Schönheit ist ein subjektives Thema – und doch sind sich viele Auto-Experten einig: Der von Franco Scaglione gezeichnete Alfa Romeo 33 (gesprochren trentatré) Stradale ist das schönste Coupé aller Zeiten. Zwischen 1967 und 1969 wurden nur zwölf Exemplare (einige Experten sprechen auch nur von elf) des damals teuersten Sportwagens der Welt gebaut. Jetzt bringt Alfa Romeo eine Neuauflage des 33 Stradale!

Das schönste Auto der Welt

Kurze Geschichtsstunde: In den 1960er-Jahren wollte Alfa Romeo werksseitig in den Motorsport zurückkehren. In Zusammenarbeit mit Autodelta wurde ein Sportprototyp entwickelt, der unter anderem in der Langstreckenmeisterschaft antreten sollte. Da es das 33. Projekt von Autodelta war, fiel die Wahl auf den Namen Tipo 33. Das Ziel war eindeutig formuliert: Der Tipo 33 sollte Rennen gewinnen. Und damit das gelingen konnte, sollte das Auto leicht sein.
Alfa Romeo Tipo 33 (1967)
Vom Alfa Romeo 33 Stradale entstanden nur zwölf Exemplare. Eines steht im Alfa Romeo Museum im italienischen Arese.
Bild: Werk

Vom ersten Prototyp aus dem Jahr 1965 bis zum ersten Renneinsatz vergingen zwei Jahre. Doch diese lange Entwicklungszeit sollte sich lohnen. Schon bei seinem ersten Renneinsatz am 12. März 1967 war der Tipo 33 direkt siegreich. In verschiedenen Evolutionsstufen sollte der nur rund 600 Kilo leichte Alfa in den kommenden Jahren und Jahrzehnten unzählige Siege einfahren bescherte den Italienern in den Jahren 1975 und 1977 sogar den Weltmeistertitel.
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Glücklicherweise entschieden die Verantwortlichen damals, dass eine Straßenversion gebaut werden sollte, allein schon aus Prestige-Gründen. Diesen Auftrag übernahm Franco Scaglione (der zuvor bei Pininfarina und Bertone tätig war). Das Ergebnis ist der Alfa Romeo 33 Stradale. Ein Auto wie eine Skulptur. Wunderschöne Rundungen treffen auf eine Fahrzeughöhe von unglaublichen 99 Zentimetern. Verglichen mit dem Rennwagen wurde der Radstand um zehn Zentimeter verlängert, um den Insassen mehr Platz zu bieten, ansonsten ähnelt die Straßenversion dem Rennwagen sehr.
Und als ob das Design nicht schon spektakulär genug gewesen wäre, entschied sich Alfa dazu, die Straßenversion mit einem nur leicht entschärften Motor des Tipo 33 auszurüsten. In Zahlen bedeutet das: 2,0-Liter-V8 mit etwa 230 PS bei einer Maximaldrehzahl von 8800 U/min. Der Topspeed wurde mit über 260 km/h angegeben.
Letztendlich wurden nur zwölf Straßenversionen des 33 gebaut (plus sechs Showcars und Designstudien), was sicherlich auch daran lag, dass er mit einem Preis von rund zehn Millionen italienische Lira der damals teuerste Sportwagen der Welt war. Aber eben auch der schönste.

Die Idee zur Neuauflage

Wir spulen vor ins Jahr 2022. Genauer gesagt: September 2022, Großer Preis von Italien in Monza. Hier präsentierte Alfa Fans der Marke und renommierten Sammlern die ersten Zeichnungen der Neuauflage. Die Idee: Den 33 Stradale in die Neuzeit zu übersetzen. Dazu hat Alfa das Konzept "Bottega" gegründet, das sich am Vorbild der italienischen Karosserieschmieden (Carrozzerias) orientiert.
Ziemlich genau ein Jahr später ist der erste echte Vollblut-Sportwagen seit dem 8C Competizione Wirklichkeit. Ein kleines Team von Designern und Ingenieuren hat dieses Herzensprojekt wahr werden lassen, wobei die Kunden von Anfang an in den Entstehungsprozess mit eingebunden waren. Nur 33 Exemplare werden gebaut.

