Da haben wir sie wieder, die eierlegende Wollmilchsau: Ein Sportler will er sein, der neue Q5, aber auch im Gelände mit Chef-Ambitionen glänzen. Im Alltag soll er einem mit reichlich Platz und Wohlfühlkomfort dienen – und außerdem, ganz klar, immer wertvoll wirken und gut aussehen. Schließlich reden wir von einem Audi. Und der muss alles auf einmal können. Etwa so wie ein Filzpantoffel von Doc Martens, der sich anfühlt wie ein Nike-Air-Treter. Geht das überhaupt? Die erste Begegnung mit dem Audi-SUV verrät uns schon mal so viel: Wunder dauern etwas länger – nach wie vor. Aber immerhin kommt der Q5 der Sache näher als die meisten seiner Artgenossen. Er sieht schick aus, nicht so klobig, wie in SUV-Kreisen üblich. Doch er ist so praktisch, wie wir es von ihm erwarten: reichlich Laderaum, auf der dreigeteilten Fondbank Platz zum Lümmeln, dazu praktische Details wie längs verschiebbare Rücksitze und eine umklappbare Beifahrersitzlehne (gegen Aufpreis). So passt dann zur Not auch die Haushaltsleiter rein. Da bietet der Q5 deutlich mehr als ein A4 Avant, auf dem er basiert. Dazu bequeme Sitze und vor allem das gediegene Audi-Ambiente. Da sieht der Besitzer wenigstens, wofür er das viele Geld ausgegeben hat.

1,7 Tonnen lassen sich nicht austricksen

Was das dynamische Talent betrifft, lässt sich schon mal eines festhalten: Der Q5 ist stets bemüht, den Anforderungen gerecht zu werden. Aber: Aus einem 1,7-Tonnen-Typ wird nie ein Limbo-Tänzer. Und doch – so willig, wie er die Kurven kratzt, schlägt der Audi eindeutig aus der Allrad-Art. Kein Torkeln, keine weichen Knie beim Einlenken, wenig Seitenneigung: Applaus! Dazu braucht es übrigens keineswegs die "drive select"-Option (variable Lenkübersetzung plus, auf Wunsch, adaptive Stoßdämpfer). Allerdings stelzt der Q5 ziemlich steifbeinig über den Asphalt: Federn ist nicht seine Stärke, zumal mit den optionalen 20-Zoll-Rädern. 18-Zöller sind da schon deutlich bekömmlicher, wie die Gegenprobe offenbart. Aber genügt das, um die Konkurrenz alt aussehen zu lassen? Um die Qualitäten des neuen Q5 vorab schon mal einzuordnen, baten wir einen BMW X3 und den Land Rover Freelander zum ersten Vergleich. Hier der Oberdynamiker im Segment der kompakten Premium-SUV, dort das aufrechte Charakterstück mit dem Verwöhnaroma. Und alle mit vier Zylindern und Diesel-Power, die Wahl der Vernunft. 177 PS liefert der X3 2.0d, 152 PS der Freelander TD4, dazwischen rangiert der Q5 2.0 TDI mit 170 PS.

Der X3 wirkt fast schon eine Nummer kleiner

Das deckt sich dann auch ziemlich genau mit dem Eindruck beim Fahren: Audi und BMW marschieren ausreichend stramm, wobei der X3 beim Hochdrehen eine Spur mehr Feuer entwickelt, während der Q5 auch akustisch etwas dezenter agiert. Im Freelander muss sich der Diesel erheblich mehr plagen, um die vielen Kilos auf Trab zu halten. Beide, BMW und Land Rover, bringen übrigens noch mehr auf die Waage als der nicht eben schlanke Audi. Gegen so viel Übergewicht können selbst die 400 Nm Drehmoment des Land Rover (Bestwert in diesem Trio) nicht allzu viel ausrichten. Umso mehr verblüfft, wie wieselflink ein X3 Raum gewinnt. Im Vergleich zum Q5 nimmt sich der handliche BMW deutlich leichter und kleiner aus. Ein Trugschluss freilich, zu dem wohl auch die bessere Übersichtlichkeit beiträgt sowie die Feststellung, dass einem innen alles etwas knapper bemessen vorkommt. Ganz klar: Der Audi wirkt nicht nur außen stattlicher, sondern auch von innen betrachtet; ganz abgesehen von der gefühlten Qualität – hier sieht alles aus wie aus dem Vollen gearbeitet, im BMW dagegen wie auf Kante genäht. Davonfahren kann der X3 einem Q5 übrigens nicht (dazu liegt der Audi zu gut), ebenso wenig vermag er ihn im Komfort zu übertreffen.
Im Gegenteil: Beim Überfahren größerer Bodenwellen spielt der BMW mit seinen Insassen in einer Weise Jo-Jo, wie sie einem im Audi gottlob erspart bleibt. Und der Land Rover? Er bietet das, was bei dieser Marke auf der Packung steht: die hohe Sitzposition für optimalen Überblick, das luftige Raumgefühl, ein Wellness-Fahrwerk mit No-Sports-Charakter, aber wackeren Geländequalitäten – und eine Prise Range-Rover-Feeling. Da spielt es auch keine Rolle, dass der Kofferraum des Engländers ziemlich kümmerlich ausfällt und die Verarbeitung im Detail nicht hält, was sie verspricht. Keine Frage: Am Ende ist der Q5 ganz klar das beste Auto in dieser Runde.

Fazit von AUTO BILD-Redakteur Wolfgang König

Die Quadratur des Kreises ist Audi nicht gelungen – wie auch. Auf jeden Fall setzt der Q5 aber in seiner Klasse Maßstäbe: Fahrsicherheit, Qualität und auch der technische Gehalt des Autos verdienen Lob, wenn nicht gar Bewunderung. Da zeigt sich dann auch, dass der X3 von BMW schon etwas angestaubt ist und der Freelander von Land Rover mehr denn je eine Sache für sich.

Audi Q5: Der Benziner ist eine Überlegung wert

Auch beim SUV muss es inzwischen nicht immer ein Diesel sein, für den Q5 gilt das besonders. Grund: ein überarbeiteter Zweiliter-Turbo-Vierzylinder mit Direkteinspritzung und 211 PS. Enorm, was Audi da herauskitzelt: Dank variablen Hubs der Auslassventile spricht er jetzt noch besser an als die Vorgänger-Turbos. Und dank 350 Nm Drehmoment schon ab 1500/min zieht er durch wie ein guter Diesel. Nur ohne Anfahrschwäche und viel kultivierter. Dazu kommt zunächst serienmäßig die ebenso schnelle wie ruckarme neue Siebenstufen-DSG-Automatik (bei Audi S-tronic genannt) als perfekte Ergänzung. Normverbrauch: 8,5 l/100 km statt 6,7 beim 2.0 TDI. Der Basispreis: 42.350 statt 38.300 Euro.

Von

Wolfgang König