Wohnmobil-Test: Forster A 699 HB/Sunlight A 68/Sun Living Lido A 49 DP
Kampf um die Familienklasse

—
Vater, Mutter, Kinder? Dann muss ein bezahlbares Alkoven-Wohnmobil her. Das Angebot ist knapp – wir prüfen drei Kandidaten von Forster, Sunlight und Sun Living im großen Vergleichstest.
Bild: Toni Bader
Der Schwellenpreis gehört zum Einmaleins des Marketings – wir alle kennen ihn: 99 Cent für die Zahnpasta klingt eben sympathischer als 1,05 Euro. Entsprechend wird gefeilt, bis der Preis passt. Was im Kleinen gilt, funktioniert auch im Großen, bei Wohnmobilen für die Familie. Da liegt die Schwelle bei 40.000 Euro. Vorn sollte also eine 39 stehen. Die Mobile unseres Trios schaffen das alle knapp, allerdings nur mit der Basismotorisierung des Fiat Ducato, einem 115-PS-Diesel. Doch alles, was man wirklich braucht, ist auch an Bord: Heizung, Herd, Kühlschrank, Bad mit Dusche und Toilette, Aufbaubatterie, Beleuchtung – und zwei Sitze mit Dreipunktgurten auf der Sitzbank im Wohnbereich. Klimaanlage im Cockpit, Radio, Rückfahrkamera, Markise oder Fahrradträger? Kosten extra. Die Hersteller verkaufen das in attraktiven Paketen, doch ein Preis von unter 40.000 Euro ist nicht zu halten. Es sei denn, der Käufer feilscht ihn heraus. Sparalternative: Ab Werk nur ordern, was später nicht nachzurüsten ist. Markise, Satelliten-TV und Rückfahrkamera dagegen kann später noch der Weihnachtsmann bringen.
Im Überblick: Alles zum Thema Wohnmobile
Forster A 699 HB: Der elegante Italiener

Der hochgezogene Alkoven des Forster bringt Kopffreiheit und verleiht optisch Schwung.
So fährt er: Mit dem empfehlenswerten 130-PS-Diesel (1490 Euro Aufpreis zum Basismotor mit 115 PS) ist das Mobil ausreichend motorisiert. Wer mehr Power will, zahlt für den 150-PS-Diesel 2780 Euro Aufpreis. Mit dem kurzem, am Armaturenbrett angebrachten Schaltknüppel lässt sich gewohnt flüssig durch die sechs Gänge schalten.
Das hat er: Das Mobil ist bereits in der Grundausstattung reiseklar ausgerüstet, unter anderem mit gut dimensionierten Doppelbetten, 110-Liter-Frischwassertank, großem 160-Liter-Kühlschrank, Drei-Flammen-Kocher, Waschraum mit separater Dusche, für Mäntel tauglichem Kleiderschrank. Sehr gut: der große Außenstauram unter dem Heckbett, der eine Tür auf jeder Seite bietet. Die Aufpreisliste ist erfreulich kurz. Empfehlenswert sind die Klimaanlage im Fahrerhaus (1190 Euro), das Sicherheitspaket (u. a. ASR/ESP, Tempomat) sowie das Komfortpaket (u. a. beheizte Außenspiegel, Radiovorbereitung/Lautsprecher) für 890 Euro.
Sunlight A 68: Der kompakte Kumpel

Beim Sunlight fällt der große Alkoven auf. Die Stauraumklappe ist Serie, die Markise Extra (899 Euro).
So fährt er: Seine vergleichsweise kompakte Bauform macht das Mobil stadttauglicher als die beiden Konkurrenten. Mit 6,63 Meter Länge passt er noch in entsprechend ausgelegte Längs-Parkbuchten. Mit dem 130-PS-Diesel ist er agil unterwegs und auch auf der Autobahn nicht ausschließlich für die rechte Spur gebucht. Wie alle Alkoven ist er wegen des höheren Schwerpunkts kein Kurvenwunder, untersteuert aber brav und beherrschbar. Die bei Mobilen dieses Formats grundsätzlich empfehlenswerte Rückfahrkamera hatte der Testwagen für einen Aufpreis von 898 Euro an Bord.
Das hat er: Dach und Heckwand sind aus widerstandsfähigem GfK, die Seitenwände aus glattem Alublech gefertigt. Der Heckstauraum ist nur von der Beifahrerseite zugänglich. Klassenüblich: Lattenroste in den Betten, Herd mit drei Flammen, runde Edelstahlspüle, LED-Leuchten, Kassetten-Toilette und Dusche. Wer sich noch einen Backofen gönnt, zahlt 489 Euro Aufpreis.
Sun Living Lido A 49 DP: Der große Begleiter

Mit 7,23 Metern ist der Sun Living das längste Mobil hier. Das bringt ordentlich Raum.
So fährt er: Die Gesamtlänge erfordert auch einen längeren Radstand als bei den Konkurrenten, er beträgt 4035 Millimeter. Damit gerät der Sun Living nicht zum Kurvenkünstler, auf gerader Strecke fühlt er sich am wohlsten. Die Lenkung arbeitet mit akzeptabler Rückmeldung, die Sechsgangschaltung flüssig. Wer mehr Kraft als die 130 PS des Testmobils (Aufpreis zur 115-PS Basismotorisierung 1300 Euro) wünscht, bestellt den 150-PS-Diesel – der Aufpreis zum Basismotor beträgt allerdings 2500 Euro.
Das hat er: Vor allem Platz! Die beiden Doppelbetten im Alkoven wie im Heck quer bieten zwei Erwachsenen mit einem Längsmaß von mehr als zwei Metern ausreichend Platz. Der wird optisch unterstützt durch helle Möbel im Dekor Ulme und frische blaue Sitzbezüge. Fünf Fenster und vier Dachluken lassen zudem viel Licht herein. Der große Stauraum im Heck kann durch zwei 80 mal 120 Zentimeter große Türen (die zweite gegen Aufpreis) bequem beladen werden. Der Kühlschrank steht separat links neben der Eingangstür, ist nicht direkt in den Küchenbereich integriert. Dieses Layout ist selten und damit Geschmackssache. Ebenso wie die schwarzen, stark spiegelnden Fronten des Frosters. Dafür liegt der große Kleiderschrank gut erreichbar zwischen Küchenblock und Heckbett und gegenüber dem Bad. Ein solider Möbelbau rundet das Gesamtbild positiv ab.
Fazit
Was zeigt unser Vergleich? Erstens: Keiner der drei kann den werbewirksamen Preis von unter 40.000 Euro im wirklichen Leben halten. Zweitens: Mit ihren Endpreisen sind sie dennoch Ihr Geld wert, weil sie eine vergleichsweise solide Qualität von erfahrenen Produzenten mit deutschen Händlernetzen bieten. Drittens: Die Aufpreispolitik bei Ausstattungspaketen ist nicht immer nachvollziehbar.
Service-Links