Wer hat hier bei wem geklaut?

Was auf dem Eis gilt, zählt auch auf der Straße: feine Technik als Fundament, Liebe zum Detail beim Vortrag und eigenständiger Stil. So etwas beeindruckt nicht nur Punktrichter. Gerade in diesem Zusammenhang lassen wir mal die Frage offen, wer hier bei wem geklaut hat: Die Hecks von Touring und T-Modell sehen sich jedenfalls verdammt ähnlich, oder?

Kein Wunder auch, dass die beiden nahezu gleich groß sind: 4,84 Meter lang streckt sich der BMW, nur einen Zentimeter mehr der Mercedes-Benz. Dabei sieht das auf den ersten Blick gar nicht so aus: Der Benz wirkt gestreckter, eleganter, der 5er gedrungener, bulliger. Eine Frage des Geschmacks, keine Wertung.

Klarer sind die Unterschiede dann bei den Platzverhältnissen. Der E 320 ist vorn eine Spur geräumiger als der 530, in der zweiten Reihe nehmen sich die beiden Edel-Kombis überhaupt nichts. Bei Bedarf können sich hier auch gleich drei Eislauf-Prinzessinnen mühelos niederlassen.

Kofferraumvolumen und Zuladung

Mehr Platz für ihre Ausrüstung hat aber der Mercedes-Benz: Für sein Fassungsvermögen von 690 Litern im Normalfall und von 1950 Litern bei umgelegter Rückbank bekommt er deutlich höhere Noten als der BMW. Der schluckt 500 bis maximal 1650 Liter. Alle diese Angaben sind aber eigentlich noch geschönt. Beide rechnen jeweils die unter den Laderaumböden liegenden Mulden für die Reserveräder mit: BMW 35 Liter, Mercedes-Benz 40 Liter.

Mercedes-Benz liefert statt eines Notrades serienmäßig das Reifendichtmittel Tirefit und dazu eine elektrische Luftpumpe, BMW spart sich selbst das noch: Der Testwagen fuhr mit Run-Flat-Tire-Reifen (mit Alus ab 700 Euro), die auch ohne Luft und mit voller Beladung eine Weiterfahrt von mindestens 150 Kilometern und maximal Tempo 80 erlauben.

Eine Überraschung erleben wir bei der Zuladung. Statt der großzügigen Papierform von 600 (BMW) bzw. 575 (Mercedes-Benz) Kilogramm dürfen unsere Testwagen lediglich 470 (Mercedes-Benz) bzw. bescheidene 425 (BMW) Kilogramm schleppen. Damit bestätigen beide ihre Trainings-Form bei weitem nicht. Der Grund: Die üppige Zusatzausstattung summiert sich auf jeweils rund 100 Kilo – und die fehlen dann als Nutzlast. So taugt unser 5er mit fünf Personen nicht als Urlaubsauto mit Gepäck – Gewichtslimit überschritten.

Zwei schöne Reihensechszylinder

Bei allen Unterschieden, einiges haben 530d und E 320 CDI auch gemeinsam. Die Reihensechszylinder zum Beispiel. Bei BMW überrascht das natürlich nicht weiter, bei Mercedes-Benz aber schon: Die Schwaben haben dieses Bauprinzip bei den Benzinern mittlerweile in Pension geschickt.

Der 3,2-Liter aus Stuttgart erwacht überraschend lautstark zum Leben, läuft zu Beginn wie ein Aggregat aus der Diesel-Frühphase. Später gibt sich das, der CDI grummelt aber im direkten Vergleich mit dem 530d etwas mürrischer, zudem läuft er messbar lauter. Man mag derlei Sound für sportlich halten, lästig ist das jedenfalls nie, eher nervt die ausgeprägte Anfahrschwäche. Die kann auch die tadellose Fünfgangautomatik nicht überspielen, der Mercedes-Benz kommt einfach schwer in die Gänge. Erst mal in Bewegung, schieben die 204 PS aber mächtig und ohne Atempause an.

Der Dreiliter im BMW läuft vom Start weg geschmeidiger, sanfter und gleichzeitig wacher. Mit seinen 218 PS wirkt er über den gesamten Drehzahlbereich lebhafter, bissiger, die großartige Sechsgangautomatik spielt wunderbar mit. Pirouetten um den E 320 kann er trotzdem nicht drehen, der Benz hält tapfer mit und verbraucht mit 9,2 Litern sogar noch etwas weniger (BMW 9,9 Liter).

Technische Daten und Testwerte

Der 530d fuhr zum Test zusätzlich zur Niveauregulierung der Hinterachse (Serie) mit dem Wankausgleich Dynamic Drive und der Aktivlenkung vor – trotz einiger Gewöhnung sind beide Systeme eine Empfehlung. Bei langsamem bis mittlerem Tempo spricht die Lenkung superdirekt und präzise an, der BMW fährt damit auf unnachahmliche Weise agil und fegt fast ein wenig zu spielerisch um die Ecken.

Zum Ausgleich durfte der Mercedes-Benz mit der Luftfederung AIRmatic antreten. Damit bietet er den deutlich höheren Federungskomfort, schwebt sanft auch über ramponierte Pisten. Hier kann der straffer abgestimmte BMW nicht mithalten, der kurze Schläge nach innen weiterreicht. Die E-Klasse reagiert gelassener, zieht unerschütterlich ihre Bahn.

Kosten und Ausstattungen

Mit den getesteten Zusatzausstattungen an Bord ist der BMW 530d Touring dann sogar einen Hauch teurer als der Mercedes-Benz E 320 CDI T: 49.550 Euro zu 48.360 Euro. Für diese stolzen Preise gibt es noch einmal einen Abzug in der B-Note. Pflicht und Kür haben BMW und Mercedes-Benz aber bravourös absolviert.

Fazit und Wertung

Fazit von AUTO BILD-Redakteur Dirk Branke Die Höchstwertung 6,0 können wir hier nicht vergeben – aber nahe dran ist das Mercedes-Benz T-Modell auf jeden Fall. Mit viel Platz, einem geräumigen, variablen Gepäckabteil, einem starken Diesel, guten Fahrleistungen und hohem Fahrkomfort. Fehlt nur eine bessere Zuladung. Auch der BMW läuft eine großartige Kür, beeindruckt vor allem mit dem laufruhigen Motor, der perfekten Automatik und dem agilen Fahrverhalten. Typischen BMW-Tugenden also. Bei Kofferraumgröße und Zuladung patzt er – aber die sind für einen Kombi nun mal die Pflicht.

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