Der Weg nach Italien ist ein bereits vertrauter. Während man vorschriftsmäßig durch Österreich bummelt, wächst die Freude auf den ersten Espresso nach dem Brenner, es entstehen automatisch sonnige Gefühle, weil man es in vielen Jahren und Brenner-Überquerungen so gelernt hat: Der erste Espresso öffnet das Tor zu einem warmen, entspannten Land mit sehr gutem Essen und vielen Erinnerungen. Wir sind mit Aston Martin DB11 V8 Volante und Mercedes-AMG SL 63 unterwegs nach Maranello, wo der brandneue Ferrari Portofino auf uns wartet.

Im Ferrari wird der Turbo-V8 fast zum Saugmotor

Ferrari Portofino
Fühlt sich nach Sauger an: Die Drehzahlgier des Turbo-V8 im Portofino-Bug reicht bis 7500 Touren.
Der Italiener stellt sich auf Heimaterde einem ersten Fahrvergleich mit zwei seiner Hauptkonkurrenten unter den sportlich-luxuriösen Cabrios. Sportlich, weil schon der "Schwächste" unseres Trios, der DB11 Volante, 510 PS aus einem doppelt aufgeladenen V8 mobilisiert. Der ebenso zwangsbeatmete SL 63 wuchtet 585 PS auf seine Kurbelwelle. Der Ferrari Portofino schließlich zieht aus seinem 3,9 Liter großen Biturbo mit 156 PS pro Liter die höchste spezifische Leistung und erreicht eine maximale Leistung von 600 PS bei einer Drehzahl, die einen eher an einen Saugmotor denken lässt: Mit 7500 Touren – und noch etwas mehr – dreht der Italo-V8 deutlich höher als die Konkurrenz aus England (Aston: 6000) und Deutschland (AMG: 5500 Touren). Das gibt schon einmal einen Hinweis auf die grundsätzliche Charakteristik dieser drei bärenstarken Aggregate. Luxuriös sind die drei nicht nur wegen ihrer deutlich im Premiumbereich angesiedelten Preise zwischen gut 174.000 (AMG) und 199.000 Euro (Aston); der Portofino richtet sich mit 189.704 Euro dazwischen ein.

Der Mercedes SL blickt auf eine lange Historie zurück

Mercedes-AMG SL 63
Kontinuierlich verbessert: Die SL-Baureihe ist seit 1952 im Mercedes-Programm – und sehr ausgereift.
Alle drei bedienen das Highend-Segment und stellen das mit feinster Verarbeitung, edlem Leder und einer durch und durch hochpreisigen Anmutung klar heraus. Dass zumindest Ferrari seinen komplett neuen Portofino nicht als Rennstreckentool verstanden wissen will, zeigt ein Blick auf das Manettino am Lenkrad, die zentrale Voreinstellmöglichkeit für Motor, Getriebe und Fahrwerk: Der sonst übliche Punkt "Race" fehlt hier bewusst. Der Aston Martin DB11 offeriert immerhin ein "Sport Plus", wenn auch nicht über einen zentralen Regler aktivierbar, sondern über zwei Tasten am Lenkrad, über die separat Fahrwerk und Motor-Getriebe vorkonditioniert werden können. Und der SL 63 bietet sogar einen scharfen Rennstreckenmodus. Die bei Ferrari seit einigen Jahren üblichen Carbon-Keramik-Bremsen sind dagegen auch beim Portofino serienmäßig an Bord. Für den Mercedes-AMG kostet die Carbonbremse Aufpreis (8271 Euro), für den Aston Martin sind Carbonstopper gar nicht zu haben.Von außen betrachtet zweifelt man nicht an der hochpreisigen Positionierung der drei Kontrahenten: Da ist zum einen der SL, der Mercedes-Dauerbrenner, der seit 1952 stetig weiterentwickelt wurde und zuletzt auch querdynamisch deutlich zugelegt hat. Zwar nimmt er im Trio den Platz des eher unscheinbaren Mitspielers ein, doch mit seiner langen Schnauze, der muskulös modellierten Außenhaut und seiner insgesamt gestreckten Erscheinung tritt der SL 63 vergleichsweise distinguiert auf. Gespannt darf man auf die Neuauflage des Klassikers sein, die 2019 auf den Markt kommen soll.

Das Design des Aston Martin ist wie immer hinreißend cool

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Video: Aston Martin DB11 vs Ford Mustang (2018)

V8-Cabrios im Vergleich

Eine vornehme Zurückhaltung strahlt auch der Aston Martin aus, doch kleidet sich auch der DB11 mit jener Raffinesse und einem atemberaubenden Sinn für Proportionen, die man eigentlich allen Astons der jüngeren Zeit zuschreiben kann. Von vorn wirkt er mit seinem Überbiss über dem Haifischmaul-Kühlergrill wie eine Reminiszenz an Rennautos früherer Zeiten, die neckische Taillierung seines langgestreckten Karosseriekörpers wirkt sexy – das ganze Auto strahlt eine Menge Coolness aus. Auch der Ferrari Portofino geizt nicht mit optischen Reizen, die man vor allem auch dann erkennt, wenn man ihn mit seinem Vorgänger California vergleicht. So hat die Heckpartie die leichte Rucksackanmutung des Vorgängers abgelegt und wartet jetzt bei geschlossenem Blechdach mit einer vollendeten Coupéform auf; geöffnet zeigt der Portofino, dessen 2+2-Sitzkonzept ähnlich wie der DB11 im Fond Platz für Kinder oder Gepäck bietet, eine rassige Außenhaut. Daneben hat er zum Vorgänger rund 80 Kilogramm abgespeckt.
Weitere Details zu den drei sportlichen Traumcabrios finden Sie in der Bildergalerie.

Fazit

Alle drei GT-Cabrios bewegen sich auf höchstem Niveau. Mit dem besten Fahrkomfort ist der eindrucksvoll sprintende Mercedes gesegnet, der sich querdynamisch nur knapp hinter dem Aston Martin DB11 einsortieren muss. Der Brite punktet zudem mit lässiger Eleganz und seinem drehfreudigen, toll klingenden V8. Sportlich finden die beiden ihren Meister im neuen Ferrari Portofino, der neben Sprinten und engagiertem Kurven auch noch mit einem guten Fahrkomfort aufwartet. Und einem Turbomotor, der sich (fast) anfühlt wie ein Sauger.