Statt des Zufalls regiert bei uns im Lande doch gern die Ordnung. So gibt es sogar für das Runden von Zahlen hinter dem Komma eine (DIN-)Norm. Audi kennt sie und macht aus den 85 Kilowatt Leistung des neuen A1 30 TFSI (genau gerechnet sind das 115,6 PS) runde 116 Ponys. VW holt aus dem identischen Motor im Polo 1.0 TSI ebenfalls 85 kW – rundet aber nicht auf, sondern gibt 115 PS an. Macht nix, die beiden gehen auch so als Triebwerkszwillinge durch. Drehmoment, Umdrehungen pro Minute, Motormaß – alles gleich. Überhaupt teilen sich A1 und Polo nahezu alles, was sich dreht, bewegt oder drücken lässt. Stichwort Konzernbaukasten. Eine Plattform, mehrere Autos.

Der Mehrpreis des Audi steckt in seiner Innenraumanmutung

Audi A1
Vorteil Audi: Der A1 ist zwar 3000 Euro teurer, dafür aber auch edler gemacht als der VW Polo.
Und da kommt AUTO BILD ins Spiel. Denn bei so viel Gemeinsamkeit suchen wir nach den Unterschieden: Wo gibt es das bessere Auto fürs Geld? Nach Preisliste kann Audi eigentlich schon einpacken. Über 3000 Euro teurer – wie soll er das "herausfahren"? Über eine feinere Innenraumanmutung zum Beispiel. Tasten, Blenden, Zierrat, Displayanordnung und -ausführung sind wie in einer teureren Limousine arrangiert. Hier steckt wirklich mehr Geld drin. Genau nachgemessen hat der Audi aber weniger zu bieten. Im Fond stoßen die Knie eher an, und der Kofferraum fällt kleiner aus. Dank des höheren zulässigen Gesamtgewichts darf der Audi 38 Kilogramm mehr Nutzlast buckeln – nicht entscheidend, aber immerhin. Motor an, Gang rein, los! Fühlt sich bei beiden gleich an. Die Schaltung gleitet leichtgängig hier wie da. Die Geräusche sind im Audi subjektiv geringer – nach Messinstrument ebenfalls. Und auch die Fahrleistungen sind sehr ähnlich.

Im A1 findet man durchaus einen gewissen Sportsgeist

Audi A1
Dynamiker: Audi hat den A1 betont sportlich ausgelegt, das ESP lässt sich sogar ganz abschalten.
Allerdings darf der Audi kurz vorm Tempogipfel voraustoben. Die windschnittigere Karosserie duckt sich geschmeidiger in den harten Sturm von vorn. So schafft der A1 auf der Autobahn deutlich über 200 km/h, der Polo kratzt nur eben dran. Beide Autos sind zudem gute Allrounder. Die Motoren können das Bummeln am unteren Ende der Drehzahlskala vertragen, ziehen für nur 1.0 Liter winzige Dreizylinder erstaunlich gut durch, alles, was sich im oberen Tourenbereich abspielt, macht sogar richtig Laune. Denn hier geht es kernig-spritzig zur Sache. An der Tankstelle rächt sich das nicht sofort – sowohl Audi als auch VW trinken kultiviert. Nach unseren Messungen genehmigt sich der VW 6,1 Liter im Durchschnitt, der Audi 6,2 Liter Superbenzin auf 100 Kilometern. Im Audi fällt auf, dass sich die Entwickler zackig auf die sportliche Seite der Kleinwagenwelt geschlagen haben. So lässt sich zum Beispiel das ESP auf Tastendruck in eine Sportstellung justieren (oder ganz abschalten), das verleiht dem Wagen im Grenzbereich ein gewollt aktives Eigenleben.
Auch beim Einlenken fühlt sich der A1 fester, rückmeldungsfreudiger und klebriger mit schlechten Straßen verbunden an – unter anderem ein Ergebnis der großen 17-Zoll-Räder mit knackig-prallem 45er-Reifenquerschnitt. Ab Werk rollt der Audi auf niedlichen 15-Zoll-Reifen vor, der VW sogar auf 14-Zoll-Gummis.

Der Polo hat sich mehr dem Thema Sicherheit verschrieben

VW Polo
Gute Anker: Der VW steht aus 100 km/h 1,4 Meter früher als der Audi, zudem bietet er mehr Fahrkomfort.
Auf schlechten Straßen ist dem VW wohler, selbst ohne volle Beladung erlaubt die defensiver eingestellte Charakteristik der Stoßdämpferverstellung gelegentliches Ausschwingen. Nur die Sitze sollten straffer sein – so wie im Audi. Heißt unterm Strich aber dennoch: Komfort kann der Polo besser. Gleichzeitig bremst der Polo auch kürzer. Mit kalter Anlage steht er immerhin 1,4 Meter früher. VW hat den Kleinwagen wohl pflichtbewusster auf Ankernotfälle vorbereitet. Kurz: Das Führungszeugnis zum Thema Alltag fällt beim VW bestens aus. Und freundlicher zum Portemonnaie ist er ebenfalls. Wer also einen bezahlbaren Kumpel sucht – bei VW wartet einer. Warum der Polo hier trotzdem nicht gewinnen kann? Gute Frage, erklären wir gern. Vier Punkte liegt der A1 allein beim Wiederverkauf vorn. Außerdem zeigt sich der Audi hoch überlegen bei Vernetzung und Multimedia. Volle Anbindung über WLAN, Google Earth für die Navigation, Wetter-Apps sowie Stauassistent, Verkehrsschilderkennung und einiges mehr summieren sich allein im Connectivity-Kapitel zu 13 Punkten Vorsprung. Das holt der Polo nicht mehr auf. Wer auf den neuesten Computerkram allerdings verzichten kann, der wird mit ihm womöglich glücklicher.

Fazit

Das rundere und im Alltag brauchbarere Auto ist der Polo. Trotzdem gewinnt er diesen Vergleich nicht. Audi-Fahrer können den hohen Preis beim Wiederverkauf reinholen, mehr Assistenz geht auch. So siegt Audi.