Der Schwellenpreis gehört zum Einmaleins des Marketings – wir alle kennen ihn: 99 Cent für die Zahnpasta klingt eben sympathischer als 1,05 Euro. Entsprechend wird gefeilt, bis der Preis passt. Was im Kleinen gilt, funktioniert auch im Großen, bei Wohnmobilen für die Familie. Da liegt die Schwelle bei 40.000 Euro. Vorn sollte also eine 39 stehen. Die Mobile unseres Trios schaffen das alle knapp, allerdings nur mit der Basismotorisierung des Fiat Ducato, einem 115-PS-Diesel. Doch alles, was man wirklich braucht, ist auch an Bord: Heizung, Herd, Kühlschrank, Bad mit Dusche und Toilette, Aufbaubatterie, Beleuchtung – und zwei Sitze mit Dreipunktgurten auf der Sitzbank im Wohnbereich. Klimaanlage im Cockpit, Radio, Rückfahrkamera, Markise oder Fahrradträger? Kosten extra. Die Hersteller verkaufen das in attraktiven Paketen, doch ein Preis von unter 40.000 Euro ist nicht zu halten. Es sei denn, der Käufer feilscht ihn heraus. Sparalternative: Ab Werk nur ordern, was später nicht nachzurüsten ist. Markise, Satelliten-TV und Rückfahrkamera dagegen kann später noch der Weihnachtsmann bringen.
Im Überblick: Alles zum Thema Wohnmobile

Forster A 699 HB: Der elegante Italiener

Forster A 699 HB
Der hochgezogene Alkoven des Forster bringt Kopffreiheit und verleiht optisch Schwung.
Das ist er: Die 2013 eingeführte Marke Forster ist die Zweitmarke des Traditionsherstellers Eura (Sprendlingen). Sie ist erfolgreich gestartet, der Absatz lag im ersten Jahr bereits deutlich über den Planungen. Gebaut werden die Forster-Modelle in einem italienischen Werk der französischen Trigano-Gruppe, zu der Eura gehört. Das Modellprogramm (vier Teilintegrierte, drei Alkoven) ist ausgerichtet auf Einsteiger, die schärfer rechnen, dabei aber keine Abstriche in Sachen Verarbeitung und Ausstattung machen wollen. Der traditionsreiche italienische Reisemobilbau zeichnet sich seit jeher durch elegantes Innenraumdesign aus, das sich auch in den Forster-Modellen wiederfindet. Alle Modelle laufen, wie auch die beiden anderen Mobile im Vergleich, auf Fiat Ducato. Der Grundriss des knapp sieben Meter langen A 699 HB ist klassisch, er bietet zwei Doppelbetten (im Alkoven und im Heck). Vorteil dieses Layouts: Es ist nicht nur tauglich für Familien, sondern auch für vier Erwachsene. Dach und Außenwände sind in glasfaserverstärktem Kunststoff (GfK) ausgeführt, der im Unterschied zu Alublech kaum empfindlich für Hagel ist.
So fährt er: Mit dem empfehlenswerten 130-PS-Diesel (1490 Euro Aufpreis zum Basismotor mit 115 PS) ist das Mobil ausreichend motorisiert. Wer mehr Power will, zahlt für den 150-PS-Diesel 2780 Euro Aufpreis. Mit dem kurzem, am Armaturenbrett angebrachten Schaltknüppel lässt sich gewohnt flüssig durch die sechs Gänge schalten.
Das hat er: Das Mobil ist bereits in der Grundausstattung reiseklar ausgerüstet, unter anderem mit gut dimensionierten Doppelbetten, 110-Liter-Frischwassertank, großem 160-Liter-Kühlschrank, Drei-Flammen-Kocher, Waschraum mit separater Dusche, für Mäntel tauglichem Kleiderschrank. Sehr gut: der große Außenstauram unter dem Heckbett, der eine Tür auf jeder Seite bietet. Die Aufpreisliste ist erfreulich kurz. Empfehlenswert sind die Klimaanlage im Fahrerhaus (1190 Euro), das Sicherheitspaket (u. a. ASR/ESP, Tempomat) sowie das Komfortpaket (u. a. beheizte Außenspiegel, Radiovorbereitung/Lautsprecher) für 890 Euro.