Vom Original inspiriert

Auf den ersten Blick ist klar, dass das Design vom historischen Vorbild inspiriert ist – wie sollte es auch anders sein bei diesem klangvollen Namen. Gleichzeitig versprechen die Italiener aber, dass gewisse Elemente auch einen Ausblick auf zukünftige Modelle geben sollen. Besonders interessant übrigens: Die Proportionen der Neuauflage entsprechen fast auf den Zentimeter denen des Originals.
Gemeint sind hiermit nicht die Abmessungen, denn mit einer Länge von 4,64 Metern und einer Breite von 1,97 Metern ist der 33 Stradale aus dem Jahr 2023 deutlich größer als das Original, sondern das Verhältnis von Radstand zu Karosserielänge.
Alfa Romeo 33 Stradale
Transformer-Modus: Wie beim Original öffnen die Hauben im Ganzen. Die Flügeltüren sind nicht nur Show, sie sollen auch den Einstieg erleichtern.
Bild: Stellantis

Die weit heruntergezogene, runde Front wird von charakteristischen Scheinwerfern (mit zusätzlichem Lufteinlass) dominiert. Natürlich darf der Scudetto (aus dem 3D-Drucker) nicht fehlen, ist beim 33 Stradale aber neu interpretiert. Das Alfa-Logo ist aus Carbon gefertigt. Front- und Motorhaube lassen sich als Ganzes öffnen.
In der Seitenansicht wirkt der 33 Stradale schlank, besonders markant sind die großen Lufteinlässe vor den Hinterrädern, die den Sechszylinder-Biturbo mit ausreichend Kühlluft versorgen. Wie beim Original ist das Cockpit weit nach vorne gerückt. Ebenfalls nach klassischem Vorbild: Flügeltüren mit großen Glaseinsätzen. Die sehen nicht nur spektakulär aus, sie sollen auch den Einstieg erleichtern. Das kanzelartige Cockpit soll durch die großen Glasflächen besonders hell sein.
Alfa Romeo 33 Stradale
Das Heck ist mindestens genauso spektakulär wie die Front. Auf Spoiler wurde bewusst verzichtet, dafür gibt es einen riesigen Diffusor.
Bild: Stellantis
Das Heck mit den runden Rückleuchten wirkt schnörkellos. Übrigens können die seitlichen Luftschlitze vor den Rückleuchten auch mit einem zusätzlichen Karosserieteil verkleidet werden. Statt eines großen Flügels setzen die Italiener auf eine gerade Abrisskante. Auf wilde Spoiler oder aktive Aerodynamik wurde zugunsten der Form verzichtet. Alfa sagt dazu "belezza necessaria", was so viel bedeutet wie: Schönheit ergibt sich aus Funktion.

Individualisierung ist Trumpf

Besonders wichtig für die Entwickler: Individualisierung ist Trumpf. Alle 33 Fahrzeuge sind komplett individualisierbar. Und Alfa verspricht, dass keine zwei identischen 33 Stradale gebaut werden. Die Individualisierungs-Möglichkeiten reichen sogar so weit, dass die Besitzer die letzten acht Stellen der Fahrgestellnummer (VIN) selbst auswählen können.

