100.000-km-Dauertest BMW X3 2.0d
Gut in der Pflicht, schlecht in der Kür

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Mit dem X3 landete BMW auf Anhieb einen Hit. Doch die Langzeitqualität des BMW X3 kann enttäuschen. Leider trübten einige Unzulänglichkeiten das positive Gesamtbild.
Als Eiskunstläufer hätte es der BMW X3 leichter gehabt: Er hätte die Pflicht absolviert und später – nach gründlichem Training – die Kür. Im Dauertest gibt es keine Trennung, der BMW muss alles beherrschen: die Pflicht aus Technik und Zuverlässigkeit, die Kür aus Komfort, Qualität und Raffinesse – den Premium-Anspruch eben. Ausgestattet hatten wir den Dauertest-X3 mit dem meistgekauften Motor, dem Zweiliter-Diesel. Mit Sonderausstattungen wie Leder, Klimaautomatik, Xenon und Panorama-Glasdach kam der BMW X3 2.0d auf den stolzen Preis von 51.250 Euro – das ist eindeutig Oberklasse und richtig viel Geld für einen kompakten SUV mit Vierzylinder-Dieselmotor.
Knackiges Handling, hartes Fahrwerk

Nervende Anfahrschwäche
BMW beschwört ja seit Urzeiten die Freude am Fahren. Ob das mit einem 150-PS-Diesel im 1,9-Tonnen-SUV klappt? Die Antwort: nicht ganz. Der Zweiliter-Vierzylinder lief jedenfalls viel zu ruppig – "du glaubst, du sitzt auf einem Trecker", notierte Redakteur Bozo Furkes. Zudem leidet der Diesel unter einer nervenden Anfahrschwäche. Und vielen Testern war er einfach zu schlapp – für einen BMW, wohlgemerkt. "Mann, ist der schwach auf der Brust. Du musst häufig schalten, um halbwegs vorwärtszukommen", klagte Redakteur Henning Klipp. Das wiederum ist hier kein Vergnügen: "BMW-untypisch hakelig und schwergängig." Andererseits beruhigt sich der Diesel außerhalb der Stadt schnell, läuft dann rund und sauber und rennt knapp 200 km/h. Sein stärkstes Argument aber ist der Verbrauch. Im Testdurchschnitt waren es 8,9 Liter – das ist okay. Und die beste Nachricht kommt noch: Seit der Modellpflege im September 2007 baut BMW den neuen Zweiliter mit 177 PS ein. Ein ganz anderer Motor: drehfreudig, spürbar kräftiger und kultivierter.
Abgas im Innenraum
Mögen Fahr- und Triebwerk umstritten gewesen sein, bei der Bewertung der Alltags-Qualitäten waren sich alle Tester einig: Der X3 ist außen angenehm kompakt und innen geräumig, mit bequemen Sitzen für hohen Langstreckenkomfort. Lob erntete auch die grundsätzlich problemlose Bedienung. Tadel gab es nur für Kleinigkeiten wie den schlecht ablesbaren Ölmessstab und das waschanlagenunfreundliche Heck: Wegen des Spoilers bleibt ein großer Teil stets ungesäubert, die Bürsten kommen nicht ran. Die ersten Monate lief der X3 vollkommen problemlos, bis es bei Kilometerstand 18.500 im Innenraum zum ersten Mal nach Abgasen roch. Ein Ärgernis, dessen Ursache schwer zu lokalisieren war – denn der beißende Mief pflegte plötzlich zu verschwinden und irgendwann wieder einzusetzen.
Klimaanlage defekt

Ab 70.000 km sichtbarer Verschleiß

Fazit von AUTO BILD-Redakteur Dirk Branke

Hersteller-Reaktionen: Das sagt BMW...
... zum abgesprungenen Antriebsriemen des Klimakompressors: "Diese Schwachstelle wurde frühzeitig erkannt. Durch frühzeitigen Einsatz eines optimierten Antriebsriemens und eines veränderten Schwingungsdämpfers wurde diese Fehlerquelle beseitigt."
... zu den wiederholt aufgetretenen Undichtigkeiten im Abgassystem: "Hierzu konnte es in einigen wenigen Einzelfällen kommen. Ursache waren nicht korrekt eingehaltene Anzugmomente in der Fertigung bei unserem Zulieferer. Durch Verbesserung der Prozesse wurde der Mangel abgestellt."
... zum Verschleiß und Austausch der Türdichtungen: "Gelegentlich kann es zu Scheuerstellen an den Türdichtungen kommen. Ist dies tatsächlich der Fall, werden zur Sicherheit und zur Sicherstellung der Kundenzufriedenheit alle Dichtungen ausgetauscht."

... zur Anfahrschwäche und zur unzureichenden Motorgeräuschdämmung: "Zum Modelljahr 2008 gab es ein Facelift am X3. Mit diversen Modelloptimierungen wurde der leistungsstärkere 2.0d (jetzt 177 PS) eingeführt und den Problemen damit Rechnung getragen. Auch der Diesel-Partikelfilter gehört seitdem zum Umfang der Serienausstattung beim 2.0d sowie den weiteren Dieselmotoren 3.0d und 3.0sd."
... zu Klagen über das leicht hakelige und schwergängige Getriebe: "Das Getriebe ist ein weiterer Punkt, der mit dem Facelift des X3 verbessert wurde. Durch den Einsatz eines komplett neuen Getriebes wurde dieses Problem behoben."
... zu den unansehlichen Lackablösungen am Lenkrad: "Immer neue Handcremes und sonstige Pflegeprodukte kommen auf den Markt. Die Inhaltsstoffe dieser Mittel greifen die Oberflächen im Fahrzeug an. Wir arbeiten verstärkt daran, die Beschichtungen dieser Flächen zu stabilisieren."
Das sagen die Leser zum BMW X3
"Bekannte Geräusche": Geräusche aus dem Unterbodenbereich sind auch bei meinem Fahrzeug aufgetreten. Von BMW gab es darüber eine Händlerinformation. Thema: Nebengeräusche von Verteilergetriebe, Antriebswellen, Hinterachse. Emmeran Bayersdorfer, BMW X3 2.0d, Baujahr 2005
"Laut und lahm": Meine Mutter fährt seit einiger Zeit einen X3. Ich verstehe nicht, wie man dieses Fahrzeug als spritzig bezeichnen kann. Es ist eher eine eingeschlafene Schnecke. Auch in Sachen Platzangebot und Verarbeitung kann dieser BMW nicht überzeugen. Außerdem ist der X3 schlecht gedämmt. Beim Fahren lärmt der Diesel schlimmer als ein alter Mercedes Sprinter. Und die Windgeräusche? Da kommt schon fast Cabriofeeling auf. Peter Fellner, BMW X3 2.0d
"Design sehr gut": Fahrdynamisch und vom Design gefällt mir mein X3 noch immer sehr gut. Die Qualität des Kunststoffs ist aber eine Frechheit und die harte Federung einfach nervig. Torsten Berger, BMW X3 2.0d, Baujahr 2005
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