Sunlight A 68: Der kompakte Kumpel

Sunlight A 68
Beim Sunlight fällt der große Alkoven auf. Die Stauraumklappe ist Serie, die Markise Extra (899 Euro).
Das ist er: Dethleffs und Hymer haben die preisreduzierte Zweitmarke schon vor zehn Jahren im Mobilbau eingeführt. Gemeinsam produzieren sie die weitgehend baugleichen Modelle der Marke Carado (Hymer) und Sunlight (Dethleffs) im Capron-Werk in Neustadt nahe Dresden – und können so mit Qualität "made in Germany" werben. Der Sunlight A 68 ist im Programm das Einsteigermodell für Familien. Und das ganz klassisch, mit Etagenbetten quer im Heck. Das bringt eine Fahrzeuglänge von 6,63 Metern, spart so im Vergleich zum Forster 36 und zum Sunliving 60 Zentimeter. Nachteil: Der Heckstauraum fällt kleiner aus. Und er erreicht seine volle Höhe erst, wenn das untere Etagenbett in die Senkrechte geklappt wird. Etagenbetten statt eines Doppelbetts für die Kinder sind vor allem dann günstiger, wenn die Kinder einen Altersabstand haben, der unterschiedliche Schlafenszeiten mit sich bringt. Dann hat jedes Kind seine ganz eigene Koje und seine Ruhe. Ähnlich alte Geschwister, die sich auch noch gut verstehen, erobern auch gern gleich den Alkoven als ihre Höhle. Dann ist für die Eltern ein Doppelbett im Heck natürlich sinnvoller.
So fährt er: Seine vergleichsweise kompakte Bauform macht das Mobil stadttauglicher als die beiden Konkurrenten. Mit 6,63 Meter Länge passt er noch in entsprechend ausgelegte Längs-Parkbuchten. Mit dem 130-PS-Diesel ist er agil unterwegs und auch auf der Autobahn nicht ausschließlich für die rechte Spur gebucht. Wie alle Alkoven ist er wegen des höheren Schwerpunkts kein Kurvenwunder, untersteuert aber brav und beherrschbar. Die bei Mobilen dieses Formats grundsätzlich empfehlenswerte Rückfahrkamera hatte der Testwagen für einen Aufpreis von 898 Euro an Bord.
Das hat er: Dach und Heckwand sind aus widerstandsfähigem GfK, die Seitenwände aus glattem Alublech gefertigt. Der Heckstauraum ist nur von der Beifahrerseite zugänglich. Klassenüblich: Lattenroste in den Betten, Herd mit drei Flammen, runde Edelstahlspüle, LED-Leuchten, Kassetten-Toilette und Dusche. Wer sich noch einen Backofen gönnt, zahlt 489 Euro Aufpreis.

Sun Living Lido A 49 DP: Der große Begleiter

Sun Living Lido A 49 DP
Mit 7,23 Metern ist der Sun Living das längste Mobil hier. Das bringt ordentlich Raum.
Das ist er: Sun Living ist die Zweitmarke des traditionsreichen slowenischen Herstellers Adria aus Novo Mesto, wo seit fast 50 Jahren produziert wird. Mit 7,23 Metern ist der Lido A 49 das längste Mobil im Test-Trio. Das bringt viel Platz im Haus auf Rädern, das zudem freundlich hell und in doppeltem Sinn einladend gestaltet ist. Serienmäßig ist seine Außenhaut aus Alublech, die unter anderem gegen Hagelschlag widerstandsfähigere (und empfehlenswerte) GfK-Ausführung gibt es nur im Aufpreispaket "Kit De Luxe" für 2099 Euro, zusammen mit weiteren Extras wie der zweiten Außenstauraumtür und einem größeren, 150 Liter fassenden Kühlschrank. Die Paketersparnis beträgt dabei bis zu 2479 Euro.
So fährt er: Die Gesamtlänge erfordert auch einen längeren Radstand als bei den Konkurrenten, er beträgt 4035 Millimeter. Damit gerät der Sun Living nicht zum Kurvenkünstler, auf gerader Strecke fühlt er sich am wohlsten. Die Lenkung arbeitet mit akzeptabler Rückmeldung, die Sechsgangschaltung flüssig. Wer mehr Kraft als die 130 PS des Testmobils (Aufpreis zur 115-PS Basismotorisierung 1300 Euro) wünscht, bestellt den 150-PS-Diesel – der Aufpreis zum Basismotor beträgt allerdings 2500 Euro.
Das hat er: Vor allem Platz! Die beiden Doppelbetten im Alkoven wie im Heck quer bieten zwei Erwachsenen mit einem Längsmaß von mehr als zwei Metern ausreichend Platz. Der wird optisch unterstützt durch helle Möbel im Dekor Ulme und frische blaue Sitzbezüge. Fünf Fenster und vier Dachluken lassen zudem viel Licht herein. Der große Stauraum im Heck kann durch zwei 80 mal 120 Zentimeter große Türen (die zweite gegen Aufpreis) bequem beladen werden. Der Kühlschrank steht separat links neben der Eingangstür, ist nicht direkt in den Küchenbereich integriert. Dieses Layout ist selten und damit Geschmackssache. Ebenso wie die schwarzen, stark spiegelnden Fronten des Frosters. Dafür liegt der große Kleiderschrank gut erreichbar zwischen Küchenblock und Heckbett und gegenüber dem Bad. Ein solider Möbelbau rundet das Gesamtbild positiv ab.

Fazit

von

Roland Bunke
Was zeigt unser Vergleich? Erstens: Keiner der drei kann den werbewirksamen Preis von unter 40.000 Euro im wirklichen Leben halten. Zweitens: Mit ihren Endpreisen sind sie dennoch Ihr Geld wert, weil sie eine vergleichsweise solide Qualität von erfahrenen Produzenten mit deutschen Händlernetzen bieten. Drittens: Die Aufpreispolitik bei Ausstattungspaketen ist nicht immer nachvollziehbar.

Von

Roland Bunke