125er-Motorräder für Autofahrer: Leichtkraftrad, gebraucht, kaufen
Mit diesen Tipps kaufen Sie sorgenfrei ein 125er-Motorrad
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AUTO BILD gibt Tipps für Motorrad-Einsteiger. Von der Anzeige über die Probefahrt bis zum Kauf: So findet jeder Autofahrer das passende 125er-Motorrad bis 15 PS.
Bild: Yamaha
Im September stehen viele gebrauchte Motorräder zum Verkauf. Die Motorradsaison endet und manchmal gibt ein Biker sein Hobby auf. Viele steigen auf ein größeres Zweirad um. Damit kommt große Auswahl an Bikes auf den Markt, die Chance auf schöne Schnäppchen steigt.
2020 könnte das Interesse an den Leichtkrafträdern besonders groß sein. Seit Januar dieses Jahres dürfen 125er bis 15 PS in Deutschland zusätzlich zum normalen A1-Führerschein mit dem Autoführerschein Klasse B und einer Zusatzschulung gefahren werden.
Die Auswahl auf dem Leichtkraftrad-Markt ist groß, sie reicht vom 125er-Roller bis zum 125er-Bobber oder Chopper. Damit interessierte Autofahrer den Überblick behalten, verrät AUTO BILD, worauf bei der Suche nach einer gebrauchten 125er geachtet werden sollte. Die gute Nachricht vorweg: Die wichtigen Punkte unterscheiden sich weniger stark vom Auto, als Motorrad-Einsteiger vielleicht denken.

Die Aprilia SX 125 ist eine 125er-Supermoto. Der Fokus der Italienerin liegt auf purem Fahrspaß.
Bild: Aprilia
Ist die Anzeige für die 125er nachvollziehbar?
Als erstes sollte die Anzeige einen seriösen Eindruck machen. Wenn die gebrauchte 125er der Wahl auf einer der gängigen Gebrauchtplattformen im Internet inseriert wird, ist das der erste Pluspunkt. Ausreichend Bilder und ausführliche Informationen zu Fahrzeug und Zustand machen klar, dass der Verkäufer mit offenen Karten spielt. Aussagen wie 'scheckheftgepflegt' oder 'unfallfrei' sowie eine belegbare Servicehistorie erhöhen die Attraktivität des Angebots. Wichtig ist beim Blick auf die Anzeige aber vor allem, dass die Angaben zur Erstzulassung, zur Laufleistung, zum Zustand und zum Preis zusammenpassen. Extrem niedrige Preise oder ungenaue Angaben in schlechtem Deutsch sind Warnsignale. Jeder kann den Neupreis des Bikes der Wahl auf der Hersteller-Homepage überprüfen und beim genauen Hinsehen erkennen, wenn einem Nicht-Muttersprachler beim Verfassen der Anzeige die Sprachkenntnisse ausgegangen sind. Passen die Angaben zusammen? Eine 125er-Supermoto wie die Aprilia SX 125 sollte keine 40.000 Kilometer gelaufen sein. Für eine große Reiseenduro geht das in Ordnung, einem kleinen 125er-Motor tun solche Laufleistungen nur selten gut.

Eine 125er-Enduro wie die Beta RR 125 LC verträgt hartes Gelände. Auf der Straße hat sie Nachteile.
Bild: BETAMOTOR S.P.A.
Das Telefonat mit dem Verkäufer sollte möglichst informativ sein
Der zweite Schritt zum gebrauchten Bike ist das Telefonat mit dem Verkäufer. Unabhängig davon, ob es sich um einen Händler oder einen Privatinserenten handelt, sollte sich der positive Eindruck aus der Anzeige beim Erstkontakt am besten fortsetzen. Der Kauf eines gebrauchten Fahrzeugs ist Vertrauenssache, die Basis dafür wird meist beim Telefonat gelegt. Wer clever ist, hat sich bis dahin schon zu den Stärken und Schwächen seines Traumbikes schlau gemacht und stellt Fragen, die sich aus der Lektüre der Anzeige ergeben.
Der Verkäufer geht im Idealfall offen und ehrlich auf die Fragen ein. Eine 125er-Enduro wie die Beta RR 125 LC etwa ist für hartes Gelände gemacht, solcher Einsatz bedeutet aber eine höhere Belastung als Fahren auf der Straße. Außerdem sollte der Verkäufer dem Interessenten ein faires Angebot zur Besichtigung machen. Eine Anzahlung leisten zu müssen, um das Motorrad zur reservieren, zählt nicht dazu. Eine Aussage wie "Morgen kommt ein Interessent vorbei. Ich melde mich, falls die Maschine danach noch zu haben ist und wir machen einen Termin aus" schon. Das gilt vor allem für weite Anfahrten. Und vielleicht hat der Verkäufer auch eine Antwort auf die Frage, warum er das Bike verkauft?

