Im normalen Straßenverkehr müsste er sich selbst verhaften … Polizeikommissar Marijan Griebel (29/Peugeot 208 T16 R5) ist nach Platz zwei bei der 3-Städte-Rallye Deutscher Rallye-Meister. Bei der Rallye Deutschland hat sich Griebel mit Rang acht auf WM-Ebene in Szene gesetzt. Dennoch klagt er: „Selbst für mich ist der Sprung in ein Vollzeit-WM-Cockpit weit entfernt. Es ist sogar so, dass ich wie jedes Jahr um dieses Zeit nicht weiß, ob und wie es weitergeht.“
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Deutschland führt auf WM-Ebene ein Schattendasein. Kein Stammfahrer, der letzte Sieg liegt 27 Jahre zurück (Armin Schwarz bei der Rallye Spanien 1991 für Toyota), der letzte WM-Titel sogar 36 Jahre (Walter Röhrl 1982 für Opel). Griebels Vorgänger Fabian Kreim (26) ist mit Skoda immerhin in die Rallye-EM aufgestiegen, wurde Gesamt-Dritter in der U28-Wertung. Er ist aber noch nie in der Topklasse der Rallye-WM gefahren. „Uns fehlen einfach die Trainingsmöglichkeiten“, erklärt Griebel, der in der DRM immerhin von Peugeot Deutschland unterstützt wird. „Zum einen kostet das viel. Da würde ich mir Unterstützung aus der Industrie erhoffen. Und zum anderen ist die Topografie in Deutschland auch nachteiliger als in Frankreich oder Finnland, wo es mehr Berge und enge Straßen gibt.“
Schwarz
Armin Schwarz war 1991 bei der Rallye Spanien der letzte deutsche WM-Sieger
Besonders der erste Punkt stößt auch Armin Schwarz (55) sauer auf. „Es gibt zwar in Deutschland eine gewisse Förderung. Aber die ist, gemessen an der Autoindustrie, hierzulande verschwindend gering. Das ist in Frankreich ganz anders. Es ist kein Zufall, dass da mit Sébastien Loeb und Sébastien Ogier zwei Serien-Weltmeister hervorgingen.“
Als Röhrl (71) in den 80er-Jahren von Sieg zu Sieg rast, zwei WM-Titel holt und zu einem der populärsten Rennfahrer Deutschland aufsteigt, löst er im Rallye-Sport einen Boom aus. Doch Audi und Opel ziehen sich bald darauf aus der Rallye-Szene zurück und konzentrieren sich auf die Rundstrecken. Schuld daran auch: Michael Schumacher und sein sensationeller Einstieg in die Formel 1.
Schwarz: „Das hat dem Rallye-Sport leider eher geschadet als geholfen. Die Rundstreckenszene ist seitdem extrem stark, was man ja an der Formel 1, der DTM und anderen Serien sieht. Da sind jetzt die ganzen Hersteller. Es ist halt auch viel einfacher, in den Rundstreckensport einzusteigen als in den Rallyesport.
Grund: das Reglement. Schwarz:„Als ich angefangen habe, haben wir Teile gekauft, ein Auto gebaut, sind damit zum TÜV, und dann ging es los. Heute brauchst du vom Reglement her homologierte Teile. Das schreckt Leute ab, die das einfach mal ausprobieren wollen.“
Und der Weg aus der Krise? Der Bayer hat einen Drei-Punkte-Plan. Schwarz: „Was wir brauchen, sind geringere Einstiegshürden, mehr Unterstützung durch die Industrie und eine gezielte Nachwuchsförderung wie auf der Rundstrecke zum Beispiel durch die Deutsche Post Speed Academy.“

Von

Michael Zeitler