Handwerk hat goldenen Boden – das war einmal. Wer heutzutage mit ehrlicher Arbeit erfolgreich sein will, muss strampeln. Auch die Autos von Maler Meier und Berufskollegen sind nicht mehr die alten. Kombis, also praktische Transporter mit robustem Anstrich, sind Geschichte. Das wissen wir. Typen wie 3er-Touring oder das C-Klasse T-Modell gehören längst zu den teuren Lifestyle-Objekten und nicht mehr zu den schnöden Lastenträgern. Die Zeiten ändern sich eben. Dass Handwerker es inzwischen schwer haben, liegt an der müden Wirtschaft, an der Politik, an was auch immer. Dass schlichte Kombis zu schicken Prestige-Ikonen wurden, liegt ganz klar an Audi. Die Ingolstädter haben schließlich den Avant erfunden. Mit dem neuen A4 bleibt Audi dieser Designerstück-Tradition natürlich treu. Wir vergleichen ihn als A4 1.8 TFSI mit den etablierten Lust-Lastern 320i und C 180 Kompressor.

Unter 30.000 Euro ist der neue A4 Avant nicht mehr zu haben

Die Audi-Verkäufer können sich eigentlich schon mal die Hände reiben. Mit dem neuen, 160 PS starken Avant wird es keine zwei am Anfang des Preises mehr geben. Unter 30.600 Euro geht bei Audi nämlich nichts mehr. Dafür bekommt man aktuell den kleinsten Benziner – der als Direkteinspritzer mit Turbo vorfährt. Der Vierzylinder ist ab Werk an ein Sechsgangschaltgetriebe gekoppelt, im Komfortbereich ist der Avant mit Klimaautomatik, CD-Radio und elektrischen Fensterhebern recht brauchbar ausgestattet. In Sicherheitsfragen kümmert sich der A4 mit sechs Airbags und einem Sitzsystem gegen das Schleudertrauma um seine Passagiere. So weit, so ordentlich. Aber Mercedes legt die Latte höher – leider auch beim Preis. Für mindestens 32.814 Euro bietet ein 156 PS starker C 180 K mehr Komfort und mehr Sicherheit. Zum Beispiel verfügt das T-Modell über einen zusätzlichen Airbag (vor dem Knie des Fahrers), überwacht den Reifendruck, schaltet das Fahrlicht automatisch ein. Aufpreisfrei steht ein Bordcomputer zur Verfügung, außerdem verbessern serienmäßig beheizte Außenspiegel und eine teilelektrische Sitzverstellung den Wohlfühlfaktor. Lauter Kleinigkeiten? Ja, vielleicht, aber so was kostet bei Audi nun mal Aufpreis – der Kostenunterschied relativiert sich also etwas.