Eine Mini-Supersportlerin wie die Yamaha YZF-R125 passt nicht autmatisch zu jeder Körpergröße.
Bild: Yamaha
Darauf sollten Sie bei der Besichtigung des Motorrads achten
Beim Termin vor Ort steht als erstes die Besichtigung an. Wer auf Nummer sicher gehen will, checkt, ob die Fahrgestellnummer mit dem Fahrzeugbrief (Zulassungsbescheinigung Teil 2) übereinstimmt. Da das in den meisten Fällen überflüssig sein sollte, geht es vor allem um den optischen Eindruck. Ausgeblichene Kunststoffteile am Bike deuten genauso wie Schmutz oder Moos darauf hin, dass die Maschine draußen steht und dem Wetter ausgesetzt ist. Ist der Motor bei der Besichtigung schon warm, versucht der Verkäufer möglicherweise Kaltstartschwierigkeiten zu verschleiern. Angerostete Stahlteile lassen auf mangelnde Pflege schließen. Hat die Maschine Schrammen, lag sie vermutlich schon mal.
Ein empfehlenswertes 125er-Motorrad wie die Yamaha YZF-R125 steht ohne diese Probleme da. Die elektronischen Bauteile inklusive der Beleuchtung sollten funktionieren und der Motor ohne Schwierigkeiten anspringen. Motor, Getriebe und Dämpfereinheiten sollten dicht sein und auf keinen Fall Flüssigkeit verlieren. Die Bremsbeläge sollten in gutem Zustand sein und die Bremsscheiben weder rostig noch riefig. Ein Blick auf die Reifen und ihre DOT-Nummer verrät dazu, in welchem Zustand und wie alt die Pneus sind. Bei älteren Fahrzeugen können die Ansauggummis spröde werden. Damit der Motor keine Falschluft zieht, müssen sie getauscht werden. Nicht zuletzt sind Umbauten nur dann schön, wenn sie eingetragen sind.

Keine Abstriche: Die 125er-KTM Duke fährt exakt so messerscharf wie ihre größeren Schwestern.
Bild: KTM
Eine ausgiebige Probefahrt mit der 125er ist Pflicht
Eine 125er-KTM wie die kleine Duke fährt für ihre Verhältnisse sehr erwachsen. Abstriche im Vergleich zu größeren Maschinen muss der Eigner praktisch nicht machen. Umso genauer sollte daher bei der Probefahrt das Fahrverhalten unter die Lupe genommen werden. Genau genommen sogar vorher. Der Check des Lenkanschlags zeigt, ob die Maschine schon mal einen Unfall hatte. Die rastfreie Funktion des Lenkkopflagers prüft man, indem man das Vorderrad entlastet und dann den Lenker hin und her bewegt. Wer das entlastete Vorder- bzw. Hinterrad zur Seite zieht, erkennt dazu, ob die Radlager Spiel haben. Die Probefahrt beginnt beim Kaltstart: Senkt sich die Drehzahl, sobald der Motor warm wird? Kuppelt die Maschine beim Anfahren sauber ein? Weist die Leistungsabgabe Löcher auf, ruckelt es beim Beschleunigen? Sind beim Fahren eigenartige Geräusche wie ein Singen aus dem Getriebe zu hören oder springen sogar die Gänge? Bleibt der Druckpunkt der Bremsen nach mehrmaligem Betätigen gleich oder ändert er sich? Fährt das Motorrad geradeaus oder zieht es in eine Richtung?

Eine 125er-Honda geht als Investition durch. Die Bikes der Japaner gelten als besonders zuverlässig.
Bild: Honda
Das ist für den Kauf der Traum-125er wichtig
Kein Kauf ohne Kaufvertrag! Darin werden alle relevanten Informationen zu Verkäufer, Käufer und zum Motorrad festgehalten. Beim Motorrad geht es vor allem um den Zustand und um mögliche Schäden wie Kratzer oder Rempler. Wer die passende Fachkenntnis zum Check eines gebrauchten Motorrads selbst mitbringt oder jemanden kennt, der sie hat, kann problemlos von privat kaufen. Wer sich das nicht zutraut, wird wahrscheinlich bei einem Fachhändler glücklich. Die Preise können dort etwas höher sein, aber es gibt eine Gewährleistung.
Für die Preisverhandlungen gelten Ehrlichkeit, Respekt und Standhaftigkeit. Egal, ob eine 125er-Honda, eine 125er-Kawasaki-Ninja oder eine Retro-Maschine wie ein Cafe Racer oder ein Scrambler, der Besitzer hat sein Bike vermutlich lieb gewonnen und trennt sich vielleicht gar nicht so gern. Also ehrlich Mängel aufzeigen, aber das Zweirad nicht künstlich schlecht reden. Verhandeln ist erlaubt, gnadenloses Preisdrücken kommt dagegen meist schlecht an. Wird keine Einigung erzielt, sollte man einfach wieder gehen. Selbst, wenn die Anreise weit war.
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