Zahlungsunfähig bei laufendem Autokredit
Was tun, wenn das Geld nicht reicht?

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Wer ungewollt zahlungsunfähig wird und noch Kredite bedienen muss, hat viele Möglichkeiten, sich aus dieser Lage zu befreien. Doch nicht alle sind unbedingt geeignet. Ein Überblick über die Wege, mit der Zahlungsunfähigkeit umzugehen.
Bild: DPA
Krankheit, Ehescheidung oder Verlust des Arbeitsplatzes sind wohl die häufigsten Gründe, die dazu führen, dass man laufenden finanziellen Verpflichtungen plötzlich nicht mehr nachkommen kann. Diese Gründe sind nur selten absehbar und fast nie gewollt. Trotzdem muss man mit den Konsequenzen leben.
Diese Konsequenzen können auf Sie zukommen
Wenn Sie Kreditraten nicht mehr bezahlen, geht der Gesetzgeber in der Regel davon aus, dass Sie zahlungsunfähig sind. Die Zahlungsunfähigkeit führt allerdings nicht automatisch zur Insolvenz. Sie wird vielmehr zunächst als vorübergehender Zustand begriffen. Sie nehmen momentan weniger ein, als sie ausgeben. Das bedeutet aber, dass Sie Ihr finanzielles Verhalten umgehend entsprechend anpassen müssen. Denn wenn Sie trotz laufender Kredite oder anderer Verpflichtungen bei Zahlungsunfähigkeit "in einer den Anforderungen einer ordnungsgemäßen Wirtschaft widersprechenden Weise ... durch unwirtschaftliche Ausgaben ... übermäßige Beträge" verbrauchen, kann Ihnen sogar eine Freiheitsstrafe drohen. Sie sollten also auf keinen Fall die Rate für Ihren Autokredit nicht zahlen und gleichzeitig mit Ihrer Familie Urlaub in der Südsee machen. Vielmehr sollten Sie alle Ausgaben vermeiden, die nicht unbedingt notwendig sind.Vermutlich wird die Bank Ihr Auto einziehen, wenn Sie die Raten für den laufenden Autokredit nicht zahlen. Denn in der Regel steht im Kreditvertrag der sogenannte Eigentumsvorbehalt. Dieser besagt, dass das Auto erst Ihnen gehört, wenn es vollständig abbezahlt ist. Bis dahin ist die Bank Eigentümerin. Zwar gibt es im Insolvenzrecht Ausnahmeregeln, wenn Sie das Auto zur Ausübung des Berufs benötigen oder schwer gehbehindert sind. Diese Ausnahmen gelten aber nur, wenn das Auto bereits Ihnen gehört. Das Gleiche gilt auch für andere Dinge, die Sie auf Kredit gekauft und noch nicht vollständig abbezahlt haben. Eine weitere Konsequenz, mit der Sie rechnen müssen, ist ein negativer Schufa-Eintrag. Sie können also Probleme bekommen, wenn Sie einen Kredit aufnehmen oder etwas auf Rechnung kaufen wollen. Bei einem negativen Schufa-Eintrag erhalten Sie folglich auch keine EC- oder Kreditkarte, keinen Handyvertrag oder Versandhausware.
Das können Sie bei Zahlungsunfähigkeit tun
Bereits bei Abschluss eines Autokredits bieten viele Banken eine sogenannte Restschuld- oder Ratenschutzversicherung (RSV) an. Diese sichert die verbleibende Kreditsumme gegen Zahlungsunfähigkeit bei unverschuldeter Arbeitslosigkeit, Arbeitsunfähigkeit oder sogar Ehescheidung ab. Je nach Alter des Versicherungsnehmers sowie Zahl und Art der versicherten Risiken variiert die Höhe der monatlichen Prämie erheblich. Sie kann im Einzelfall sogar so hoch werden, dass sich die monatlichen Raten für den Kredit verdoppeln. Wenn Sie bereits über eine Unfall- oder und Berufsunfähigkeitsversicherung verfügen, ist eine RSV meist überflüssig.
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Kredit-Umschuldung nicht immer sinnvoll und möglich
Haben Sie keine entsprechende Versicherung, sollten Sie auf jeden Fall eine Schuldnerberatung aufsuchen, bevor Sie weitere Schritte unternehmen. Viele Länder, Städte und Gemeinden bieten solche Beratungsstellen an. Neben den kostenlosen öffentlichen Stellen gibt es auch gewerbliche Schuldnerberatungen. Die Umschuldung ist eine Möglichkeit, die eventuell für Sie in Betracht kommt und häufig von Banken angeboten wird. Dabei werden ein oder mehrere laufende Kredite durch einen neuen abgelöst. Dies ist allerdings nur unter zwei Bedingungen sinnvoll. Zum einen müssen die laufenden Verträge eine vorzeitige Rückzahlung überhaupt zulassen. Dies ist nicht immer der Fall, da die Banken nur ungern auf die laufenden, verzinsten Raten verzichten. Zum anderen müssen die Bedingungen, vor allem die Zinsen, für den neuen Kredit günstiger sein als die alten. Wird Ihnen eine Umschuldung angeboten, sollten Sie unbedingt alle anfallenden Kosten in die Kalkulation mit einbeziehen, auch die eventuell anfallenden Gebühren für die Auflösung der alten Kredite.
