Daniel Abt und Lucas di Grassi feiern morgen beim ePrix in Hongkong (ab 9 Uhr auf Eurosport) Jubiläum. Die beiden Fahrer von Audi Sport Abt Schaeffler fahren ihr 50. Formel-E-Rennen. Beide sind von Anfang an dabei, gaben auch beim Debüt der Serie 2014 in Peking schon Gas.
Allerdings war damals alles noch ganz anders. "Ich weiß noch genau, dass wir damals in Peking gar nicht genau wussten, wie ernst wir das Ganze nehmen müssen", verrät Abt gegenüber AUTO BILD MOTORSPORT. "Das war wie im Sandkasten zu spielen. Ich war selten so unaufgeregt vor einem Rennen."
Das ist heute anders. Abt fährt für Audi gegen Marken wie BMW und Nissan. "Jetzt nach 50 Rennen ist es unglaublich, wie sich die Serie etabliert hat und wer alles mitmischt", sagt er. 
Abt in Peking 2014
Abt in Peking 2014
Das damals quasi als Start-up gegründete Abt-FormelE-Team hat mittlerweile zwei Titel (einen Fahrer- und einen Teamtitel) gewonnen und ist komplett von Audi übernommen worden. Eine Entwicklung, die nicht unbedingt vorhersehbar war. "Wir wussten damals noch nicht mal, ob es überhaupt ein zweites Rennen geben würde", erinnert sich Abts Teamkollege Lucas di Grassi. 
Daniel Abt ergänzt: "Es war gar nicht so leicht damals, sich zur Formel E zu bekennen, weil so wenige dran geglaubt haben. Ich persönlich hatte das damals als Chance gesehen, hatte nichts zu verlieren. Für meinen Vater war das schon anders. Aber er hat es immer gerne gemacht, etwas Eigenständiges neu zu kreieren."
Heute ist die Formel E längst technisch hochprofessioneller Motorsport. Abt: "Die Komplexität ist eine ganz andere. Damals beim ersten Auto haben wir uns schon über eine Anzeige am Lenkrad gefreut, die uns den Verbrauch angezeigt hat. Mehr gab's gar nicht. Wir hatten gefühlt einen Ingenieur, der sich ein bisschen mit der Software ausgekannt hat. Heute ist das alles mega-komplex. Es gibt zig Ingenieure, die sich allein mit der Software befassen."
Dass Abt und di Grassi neben nur wenigen anderen Piloten wie Sébastien Buemi und Jerome d'Ambrosio immer noch dabei sind, macht sie "stolz". Einen Vorteil verschafft ihnen das in den Autos der zweiten Generation aber nicht. "Die Saison fünf war ein Reset", glaubt Abt. "Auch für die Fahrer. Neulinge haben keinen Nachteil mehr."
Der Konkurrenzdruck sei mit Marken wie BMW und HWA indes nicht unbedingt größer geworden. Abt: "Natürlich ist es mega, dass solche Marken kommen, aber das Level war immer schon hoch. Der Druck kommt nicht daher, gegen wen man fährt, sondern für wen man fährt. Wenn man eine Marke wie Audi vertritt, ist es am Ende des Tages schwieriger gegen ein Techeetah-Team zu verlieren, das keiner kennt, als gegen BMW oder Mercedes."

Von

Bianca Garloff