Alpine-Symbol auf der Reifenwand – eine Schneeflocke im stilisierten Berg. Nur Reifen mit dem Alpine-Symbol (offiziell "Three Peak Mountain Snow Flake") erfüllen die Anforderungen der Winterreifenverordnung. Das früher noch maßgebliche "M+S"-Kennzeichen ("Matsch + Schnee") reicht als einzige Kennzeichnung nicht mehr aus – zumindest nicht bei Reifen, die ab 1. Januar 2018 produziert worden sind.
Erkennungsmerkmal: Ein für winterliche Verhältnisse geeigneter Reifen muss zwingend das Schneeflocken-Symbol tragen.
Bild: Toni Bader / AUTO BILD
Für Reifen mit älterem Produktionsdatum gilt noch eine Übergangsfrist bis 30. September 2024 – sie dürfen also auch dann im Winter eingesetzt werden, wenn sie nur das "M+S"-Kennzeichen tragen. Diese Neuregelung wurde 2017 eingeführt – Hintergrund ist, dass für das "M+S"-Kennzeichen anders als beim Alpine-Symbol kein vorgegebenes Prüfverfahren erforderlich ist. Die meisten Winter- und Ganzjahresreifen der großen Hersteller tragen aber ohnehin schon seit Jahren beide Kennzeichnungen.
Abgesehen von der Kennzeichnung unterscheiden sich Winterreifen und Sommerreifen auch sehr deutlich durch ihr Profil. Winterreifen haben tiefere und breitere Profilrillen sowie zahlreichere Lamellen in der Lauffläche des Reifens.
Reifenalter anhand der DOT-Nummer ermitteln
An der Seitenwand jedes Autoreifens befindet sich die DOT-Nummer, die Abkürzung DOT steht dabei für das US-Verkehrsministerium "Department of Transportation". Die DOT-Nummer beinhaltet auch die für Autofahrer interessante Angabe zum Herstellungszeitraums des Reifens. Wichtig sind hier die letzten vier Ziffern: Die ersten beiden Ziffern davon geben die Produktionswoche an, die letzten beiden das Produktionsjahr. Ein Reifen mit der DOT-Nummer 2218 wurde demnach in der 22. Kalenderwoche 2018 produziert.
So lesen Sie das EU-Reifenlabel
Das aktualisierte EU-Reifenlabel ist seit Mai 2021 für alle neuen Reifen Pflicht. Es stuft den Rollwiderstand (Kraftstoffverbrauch) und die Haftung auf nasser Fahrbahn (Bremsweg) in Effizienzklassen von A bis E ein. Je niedriger die Einstufung, desto besser sind die Eigenschaften. In Sachen Kraftstoffverbrauch bedeutet die beste Klasse bei einem durchschnittlichen Pkw eine Ersparnis von ungefähr 0,5 Litern im Vergleich zur schlechtesten Klasse. Und bei einer Vollbremsung können zwischen A und E Bremswegunterschiede von 30 Prozent liegen.
Das aktualisierte EU-Reifenlabel: Ein wesentlicher Unterschied zu vorher ist der Wegfall der Kategorien F und G.
Bild: Hersteller
Darüber hinaus gibt das EU-Label die Lautstärke des Abrollgeräuschs in Dezibel und einer Klassifizierung in drei Stufen an. Die Stufen sind anhand von Schallwellen dargestellt: eine Schallwelle – leiser Reifen, drei Wellen – lauter Reifen. Das Reifenlabel gibt den Verbrauchern jedoch nur einen kleinen Anhaltspunkt, denn für die Qualität eines Winterreifens sind viele weitere Kriterien (z. B. Trockenbremswege, Fahrverhalten bei Schnee und Glätte, Laufleistung) ausschlaggebend. Hier sollte man sich vor dem Kauf umfassend informieren, zum Beispiel mit den AUTO BILD-Reifentests.
Profiltiefe bei Winterreifen
Die gesetzlich vorgeschriebene Mindestprofiltiefe ist für Winterreifen und Sommerreifen gleich und beträgt laut Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung (StVZO) 1,6 Millimeter. Ab dann gilt ein Reifen als nicht mehr verkehrssicher. Die Bremswege auf Nässe und Schnee verlängern sich jedoch schon wesentlich früher signifikant, wie AUTO BILD im Test zeigen konnte. Empfehlenswert ist daher, Reifen bereits ab einem Restprofil von vier Millimetern auszuwechseln.
Münztrick: Wenn der Rand der Ein-Euro-Münze vollständig im Profil verschwindet, ist es noch ausreichend.
Bild: www.hardymutschler.de Studio Super Plus / Autobild
Profiltiefe messen
Wer die Profiltiefe seiner Reifen messen will, findet im Fachhandel eine Vielzahl an Profiltiefenmessern. Mechanische Messvorrichtungen gibt es schon ab zwei Euro, elektronische Varianten kosten etwas mehr. Die mechanischen Varianten setzt man auf das Profil, anschließend wird ein Metallstift bis auf den Profilgrund geschoben und die Tiefe kann dadurch abgelesen werden. Ähnlich klappt dies mit einem Zollstock, den in der Regel jeder besitzt.
Für eine Vorabdiagnose genügt allerdings schon eine 1-Euro-Münze. Zwar ist eine millimetergenaue Messung damit nicht möglich, aber wer die Münze mittig ins Reifenprofil hält, kann schnell sehen, ob der Rand darin verschwindet oder nicht. Der Messingrand ist drei Millimeter breit. Wenn er zwischen den Profilrillen nicht mehr sichtbar wird, ist alles in Ordnung. Sinnvoll ist es, diesen Test an mehreren Stellen der Lauffläche durchzuführen. Denn Reifen können ungleich abgefahren sein und bei einer Kontrolle zählt stets die am stärksten abgefahrene Stelle.
Eine andere Möglichkeit zur Ermittlung der Profitiefe ist der sogenannte Verschleißindikator, der sich an den meisten Reifen befindet. Das sind kleine Stege aus Hartgummi, sie sich in den Längsrillen des Reifenprofils befinden und nur dann sichtbar werden, wenn der Reifen bis auf 1,6 Millimeter abgefahren ist. Spätestens jetzt ist der Reifen verschlissen und sollte ausgetauscht werden. Um diese Verschleißindikatoren zu finden, befinden sich auf der Seitenwand des Reifens kleine dreieckige Symbole mit dem Schriftzug "TWI" ("Tread-Wear-Indicator").