Die Privatinsolvenz ist der schlechteste Weg
Eine Stundung, also ein vorübergehendes Aussetzen der Zahlungen, kommt in Betracht, wenn Sie der Bank glaubhaft machen können, dass sich Ihre finanzielle Situation in absehbarer Zeit bessern wird. Durch die Stundung verlängert sich die Laufzeit des Kredits entsprechend. Zu einem Schulden-Vergleich kommt es bei Autokrediten nur selten. Bei einem Vergleich verzichtet der Kreditgeber, also meist die Bank, auf einen Teil der Schulden, um nicht völlig leer auszugehen. Da bei einem Autokredit der Wagen aber eingezogen werden kann, lässt sich die Bank nur selten auf einen Vergleich ein. Dies könnte dann der Fall sein, wenn der Verkehrswert des Wagens erheblich niedriger ist als die Restschuld, beispielsweise weil der Wagen einen Unfall hatte. Ein Vergleich ist also immer an ein Entgegenkommen der Bank gebunden und abhängig vom individuellen Verhandlungsgeschick.
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Die Privatinsolvenz, auch Verbraucherinsolvenz genannt, ist mit Sicherheit der schlechteste Weg aus der Zahlungsunfähigkeit. Hierbei treten Sie während einer sechsjährigen "Wohlverhaltensphase" Ihr pfändbares Einkommen und Vermögen an einen Treuhänder ab. Auch Erbschaften müssen Sie während dieser Zeit zur Hälfte abgeben. Der Treuhänder begleicht daraus Ihre Schulden. Sollten am Ende der sechs Jahre noch Schulden übrig sein, können Ihnen diese erlassen werden. Seit Juli 2014 gibt es auch eine dreijährige Frist, die allerdings an noch härtere Auflagen gebunden ist. Die Konsequenzen der Privatinsolvenz sind also hart: Sie verdienen sechs Jahre lang nur das zum Leben notwendige, sind faktisch vom Geschäftsleben ausgeschlossen und bekommen aufgrund des negativen Schufa-Eintrags keine neuen Kredite, EC- oder Kreditkarten. Sollten Sie sich auch privat bei Freunden oder Verwandten Geld geliehen haben, drohen neben den finanziellen auch soziale Konsequenzen. Denn diese privaten Schuldner wären auch von einem eventuellen Schuldenerlass betroffen und haben dafür eventuell kein Verständnis.
Noch einige Tipps
Bevor Sie eine größere Anschaffung tätigen und dafür einen Kredit aufnehmen, sollten Sie sich überlegen, ob es günstigere Alternativen zu Ihrem geplanten Kauf gibt. Wenn Sie sich entschieden haben, sollten Sie einen Haushaltsplan aufstellen. Dabei listen Sie sämtliche Einnahmen und alle anfallenden Ausgaben auf. Danach sehen Sie wie viel Ihnen unterm Strich bleibt. Planen Sie hier unbedingt einen Puffer zur Sicherheit ein. Sollten Sie unsicher sein, ob es tatsächlich ausreicht, könne Sie auf die Suche nach Sparmöglichkeiten gehen. Dabei hilft ein Haushaltsbuch. Schreiben Sie einen Monat oder länger auf, wie viel Geld Sie täglich wofür ausgeben. Vergessen Sie dabei auch nicht einmalige Ausgaben für Urlaub oder Weihnachtsgeschenke mit einzurechnen. Anschließend überlegen Sie sich, welche Ausgaben wirklich nötig und welche überflüssig sind. Haushaltsplan und Haushaltsbuch sind selbstverständlich auch dann noch nützlich, wenn Sie bereits in die Zahlungsunfähigkeit geraten sind.
Fazit
Grundsätzlich sollten Sie sich einen Überblick über Ihre Finanzen verschaffen, bevor Sie eine größere Anschaffung über einen Kredit finanzieren. Wenn Sie sich sicher sind, dass Sie auch längere finanzielle Engpässe überstehen, können Sie loslegen. Wenn Sie trotzdem zahlungsunfähig werden, sollten Sie unbedingt zuallererst eine Schuldnerberatung aufsuchen. Die Berater sind erfahren und verfolgen mit ihren Hinweisen keinerlei Eigeninteressen. Führen Sie unbedingt ein Haushaltsbuch, damit Sie Ihre Ausgaben – und Einnahmen – im Blick behalten.
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