Trotz Efficient Dynamics hat der BMW nur einen kleinen Sparvorteil

BMW 320i Touring
BMW setzt auf das Sparprogramm "Efficient Dynamics", kann gegen Audi aber nur 0,2 Liter gewinnen.
BMW folgt in der hauseigenen Preispolitik einer ganz anderen Leitlinie. Leistung geht hier vor Luxus. Für die 31.150 Euro Grundpreis eines 320i fehlen entsprechend wichtige Optionen wie Klimaautomatik (kostet 770 Euro) und sogar eine Dachreling (macht 230 Euro zusätzlich). Auch aktive Kopfstützen und Nebellampen spendiert BMW dem 320i nicht. Da für eine Portion mehr Mumm: 170 PS. So markiert der Touring die Spitze in diesem Vergleich. Das gilt auch für die laufenden Posten. Die Fixkosten des 3ers sind höher, speziell die Haftpflicht reißt ein Loch ins Budget. Dazu kommt, dass der BMW die serienmäßige Spritspar-Strategie Efficient Dynamics nicht vollends in einen finanziellen Vorteil umsetzen kann. Denn der Verbrauchsunterschied zum Audi beträgt trotz der Knauser-Technik mit Start-Stopp-System, intelligentem Lichtmaschinen-Management und weiteren Tricks nur 0,2 Liter. Dazu trinkt der BMW Super plus. Selbst beim Wertverlust schneidet der 3er schlechter ab als der Avant. Keine Frage also: Am günstigsten fährt man mit Audi. Der Mercedes C-Klasse-Kombi hat in diesem Kapitel ohnehin nichts zu melden. Der wie erwähnt teure – aber immerhin durch mehr Extras relativierte – Grundpreis ist nur die Spitze des Eisbergs. Ein höherer Verbrauch, kostspieligere Extras und die Festkosten lassen ihn am Ende abstürzen. Mehr als ärgerlich zudem: Die ursprünglich zwei Jahre langen Wartungsintervalle hat Mercedes halbiert. Auch das geht auf lange Sicht ganz schön ins Geld.
Audi verspricht Bestwerte für das Kofferraumvolumen. In Zahlen heißt das: Hinter der Rückbank ist Platz für mindestens 490 Liter Gepäck. Das ist in dieser Klasse eine Ansage. Und mit diesem Wert schlägt der Audi seine beiden Konkurrenten tatsächlich. Wenn auch im Falle des Mercedes mit fünf Liter zusätzlichem Stauraum nur knapp. Besonders viel Mühe hat sich Audi mit Kleinigkeiten wie einem automatischen Laderaumrollo, den sanft einrastenden Taschenhaken und einer praktischen Boden-Wendematte gegeben. Solche Details erleichtern den Alltag enorm. Aber: Ähnliche Annehmlichkeiten bieten BMW und Mercedes auch. Speziell der Touring glänzt darüber hinaus mit einem elektrisch auslösenden Laderaumrollo, beim 3er-Touring schwenkt zudem die Glasscheibe der Hecklappe separat auf. Bei einem Kombi zählt aber auch die Flexibilität. Und natürlich: was reinpasst, wenn die Rückbank umgelegt ist. Hier ist der Mercedes unschlagbar. Das T-Modell schluckt stolze 1500 Liter Gepäck. Und das darf zudem eine halbe Tonne schwer sein. Respekt. Der BMW ist nicht unbedingt der beste Packesel. Aber er meint es mit den Passagieren gut. Das Platzangebot im Fond ist deutlich besser als im Mercedes, den rund 20 Zentimeter längeren A4 kann er ebenfalls auf (Knie-)Distanz halten.
Mercedes C 180 T Kompressor
Großer Stuttgarter Reisewagen: In der C-Klasse sitzt es sich vorn wie hinten bequem.
So richtig genießen können die Fondpassagiere das Plus an Platz im BMW aber nicht. Denn durch die stärker ausgeprägten Seitenwangen der Rückbank sitzen Mitfahrer leicht eingedreht. Das können die langen Auflageflächen kaum kompensieren. Und durch die ausladenden Radhausbögen ist der Einstieg nach hinten erschwert. So etwas kennen A4- und C-Klasse-Mitfahrer nicht. Ganz im Gegenteil. In der C-Klasse reist es sich vorn wie hinten bequem, Audi bietet ebenfalls ausreichend Bewegungsfreiheit auf allen Plätzen. Die Sitze des A4 zählen darüber hinaus zu den besten der Klasse. Sie sind straff und bequem gepolstert, glänzen mit üppigen Maßen. Mit 4,70 Meter Länge überragt der Audi die beiden Konkurrenten zwar in Zahlen, der Übersichtlichkeit schadet das jedoch nicht. Audi hat dem A4 ein besonders hohes Heckfenster und große Außenspiegel spendiert. Im Mercedes stören die weit über die Fondbanklehne herausragenden Kopfstützen, dem BMW fehlen vor allen Dingen größere Außenspiegel.

Das Fazit von AUTO BILD-Redakteur Jan Horn

TFSI und Avant heißt das Rezept für den besten deutschen Kombi der Mittelklasse. Ein toller Motor trifft hier auf ein souveränes, praktisches und fahraktives Auto. Der Mercedes gibt den eleganten – aber teuren – Reisewagen. Und die praktischen Tugenden des T-Modells überzeugen unbedingt. Dem sportlichen BMW steht sein Motor im Weg. Der Vierzylinder passt nicht optimal zum dynamischen Charakter des 3er Touring. Keine Frage dagegen: Das Platzangebot kann keiner überbieten. 
Weitere Details zu den drei deutschen Mittelklasse-Kombis finden Sie in der Bildergalerie. Den kompletten Vergleichstest mit allen Tabellen gibt es im Heftarchiv als pdf.