Vorn die Bayern, dann der Rest. So wie Bayern München die Bundesliga in diesem Jahr dominiert, ist es seit Jahren in der Kompaktklasse. Erst der Golf, dann die anderen. Nicht etwa weil Deutschlands meistverkauftes Auto bei den Testern einen Bonus hat, sondern weil VW ihm über Jahre und bei jedem Modellwechsel eine technische Reife verpasste, die bislang kein Konkurrent erreichte. Bislang. Denn im vergangenen dreiviertel Jahr hat der VW-Konzern gleich vier neue Kompaktmodelle mit der gleichen technischen Golf- Plattform auf den Markt gebracht. Um in der Fußballer-Sprache zu bleiben: Die B-Elf der Bayern greift jetzt an. Der Baukasten ermöglicht erstmals eine größere Differenzierung zwischen den einzelnen Modellen.

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Video: A3, Golf, Octavia, Leon

Der Königsmörder

Bild: AUTO BILD
Und so werden die Karten neu gemischt. Den Anfang machte im Mai Audis Edelkompakter A3. Zunächst nur als Dreitürer erhältlich und enger als der Golf, dazu mit einem kürzeren Radstand. Erst der ab März 2013 erhältliche Sportback streckt sich zwischen den Achsen auf das gleiche Maß wie der Golf. Dafür will der Audi mit einem besonders edel gemachten Innenraum verwöhnen – und seinem sportlichen Fahrverhalten. Und ist damit seinem spanischen Bruder Leon gar nicht so unähnlich. Der Seat setzt neben dem markanten Design vor allem auf "émotion" – zudem auf günstigere Preise. Der Golf ist sich beim jüngsten Modellwechsel treu geblieben. Kein Wunder, selbst als Auslaufmodell ist er mit über 240.000 verkauften Exemplaren in Deutschland unangefochtener Marktführer 2012 gewesen. Und so überrascht es kaum, dass das Design im Detail zwar raffinierter wurde, aber es bloß Kennern als neu auffällt.

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Skoda Octavia
Der neue Platzhirsch im VW-Konzern? Zumindest den Vergleich der Kompakten gewinnt der Octavia.
Auch die Kerntugenden des Golf hat VW nicht verändert: Er bietet ordentlich Platz für vier Personen plus Gepäck, verkneift sich sportliche Attitüden, ist auch bei den Preisen noch auf dem Teppich geblieben. Den größten Sprung im Baukasten-Quartett aber machte der Octavia. Skoda verlängerte den Radstad der Limousine gegenüber Golf und Co. um drei Zentimeter auf 2,67 Meter – also fast auf Mittelklasseformat. Das kommt vor allem dem Platzangebot im Fond zugute. Der Kofferraum (590 Liter) übertrifft manchen Oberklasse-Kombi. Und das hat Folgen. Zum ersten Mal seit Jahren steht im Kompakt-Vergleichtest nicht der Golf, sondern der Konzern-Bruder aus Tschechien ganz oben auf dem Treppchen. Auch wenn der Sieg in der Familie bleibt, fühlt sich das für einige doch nach einem Eigentor an.

Weitere Details zum Duell der vier Plattformbrüder gibt es in der Bildergalerie. Den kompletten Artikel mit allen technischen Daten und Tabellen lesen Sie in AUTO BILD 6/2013 oder als Download im Online-Heftarchiv.

Fazit

von

Stefan Voswinkel
Selten war ein Testfeld so stark wie in diesem Vergleich. Einzig der enge und recht sportliche Seat bleibt unter 500 Punkten, kann mit seinem günstigen Preis aber trotzdem überzeugen. Der edle Audi bietet zu wenig Platz und ist zu teuer. Deshalb nur Platz drei. Golf und Octavia fahren auf einem ähnlich hohen Niveau – das geht kaum besser. Platzangebot, der riesige Kofferraum und die günstigeren Preise lassen den Skoda am Ende gegen den VW gewinnen.

Von

Stefan Voswinkel