Erster Check des 33 Stradale

Auch im Innenraum haben die Kunden die Qual der Wahl. Grundsätzlich bietet Alfa zwei Interieur-Stile an: Tributo und Alfa Corse. Ersterer ist die edlere Variante, die sich am Original orientiert und bei der auf Aluminium und Leder gesetzt wird. Alfa Corse verfolgt einen spartanischeren und puristischeren Ansatz.
Trotz einer Höhe von nur 1,23 Metern gelingt der Einstieg überraschend gut, was vor allem daran liegt, dass mit den Schmetterlingstüren auch ein großer Teil des Dachs aufschwingt. Im bisher einzigen Prototyp entschied sich Alfa für die Tributo-Ausstattung, bei der beiges mit dunkelbraunem Leder kombiniert wird. Die Sitzposition ist tief – so, wie es sich für einen echten Supersportwagen gehört.
Alfa Romeo 33 Stradale
Ein Lenkrad ohne Knöpfe und feinste Materialien: Hier würde jeder Autofan gerne mal Platz nehmen. Der Touchscreen kann versenkt werden.
Bild: Stellantis
Untypisch ist allerdings das Raumgefühl: Während sich Fahrer und Beifahrer in den meisten Ferrari oder Lamborghini wie in einer Alcantara-Höhle fühlen, ist es im 33 Stradale angenehm hell, es wirkt fast schon luftig. Das liegt an den großen Glasflächen im Dach, die an McLaren erinnern.
Mit 1,83 Metern habe ich ausreichend Platz. Ab 1,90 Metern könnte der Holm der Windschutzscheibe die Sicht nach vorne allerdings beeinträchtigen. Aufgrund der gewölbten Türen kann nur der untere Teil der Seitenscheiben geöffnet werden, so wie beim McLaren Senna oder dem Lamborghini Countach.
Geöffnet und geschlossen werden die Seitenscheiben über filigrane aus Alu gefräste Kipphebel im Dachhimmel. In der Mittelkonsole steuern weitere Kipphebel beispielsweise den Touchscreen, der für eine cleanere Optik im Armaturenbrett versenkt werden kann. In der Vorserien-Version geschieht das noch sehr langsam, aber Alfa versichert, dass es bis zur Serienversion geschmeidiger wird.
Alfa Romeo 33 Stradale
Kanzelartiges Raumgefühl: Durch den großzügigen Einsatz von Glas wirkt es im Innern des 33 Stradale luftig.
Bild: Stellantis

Das Lenkrad kommt ohne Knöpfe daher (schaut her, Porsche), die Lenkradspeichen sind aus Aluminium (Tributo) oder Carbon (Alfa Corse) gefertigt. Und auch im Armaturenbrett kommt auf Wunsch Aluminium zum Einsatz. 
Was die Materialauswahl und Farbgebung angeht, gibt es praktisch keine Grenzen. Bei der Präsentation im Centro Stile zeigt Alfa unzählige Kombinationen, aus denen die zukünftigen Kunden wählen können. Und wenn nichts Passendes dabei ist, ist das auch kein Problem, solange für die Extrawünsche bezahlt wird.
Ob der 33 Stradale auch für einen Wochenendtrip taugt? Vorne und hinten soll es je 100 Liter Kofferraumvolumen geben – das sollte reichen. Besonderer Clou: Das "Handschuhfach" ist eher eine Art Ledertasche, die mit Magneten am Armaturenbrett befestigt wird und mitgenommen werden kann. 

V6-Biturbo oder Elektro?

Und als ob das nicht schon alles spektakulär genug klingt, hat Alfa in Sachen Antrieb noch ein echtes Highlight in der Hinterhand. Trotz einer absoluten Kleinserie von nur 33 Exemplaren können die Kunden zwischen zwei unterschiedlichen Antrieben wählen. Und dabei geht es nicht um die Wahl zwischen Sechs- oder Achtzylinder, sondern von Benziner oder Elektro. Richtig gelesen, den 33 Stradale gibt es entweder mit V6-Biturbo oder als vollelektrische Version.
Starten wir mit dem 3,0-Liter-V6-Biturbo. Die Leistung des Mittelmotors geben die Italiener mit 630 PS an, was an den Maserati MC20 erinnert, doch Alfa beteuert, dass es sich nicht um den "Nettuno" getauften Sechszylinder von Maserati handelt. Stattdessen wird der 2,9-Liter-V6, der aus Giulia und Stelvio Quadrifoglio bekannt ist, aufgebohrt und modifiziert. Die Kraftübertragung übernimmt eine Achtgang-Doppelkupplung, die die Power an die Hinterräder weitergibt. Fahrleistungen verrät Alfa ebenfalls schon: Der rund 1500 Kilo leichte 33 soll in unter drei Sekunden auf 100 km/h beschleunigen und einen Topspeed von 333 km/h erreichen.
Die Elektroversion ist noch stärker. Sie leistet 552 kW (750 PS) und setzt auf 800-Volt-Technologie. Eher Nebensache bei einem Sportwagen: Der 90-kWh-Akku soll maximal 450 Kilometer Reichweite ermöglichen. Trotz 600 Kilo Mehrgewicht steht die Elektroversion dem Verbrenner in puncto Fahrleistungen in nichts nach. 100 km/h sollen in unter drei Sekunden erreicht sein, und der Topspeed soll ebenfalls bei 333 km/h liegen.

Wie wird die Verteilung zwischen Verbrenner und Elektro aussehen?

Auf die Frage, ob sich die 33 handverlesenen Kunden, von denen zwei auch einen originalen 33 Stradale besitzen sollen, bereits für ein Antriebskonzept entscheiden mussten, erklärt Alfa, dass die ersten fünf 33 Stradale Verbrenner sein werden. Aktuell soll die Verteilung bei etwa 80 zu 20 (Verbrenner/Elektro) liegen. Womöglich entscheiden sich in Zukunft noch ein paar wenige Kunden um.
Das Monocoque des streng limitierten Supersportwagens besteht aus Carbon. Der vordere Alu-Hilfsrahmen ist neu, das Monocoque an sich ist zu Teilen vom MC20 übernommen, musste aber in verschiedenen Bereichen angepasst werden, beispielsweise aufgrund des aufwendigen Türmechanismus.
Fahrwerksseitig setzen die Italiener auf Doppel-Querlenker und aktive Dämpfer, die Vorderachse lässt sich dank Lift um bis zu 50 Millimeter anheben. Carbon-Keramikbremse und Launch Control gehören in dieser Klasse zum guten Ton.

Nur 33 Stück werden gebaut

Gefertigt wird der Alfa 33 Stradale bei Carrozzeria Touring, die bereits in der Vergangenheit einige Alfa-Sondermodelle gefertigt haben. Alle 33 Exemplare waren nach nur wenigen Wochen vergeben, drei sollen nach Deutschland gehen. Das erste der 33 Kundenfahrzeuge soll am 17. Dezember 2024 ausgeliefert werden. Und dieses Datum ist kein Zufall, denn am 17. Dezember 1967 wurde das erste Exemplar des Originals an seinen glücklichen Besitzer übergeben.
Zum Preis sagen die Italiener nur so viel: Der 33 Stradale ist sehr teuer. Ein siebenstelliger Preis ist sicher. Gerüchte besagen, dass der Supersportwagen zwischen 2,5 und drei Millionen Euro kosten soll – und das scheint zumindest nicht unrealistisch.
Erst recht vor dem Hintergrund, dass die zukünftigen Besitzer von Anfang an so stark in den Entwicklungsprozess involviert waren und ihre ganz persönlichen Wünschen einfließen lassen konnten. Und zu guter Letzt erinnern wir uns noch an das Original: Das war damals der teuerste Sportwagen der Welt – und womöglich bis heute der schönste.
Diese Reise wurde unterstützt von Alfa Romeo. Unsere Standards zu Transparenz und journalistischer Unabhängigkeit finden Sie unter go2.as/unabhaengigkeit.
Jan Götze

Fazit

Toll, dass Alfa endlich wieder einen echten Sportwagen im Programm hat – und was für einen! Der Alfa Romeo 33 Stradale ist ein Auto von Enthusiasten für Enthusiasten. Die Neuauflage des Originals ist gelungen, und ich hoffe, dass weitere solcher Projekte folgen.